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Georg Friedrich Haas in Witten 2005. Foto: Charlotte Oswald
Georg Friedrich Haas in Witten 2005. Foto: Charlotte Oswald
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Komponist Georg Friedrich Haas: Liebevoller Umgang mit dem Tod

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Emotionen wachrütteln, Schmerz hören, das sind die Anliegen von Georg Friedrich Haas. Seine Themen kreisen um Leben und Tod. Vor der Uraufführung in London am 13. November sprach Haas in einem dpa-Interview über seine Zusammenarbeit mit dem norwegischen Star-Autor Jon Fosse nach der 2008 in Paris uraufgeführten Oper „Melancholia“.

Frage: Herr Haas, worum geht es Ihnen bei Ihrer Musik?

Haas: Es ist wichtig, eine Musik zu machen, die unmittelbar emotional berührt und zu den Menschen spricht, die sie aufführen und die sie hören. Ich will ausdrücken. Ich will, dass man sich hineinsetzt mit offenem Herzen, mit offenem Kopf und mit offenen Ohren, und sich in dieses ästhetische Abenteuer bewegt. Mit möglichst wenig Vorurteilen, denn es ist wahrscheinlich anders als alle anderen Opern, die man vorher gehört hat. Ich will, dass man eine emotionale Erfahrung macht.

Frage: Leben und Tod, Dunkelheit und Licht, Stille und laute Töne spielen in Ihren Werken eine große Rolle, warum?

Haas: Tod ist ein traditionelles Element der Oper. Nur, wenn ich im Publikum sitze und zuschaue, wie ein Fürst von einem Degen erstochen wird, ist die Wahrscheinlichkeit, dass mir etwas Ähnliches passiert, relativ gering. Wenn ich aber einen Mann sehe, der am Bett steht und sich fragt, warum fühle ich mich so sonderbar, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass das von der eigenen Zukunft spricht, relativ hoch. Und was ich einfach möchte ist, dass wir uns mit diesem Thema liebevoll und angstlos auseinandersetzen. Nachdem ich selbst einmal die Nahtod-Erfahrung gehabt habe, glaube ich zu wissen, wovon ich spreche.

Frage: „Morgen und Abend“ wird an gleich zwei führenden Opernhäusern aufgeführt – London und Berlin. Freuen Sie sich darüber?

Haas: Ich habe das große Glück, hier ein Orchester zu haben, das wirklich ernsthaft analysiert und nicht mit dem Vorurteil an die Arbeit geht, der Komponist lebt noch und deswegen ist es schlecht. Ich freue mich unglaublich über die Zusammenarbeit mit diesen beiden hoch professionellen Institutionen.

Zur Person:
Georg Friedrich Haas zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten. 1953 in Graz geboren, studierte er unter anderem bei dem österreichischen Dirigenten und Komponisten Friedrich Cerha in Wien. Seine Werke wurden bei großen Festivals wie den Bregenzer Festspielen oder den Donaueschinger Musiktagen aufgeführt. Er lehrt als Professor für Komposition an der Columbia University New York.

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