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Künstlerische Bewährungsprobe - Sommer der Debüts bei den 99. Bayreuther Festspielen

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Nachdem die Nachfolge bei den Bayreuther Festspielen geregelt ist, steht in diesem Jahr endlich wieder das Künstlerische bei dem weltberühmten Opernfestival im Vordergrund: Diesmal will Bayreuth mit Regisseuren, Sängern und Dirigenten punkten. Nach dem Tod des jahrzehntelangen Festspielleiters Wolfgang Wagner stehen nun seine Töchter Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier endgültig alleine für das berühmteste Opernfestival der Welt. Mit der Neuinszenierung von Richard Wagners Meisterwerk «Lohengrin» beginnen die 99. Bayreuther Festspiele 2010 am Sonntag (25. Juli).

Es ist ein Sommer der Debütanten am Grünen Hügel: Mit 69 Jahren zeigt einer der umstrittensten Regisseure des Musiktheaters seine erste Regiearbeit in Bayreuth. Für Hans Neuenfels ist es überhaupt erst die dritte Wagner-Regie, obwohl er schon mehr als 30 Opern auf die Bühne gebracht hat. Ein großes Geheimnis macht der als «Tumultverursacher» bekannte Regie-Altstar bis zuletzt um seine Interpretation der Oper «Lohengrin«. Als «eine Art Labor» in einer «imaginären Zeit» werde er die Geschichte ansiedeln, sagte Neuenfels dem «Spiegel». Als Geschichte »zweier leidenschaftlicher Frauen" und eines mit einem übergroßen Auftrag sehr beschäftigten Schwanenritters Lohengrin.

Die Besetzungsliste dieser Neuinszenierung lässt auch sängerisch und darstellerisch Besonderes erwarten. Mit dem Münchner Jonas Kaufmann steht der derzeit wohl beste Tenor zum ersten Mal auf der Bayreuther Bühne, ihm zur Seite die Berliner Sopranistin Annette Dasch. Sie überzeugt seit Jahren mit Stimme, Ausdruck, Charme und Temperament.

Für Dasch ist die Elsa im «Lohengrin» sogar ein Rollendebüt. Mit 41 und 34 Jahren gehören beide Sänger zu den jungen deutschen Opernstars, die derzeit auf den Bühnen der Welt Furore machen. Sie könnten mit ihrem Bayreuth-Debüt zum neuen Opern-Traumpaar avancieren.

Noch jünger als die Sängergarde ist der Dirigent der Neuinszenierung: Andris Nelsons. Mit 31 Jahren steht der in Riga geborene Lette vor dem ganz großen Karrieresprung, nachdem er unter anderem bereits in Berlin, New York, London und Wien aufhorchen ließ. Auch mit Richard Wagner hat sich der junge Mann schon ausführlich befasst, denn als Chefdirigent der Lettischen Nationaloper war er an der Neuinszenierung von Wagners «Ring des Nibelungen» beteiligt.

Doch so ganz ohne Zoff scheint es am Grünen Hügel nicht zu gehen. Diesmal war es die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth, die wichtige Mäzenatengesellschaft und Unterstützerin der Festspiele, die durch personelle Differenzen auf sich aufmerksam machte. Doch inzwischen ist dort ein neues Führungsteam installiert und es kehrte wieder Ruhe ein.

Wer das Glück hat, über das offizielle Kartenbüro der Festspiele ohne zehnjährige Wartezeit Tickets für eine Vorstellung auf dem Grünen Hügel zu ergattern, muss in diesem Jahr nach einer Preiserhöhung maximal 280 Euro pro Karte ausgeben. Die günstigsten Tickets gibt es für 15 Euro, die wenigen Hörplätze schon für 8 Euro. Doch wie immer übersteigt die Zahl der Kartenwünsche jene der 54 000 verfügbaren Tickets fast um das Zehnfache. So entwickelte sich im Internet ein schwarzer Ticketmarkt zu Wucherpreisen.

Mit Spannung warten die Wagnerfans nun darauf, wen die neue Bayreuther Festspielleitung 2013, im Jahr des Richard-Wagner-Doppeljubiläums (200. Geburtstag, 130. Todestag), mit der Regie des «Rings» beauftragt. Das wird die erste wichtige Personalentscheidung der beiden Halbschwestern nach dem Tod ihres Vaters sein.


Die Bayreuther Festspiele zeigen vom 25. Juli bis 28. August folgende Richard-Wagner-Opern:

25. Juli bis 3. August
«Tannhäuser», Wagner für Kinder

25. Juli bis 27. August
«Lohengrin», Neuinszenierung, Regie: Hans Neuenfels, Dirigent: Amdris
Nelsons

27. Juli bis 25. August
«Der Ring des Nibelungen» («Rheingold», «Walküre», «Siegfried»,
«Götterdämmerung»), Regie: Tankred Dorst, Dirigent: Christian
Thielemann

29. Juli bis 26. August
«Parsifal», Regie: Stefan Herheim, Dirigent: Daniele Gatti

2. bis 28. August
«Die Meistersinger von Nürnberg», Regie: Katharina Wagner, Dirigent:
Sebastian Weigle

21. August
Public Viewing mit «Walküre» und Kinderoper «Tannhäuser», freier
Eintritt
 

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