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Leiser Dirigent, herrliches Instrument, „taktlos 132“, fiktives Interview: BR-Musikfeatures

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Wer war Haffner? Nein, nicht der Widmungsträger von Mozarts gleichnamiger Serenade ist gemeint, sondern der Dirigent Hans Hörner, dessen abenteuerlichem Leben der Bayerische Rundfunk im März eine Sendung widmet. Weitere Feature-Themen kreisen um Joseph Haydn, Richard Strauss, das Akkordeon und um musikalische Aspekte im Werk Milan Kunderas. Und am Donnerstag, den 5.3.: taktlos # 132: „Jazz-Controlling?“ mit Monika Griefahn und Peter Schulze.

taktlos 132 – Jazz-Controlling?
5. März 2009
Bayern 4 Klassik, 21.03-22.00 Uhr
Das Gewimmer war anhaltend und schrill: Die Jazz-Clubs sterben! Junge Jazzer – chancenlos! Der Jazz verhungert! Da kamen Skoda, Audi, Volvo und BMW angerauscht. Mit Festival-Hilfslieferungen und sattem Sponsoring. Eine sogenannte „Initiative Musik“ winkte wirtschaftspolitisch mit tollen Jazz-Dollars. Alles in Butter? Oder verfettet die Szene jetzt? Ist Schluss mit dem „Sound der Freiheit“? Brechen die Förder-Plattformen unter Wirtschafts-Krisen-Druck so flott weg wie sie entstanden? Antworten, unter anderem von DER Bundes-Jazz-Politikerin Monika Griefahn, live bei taktlos # 132 am 5. 3. Um 21.03 Uhr auf Bayern 4 Klassik und weltweit live gestreamt im Internet.

Wer war Haffner?
Das abenteuerliche Leben des Münchner Dirigenten Hans Hörner

Von Winfried Zehetmeier
8. März 2009
Bayern 2, 20.05-21.00 Uhr
Im Zeltbuch von Tumilad von 1949, einem „Kultbuch“ der Nachkriegszeit, schildert Erhart Kästner Leben und Überleben deutscher Kriegsgefangener in einem Lager der Engländer in der ägyptischen Wüste. Ein 1903 in München geborener Dirigent, bei Kästner geführt unter dem Pseudonym Haffner, gründet dort mit Musikern, die im Lager leben, ein Symphonieorchester, konzertiert damit zunächst innerhalb des Drahtzauns, dann in Kairo und landauf, landab.
Wer war dieser „Haffner“? Winfried Zehetmeier, Münchner Autor, Maler und ehemaliger Bürgermeister, begab sich auf Spurensuche und berichtet von den Lebensstationen des Dirigenten Dr. Hans Hörner: München, Kiel (Promotion), Athen, wo er die junge Maria Kalogeropoulou (Maria Kallas) im Theater des Herodes Attikus den Fidelio singen ließ, Ägypten, Ankara (Opernchef und Leiter der Symphoniekonzerte), Stuttgart (Chef der Philharmoniker), schließlich Tokio. In Japan wirkte er als Lehrer für Dirigieren und Orchestergründer bis zu seinem Lebensende im Jahre 1968.
Der Autor, mit Hörner verwandt, konnte auf persönliche Erinnerungen und Dokumente zurückgreifen und so ein authentisches Bild dieses nahezu unbekannten Münchner Dirigenten entwerfen.

Im Atem des Klanges
Die wunderbaren Welten des Akkordeons

Von Bettina Stummeyer
12. März 2009
Bayern 4 Klassik, 21.03-22.00 Uhr
„Der Klangcharakter des Akkordeons entbehrt jedes Adels und jeder Schönheit, und diese Eigenschaften, sowie die Armuth an Harmonien stempelt es zum geeigneten Dolmetscher des Gassenhauers, wie es dann auch fast ausschließlich auf der Straße oder in verschiedenen Tanzlokalen seine traurige Rolle spielt. Fertige Spieler, welche von Zeit zu Zeit hervortreten, haben vergeblich versucht, es konzertfähig zu machen.“
Das Musikalische Konversationslexikon hat 1880 auf den Punkt gebracht, was dem Akkordeon noch weit bis ins 20.Jahrhundert anhaften sollte, ein ausgesprochen schlechtes Image. Lange fristete das Instrument der armen Leute ein wenig respektiertes Dasein als einfaches Alleinunterhalterinstrument, das man ohne Notenkenntnisse autodidaktisch erlernen konnte.
Erst ab den 1930 Jahren begann der langsame musikalische Aufstieg der Handharmonika zu einem respektierten Konzertinstrument. Die Gründung von Akkordeonorchestern sowie ambitionierte Kompositionen holten das Instrument aus der Sackgasse der tönenden Langeweile von Kitsch und Schund. Nicht nur die Pop- und Rockmusik entdeckte das Akkordeon in den 1970 Jahren, auch die E-Musik-Avantgarde entwickelte großes Interesse für den vielfältigen und ungewöhnlichen Klang dieses atmenden Instrumentes. Die technische Weiterentwicklung vom Standardbassinstrument zum kompletten Einzeltoninstrument hatte dies möglich gemacht. Der Initiative einer neuen Generation von engagierten Akkordeonspielern wie Stefan Hussong, Teodoro Anzellotti oder der Japanerin Mie Miki ist es zu verdanken, dass immer mehr zeitgenössische Musik für das Akkordeon geschrieben wird und das Instrument endgültig den Staub der Betulichkeit abschütteln konnte.
Bettina Stummeyer hat u.a. den renommierten Akkordeonspieler Stefan Hussong und die Schweizerin Viviane Chassot besucht. Mit ihnen geht sie auf eine Reise in die außergewöhnliche und außergewöhnlich moderne Klangwelt des Akkordeons und seiner bewegten Geschichte.

Musik unter Repression
Von Julia Smilga
15. März 2009
Bayern 2, 20.05-21.00 Uhr
Die Sowjetunion und Nazideutschland waren einander in einigen kulturellen Zusammenhängen ähnlicher als manch Einer glauben möchte. So sind die Biografien jener Komponisten, die zu Opfern beider Regime wurden, wie ein endloser tragischer Roman zu lesen. So unterschiedlich die Schicksale, so allgemein ist das Fazit – heute ist ihre Musik vollkommen vergessen.
Wsewolod Zaderazkij, Alexander Mosolow und Alexander Veprik – diese Namen der russischen Komponisten, allesamt Opfer der stalinistischen Lager, sagen heute nur wenigen Kennern etwas. Ähnlich wie auch die Namen Paul Haas, Gideon Klein oder Viktor Ullmann. Die drei letzteren trafen sich in dem Vorzeigeghetto des KZ Theresienstadt - dort durften Juden sogar Kultur betreiben und Musik komponieren. Keiner von ihnen hat Theresienstadt überlebt.
All diese Komponisten waren unterschiedlicher Herkunft und schrieben unterschiedliche Musik. Ihre Gemeinsamkeit wurden ihre totale Schutzlosigkeit vor Gewalt und Vernichtungspolitik beider Regime – und ihr unbeirrter Wunsch, trotz der unmenschlichen Lebensbedingungen, Musik zu komponieren. Ein Feature von Julia Smilga.

münchen macht musik:
8 ) „Für mich ist hier gar nichts zu hoffen…“.
Richard Strauss und „sein“ München

Von Ruth-Maria Eicher
19. März 2009
Bayern 4 Klassik, 21.03-22.30 Uhr
München ein „Bauernnest voller trottelhafter Rüpel“, ein „Biersumpf“, in dem jeder freie, schöpferische Geist zu ersticken droht – solche wenig schmeichelhaften Worte fand der Komponist Richard Strauss immer wieder für seine Heimatstadt. Dabei hatte er hier eine unbeschwerte, von Musik und Musizierfreude erfüllte Kindheit und eine Jugendzeit erlebt, die ihm bereits außerordentliche Erfolge bescherte. Als 16Jähriger erlebte er die Uraufführung seiner ersten Sinfonie durch die berühmte Münchner Hofkapelle, mit 22 wurde er hier als dritter Kapellmeister engagiert und mit 30 stieg er de facto zum Chef des Orchesters auf. Für all das bedankte sich Strauss später, indem er die „Münchner Spießer“ in seiner Oper „Feuersnot“ gnadenlos verspottete und der Heimatstadt beruflich für immer den Rücken zukehrte. In der Reihe münchen macht musik versucht Ruth-Maria Eicher, die komplexen Beziehungen zwischen dem Komponisten und „seiner“ Stadt zu ergründen. Erzählt wird eine Geschichte von Liebe und Leidenschaft, von gekränkter Eitelkeit und enttäuschten Hoffnungen, von jugendlicher Hitzköpfigkeit und abgeklärtem Augenzwinkern.

Musik als Zeit
Zeit-Konzepte in der experimentellen Musik

Von Lars Jacob
22. März 2009
Bayern 2, 20.05-21.00 Uhr
„Was ist Zeit? Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es; will ich es einem Fragenden erklären, weiß ich es nicht.“ – Das Feature sucht Antworten auf das berühmte Zeit-Paradox des Augustinus in der Musik. Dass Musik nichts anderes ist als gestaltete Zeit, mag zunächst wie eine Binsenweisheit klingen. Die philosophische Dimension des Themas wird allerdings schnell verständlich, wenn man davon ausgeht, dass es keinen Zeitbegriff unabhängig vom Bewusstsein gibt. Die Zeitkunst der Musik als „geistige Ausdehnung“ in Tönen und Klängen eröffnet einen besonderen Zugang zur Innerzeitlichkeit des Bewusstseins: Wir hören uns gleichsam bei unseren eigenen Syntheseleistungen zu. Doch wie lässt sich eine Musik verstehen, die von der linearen Verlaufszeit abweicht und sich entwicklungslos in sich kreisenden oder komplexen Strukturen zuwendet? Mit dieser Fragestellung widmet sich die Sendung von Lars Jacob drei amerikanischen experimentellen Komponisten: Steve Reich, Conlon Nancarrow und Morton Feldman.

passeggiate musicali
Hadyn in Esterhazy

Von Markus Vanhoefer
26. März 2009
Bayern 4 Klassik, 21.03-22.00 Uhr
Allzu lange hat ihn die Nachwelt als volkstümlichen „Papa“ Haydn zur lieblichen Nippesfigur einer klassischen Behaglichkeit reduziert. Dass hinter dieser Dichtung nur wenig Wahrheit steckt, ist heute unumstritten. Dennoch macht es uns der große Komponist nicht leicht, ihn in seiner künstlerischen Entwicklung und psychologischen Disposition zu verstehen. Denn Haydn war kein strahlender intellektueller Geist der Aufklärung, kein weitgereister Kosmopolit, wie es zum Beispiel Mozart war.
Haydns kreative Potenz, seine innovative Kraft und wegweisende Funktion für ihm nachfolgende Musikergenerationen entwickelte sich im weltabgeschiedenen „goldenen Käfig“ eines spätabsolutistischen Fürstenhauses. Die Sendung `Passeggiate musicali“ von Markus Vanhoefer begibt sich auf radiophone Spurensuche an die Orte, an denen Joseph Haydn ein langes Berufsleben im Dienste einer der reichsten Familien Europas, den Fürsten Esterhazy, stand.
Ist im österreichischen Eisenstadt, unweit der ungarischen Grenze das zu finden, was den Sohn eines einfachen Wagnermeisters zur übermächtigen Komponistenpersönlichkeit werden ließ?

Die magische Zahl 7
Milan Kunderas musikalische Romane
Ein fiktives Interview

Von Werner Bleisteiner
29. März 2009
Bayern 2, 20.05-21.00 Uhr
Viele Leser lassen sich von seinem assoziativen und intimen Erzählstil aufsaugen – anderen ist das allzu wenig konkret und zu sehr intellektuell: Milan Kundera ist kein leichter Autor - auch wenn der Titel seines bekanntesten Romans mittlerweile zu einem geflügelten Wort wurde: „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“. Kundera beschreibt Menschen auf der Suche nach ihrer Identität, Lust und Leiden, die sie antreiben, den schmalen Grat zwischen Unsterblichkeit und Lächerlichkeit.
Stets spielt im Hintergrund Musik eine Rolle: Die Gefühle, die sie vermittelt, die Geschichte(n), die sie erzählt. Vielleicht wäre Milan Kundera, der am 1. April seinen 80. Geburtstag feiert, ja auch ein berühmter Musiker geworden? Immerhin war sein Vater ein bekannter Pianist und Musikwissenschaftler. Er selbst studierte Komposition und trat als Jazzmusiker auf.
Da sich Milan Kundera seit über zwanzig Jahren Interviews verweigert, hat Werner Bleisteiner Milan Kunderas Werke befragt und so ein fiktives Interview inszeniert.

 

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