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Keine Lust mehr zum Singen - Heldenbariton Theo Adam wird 90. Foto: Hufner
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Was kommt 2014? Von Gluck bis Richard Strauss – Das Musikjahr 2014 ist reich an Jubiläen und Gedenktagen

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Musikenthusiasten erwartet ein erfreuliches Jahr 2014, denn die kommenden zwölf Monate sind angereichert mit Jubiläen und Gedenktagen, die an große, unvergessene Komponisten erinnern. Mit Sicherheit dürften vor allem Carl Philipp Emanuel Bach, Christoph Willibald Gluck, Richard Strauss und Giacomo Puccini im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Bach junior und Gluck wurden vor 300, Richard Strauss vor 150 Jahren geboren und Puccini starb vor 90 Jahren. Daneben werden im nächsten Jahr auch berühmte Werke wie Beethovens einzige Oper „Fidelio“ und seine achte Sinfonie sowie Franz Schuberts Große Sinfonie in C-Dur „runde“ Geburtstage feiern. Walter Scharfenecker hat für uns gesammelt!

Doch der Reihe nach: 

8. März 1714: Carl Philipp Emanuel Bach, der zweitälteste Sohn des späteren Thomaskantors von Leipzig, kommt in Weimar zur Welt, wo der Vater als Organist an der Hofkirche angestellt ist. Um ihn unter den vielen Bachs genau verorten zu können, gaben ihm die Musikwissenschaftler die Beinamen „Berliner -“ oder „Hamburger Bach“. Von 1740 bis 1767 dient er dem Preußenkönig Friedrich dem Großen als Kammercembalist, um dann als Nachfolger seines Paten Georg Philipp Telemann bis zu seinem Tod 1788 als Kirchenmusikdirektor in Hamburg zu wirken. Seine Musik bildet die Brücke zwischen dem Barock und der Wiener Klassik. Sein wohl größter Verehrer war Joseph Haydn. Das „Bachfest Leipzig“ schenkt ihm im nächsten Jahr seine besondere Aufmerksamkeit. Bislang kann sich nur Frankfurt an der Oder, wo C. P. E. Bach seine Laufbahn begann, rühmen, als einziger Ort der Welt ein ihm gewidmetes Museum zu besitzen. Auch der Konzertsaal der Stadt, eine ehemalige Kirche, ist nach dem Musiker benannt.  

27. März 1839: Vor 175 Jahren wird in Karewo im fernen Russland nahe der heutigen Grenze zu Lettland Modest Mussorgski geboren. Seine Oper „Boris Godunow“, die am 27. Januar 1874 im Marjinski-Theater in St. Petersburg uraufgeführt wird, gilt als unübertroffene Spitzenschöpfung der russischen Operngeschichte. In seiner Musik orientiert er sich an der russischen Volks - und Kirchenmusik. Ihm geht es allein darum. „Mütterchen Russland in seiner ganzen Weite darzustellen.“  Sein Klavierwerk „Bilder einer Ausstellung“, von Maurice Ravel instrumentiert, begeistert bis heute jeden Konzertbesucher. 

2. Mai 1864: In Paris stirbt vor 150 Jahren einer der größten Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts: Giacomo Meyerbeer. Der Sohn eines jüdischen Zuckersieder - Fabrikanten in Berlin schuf in der französischen Hauptstadt seine großen Opern wie „Die Hugenotten“, „Der Prophet“ und „Die Afrikanerin“. Sein Instinkt für theatralische Wirkungen machte ihn zum führenden Meister der „Grand Opéra“. Bis in die 1920er Jahre hinein konnten sich seine Werke auf den internationalen Bühnen behaupten, erlebten dann aber keine wirkliche Renaissance. Sein „Krönungsmarsch“ aus dem „Prophet“ ist allerdings bis heute unvergessen, er gehört als „Slow-March“ zum festen Repertoire einer jeden britischen Militärkapelle. Meyerbeer fand auf dem Berliner Jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee an der Seite seiner Mutter Amalie seine letzte Ruhe. 

11. Juni 1864: Richard Strauss erblickt in München das Licht der Musikwelt. Seine Wiege steht im Haus am Altheimer Eck Nr.2. Er ist der Sohn des Hofmusikers und Hornisten Franz Strauss (1822-1905) und seiner Frau Josepha (1838-1910), einer geborenen Pschorr aus der berühmten Münchener Bierbrauerfamilie. Fünf Wochen vor seiner Geburt kam es in der Münchener Residenz zur ersten denkwürdigen Begegnung zwischen Richard Wagner und seinem größten Mäzen, dem bayerischen König Ludwig II.  2014 wird eine der Sinfonischen Dichtungen aus der Feder von Strauss ebenfalls einen Jubiläumsgeburtstag feiern: „Don Juan“. Sie wurde vor 125 Jahren am 11. November 1889 in Weimar uraufgeführt. Mit diesem Werk gab Strauss seinen Einstand als Großherzoglich Sächsischer Hofkapellmeister in dieser Kleinstadt mit großem Namen. Strauss unterhielt vor allem  in seiner Zeit als preußischer Generalmusikdirektor an der Hofoper Unter den Linden in Berlin beste Verbindungen zur Hofoper in Dresden, die 15 seiner Bühnenwerke uraufführte, darunter am 26. Januar 1911 den „Rosenkavalier“. Im kommenden Jahr ehrt die Semperoper den Jubilar mit den Aufführungen einiger seiner Bühnenschöpfungen. Den Auftakt zum Festjahr bildet eine Neuinszenierung von „Elektra“, im März und April folgen „Ariadne auf Naxos“ und „Salome“. Strauss starb am 8. September 1949 in Garmisch- Partenkirchen. 

2. Juli 1714:  Christoph Willibald Gluck, Sohn eines Försters, wird in Erasbach in der Oberpfalz geboren. Nach vielen Wanderjahren, die ihn nach Mailand, London und Paris führen, lässt sich der Opernkomponist 1779 endgültig  in Wien nieder, wo er acht Jahre später stirbt. Gluck ist der älteste Opernmusiker, der sich mit seinen Werken, vor allem mit „Orpheus und Eurydike“, noch ständig im Repertoire der Musiktheater hält.   

27. Juli 1924: In Berlin stirbt vor 90 Jahren der deutsch-italienische Komponist und Pianist Ferruccio Busoni, der aus Empoli bei Florenz stammte. Der Schwerpunkt seines kompositorischen Schaffens liegt auf der Klaviermusik; berühmtestes Beispiel: seine „Indianische Fantasie“. Am 13. April 1912 erfolgt in Hamburg die Uraufführung seiner Oper „Die Brautwahl" mit einem eigenen Text nach einer satirischen Erzählung E.T.A. Hoffmanns. 

12. September 1764: Vor 250 Jahren stirbt in Paris im Alter von 81 Jahren der aus Dijon stammende Jean-Philippe Rameau. Der Sohn eines Organisten tritt zunächst in die Fußstapfen des Vaters und wirkt an verschiedenen Kirchen in Frankreich. In Paris macht er die Bekanntschaft mit dem Generalsteuerpächter de la Pouplinière, der in seinem Palais ein eigenes Orchester unterhält, das Rameau leitet. Dort beginnt seine große Zeit als Opernkomponist, der in seine Werke Tänze wie Sarabande, Menuett, Gavotte, Rondeau und Chaconne einfügt. Einige seiner Opern gehören noch heute zum Repertoire nicht weniger Opernhäuser. 

26. Oktober 1564: Vor 450 Jahren wird in der Sebalduskirche von Nürnberg Hans Leo Haßler getauft. Der Sohn eines Edelsteinschleifers schuf die Melodie zu dem Liebeslied „Herzlich tut mich verlangen.“ Diese Weise lebt bis heute als Melodie des Passionsliedes „O Haupt voll Blut und Wunden" fort.1608 tritt Haßler in kursächsische Dienste in Dresden ein. Am 8. Juni 1612 stirbt er in Frankfurt /Main. Der an Lungenschwindsucht schwerkranke Musiker war mit seinem Herrn, dem Kurfürsten Johann Georg I. (1585/1611-1656), zur Wahl von Matthias zum Kaiser nach Frankfurt gereist. 1969 wird zur Erinnerung an Leo Haßler im Frankfurter Dom eine Gedenktafel enthüllt.  

2. November 1739:  In Wien wird vor 275 Jahren der 1773 in den Adelsstand erhobene Karl Ditters von Dittersdorf geboren. Der mit Gluck, Haydn und Mozart befreundete Komponist ist der Schöpfer des bis heute nicht vergessenen Singspiels „Doktor und Apotheker“. Aus seiner Feder stammen mehr als vierzig Singspiele und Opern sowie rund hundert Sinfonien. Der 1799 verstorbene Komponist ist gleichzeitig auch als Forstmeister tätig. Ditters von Dittersdorf  ist zu seiner Zeit gefragt, wie sein Freund Mozart im Herbst 1790 bitter zur Kenntnis nehmen muss. Im Rahmen der Feste anlässlich der Krönung Leopolds II. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation in Frankfurt wird nicht, wie zunächst vorgesehen, Mozarts „Don Giovanni“, sondern auf Wunsch des neuen Kaisers „Die Liebe im Narrenhaus“ von Karl Ditters von Dittersdorf aufgeführt.  

4. November 1924: In Paris stirbt Gabriel Fauré, der „französische Schumann“ im Alter von 79 Jahren. Der Schüler von Camille Saint-Saens und Lehrer von Maurice Ravel gilt als Vorläufer des Impressionismus in der Musik. Sein Schaffen umfasst all Gebiete der Musik. Das 1910 von ihm komponierte Requiem ist heute noch oft zu hören.  

29. November 1924: Vor 90 Jahren stirbt Giacomo Puccini in einer Klinik in Brüssel nach einer Kehlkopfoperation.Der Komponist aus Lucca in der Toscana gilt als der letzte große Bewahrer der italienischen Operntradition. Seine Schöpfungen wie „Manon Lescaut“, „La Bohéme“, „Tosca“ „Madame Butterfly „ und „Turandot“ belegen, dass er mit jeder Faser seines Herzens ein Theatermusiker war.  

„Fidelio“ wird 200 Jahre alt 

2014 stellt sich auch als ein kleines Beethoven-Jahr vor: Im Großen Redoutensaal in Wien erklang vor 200 Jahren, am 27. Februar 1814, zum ersten Mal seine 8. Sinfonie in F-Dur op.93, die ungefähr gleichzeitig mit der am 8. Dezember 1813 uraufgeführten Siebten in A-Dur entstanden war. Bei einem Vergleich der beiden Werke erklärte er einmal, die Siebte gehöre zu seinen großen Sinfonien, die Achte sei aber die bessere. Ein zweiter Höhepunkt folgte wenige Monate später: In einem dritten Anlauf gelang Beethoven im Kärntnertortheater am 23. Mai die erfolgreiche Uraufführung seiner einzigen Oper „Fidelio“. Die erste Fassung nach dem Text des Theatersekretärs Joseph Sonnleithner hatte er im „Eroica-Jahr“ 1805 im Theater an der Wien auf die Bühne gebracht, die aber beim Publikum durchfiel, eine zweite Fassung fand beim Publikum eine gnädige Aufnahme, wurde aber nach der zweiten Aufführung vom Spielplan genommen, weil sich Beethoven mit dem Theaterdirektor überworfen hatte. Der Dramaturg Georg Friedrich Treitschke schrieb ein neues Libretto und raffte die Handlung. „Die Oper war trefflich eingeübt“, berichtete Treitschke nach der Uraufführung. „Beethoven dirigierte, sein Feuer riss ihn oft aus dem Takte, aber Kapellmeister Umlauf lenkte hinter seinem Rücken Alles zum Besten mit Blick und Hand. Der Beifall war groß und stieg mit jeder Vorstellung.“ Der Schöpfer des Bühnenwerks wurde bereits nach dem ersten Akt stürmisch gefeiert. Der Applaus steigerte sich zum Schluss zum Orkan. 

Die Geschichte stürmt weiter voran. Man schreibt das Jahr 1839. Am 21. März jenes Jahres erklingt im Gewandhaus von Leipzig ein bislang unbekanntes Werk des 1828 verstorbenen Franz Schubert: die Große Sinfonie in C-Dur. Es war Robert Schumann, der sie kurz zuvor am Neujahrstag während seines Wien-Aufenthalts bei Schuberts Bruder Ferdinand entdeckt hatte. Er sandte den kostbaren Fund nach Leipzig, wo kein Geringerer als Gewandhaus-Kapellmeister Felix Mendelssohn-Bartholdy die Uraufführung der Sinfonie leitete. Sonderbarerweise fand die Sinfonie zunächst wenig Anklang. Die altehrwürdige London Philharmonic Society lehnte sie sogar als „ zu lang und zu schwierig“ ab. 

Vor 125 Jahren, am 20. November 1889, wurde Gustav Mahlers erste Sinfonie in D-Dur unter seiner Leitung in Budapest uraufgeführt. Mahler war zu dieser Zeit dort als Direktor der Königlich-Ungarischen Oper tätig. Die Aufführung fand ein geteiltes Echo. Der berühmte Musikkritiker Eduard Hanslick lästerte, dass die „neue Symphonie zu jener Gattung Musik gehört, die für mich keine ist.“ Für eine Aufführung in Hamburg 1893 gab er dem Werk den Titel „Titan“, den er aber später wieder zurückzog. 

Das Musical „Anatevka“ feiert 2014 seinen 50. Geburtstag. Das wehmütige Bühnenwerk wurde am 22. September 1964 mit überwältigendem Erfolg am Broadway in New York uraufgeführt. Viele Besucher des Musicals glauben, dass das Stück ein Produkt der US- Vergnügungsindustrie sei. Tatsächlich beruht die Handlung auf der Erzählung einer wahren Geschiche aus der Feder des jiddischen Schriftstellers Sholem Alejchem, wenn auch Anatevka ein fiktives Dörfchen, ein „Schtedl“, ist. Den Milchmann Tewje gab es wirklich. Alejchem traf ihn eines Tages vor den Toren Kiews. Der Jude schüttete ihm sein Herz aus, berichtete über das harte Los, eine große Familie durch den Verkauf von Milch und Käse über die Runden zu bringen. Der Librettist des Musicals, Joseph Stein (1913-2010) stützte sich beim Verfassen des Textes auf diese Erzählung. Die Musik schrieben die Komponisten Jerry Bock (1923-2010) und der ein Jahr jüngere Sheldon Harnick, der für die Gesänge zuständig war.

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