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Mit dem Neubauprojekt „CampusOne“ nun an einem Ort vereint: die Hochschule für Musik Karlsruhe. Foto: Tom Kohler
Mit dem Neubauprojekt „CampusOne“ nun an einem Ort vereint: die Hochschule für Musik Karlsruhe. Foto: Tom Kohler
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„Stolz wie Wolfgang“: Hochschule für Musik Karlsruhe weiht Neubaukomplex „CampusOne“ ein

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Zwei neue Gebäude und eine großzügige Fläche für Freiluftkonzerte – die allerdings noch auf ihre endgültige Fertigstellung wartet: Mit dem Neubauprojekt „CampusOne“ ist die Hochschule für Musik Karlsruhe nach zweijähriger Bauphase nun an einem Ort vereint. Vorbei sind die Zeiten, als zwischen dem wiederaufgebauten, backsteinroten Renaissance-Schloss Gottesaue – Sitz der Musikhochschule – und verschiedenen Unterrichtsgebäuden in der Innenstadt gependelt werden musste. Mit einem Festakt wurde der neue Campus in Karlsruhe nun offiziell eingeweiht.

Beim Betreten des Campus-Areals fällt sofort der wuchtige Multimediakomplex („MUT“) ins Auge. Er wurde auf dem Campusgelände zusammen mit neuen Unterrichtsräumen („Fany-Solter-Haus“) errichtet – diese konnten bereits im Oktober vergangenen Jahres in Betrieb genommen werden. Architektonisch einfach und funktional gehalten bildet der kastenförmige Bau des „MUT“ mit seiner überwiegend geschlossenen Außenfassade in schwarzer Keramik einen Kontrapunkt zum feingliedrigen Renaissance-Schloss. Hier untergebracht sind das Computerstudio und die Institute Lernradio, Neue Medien sowie Musikwissenschaft und Musikinformatik. Motor des Ganzen ist allerdings das „Wolfgang-Rihm-Forum“: ein multifunktionaler Bühnensaal mit rund 400 Plätzen. In vielerlei Hinsicht auf dem neusten Stand der Technik, bietet er vor allem eine Spielwiese für Studierende des Lernradios sowie des Instituts für Musiktheaters.

An diesem Ort fand man sich auch ein, als die Neubauten in einem Festakt nun offiziell den neuen Nutzern übergeben wurden. Unter den geladenen Gästen aus Wirtschaft, Politik und Kultur waren der Baden-Württembergische Finanzminister Nils Schmid (SPD) sowie Kunststaatssekretär Jürgen Walter (Die Grünen). „Kunst und Kultur sind kein überflüssiger Luxus, sie gehören zu einer lebenswerten Gesellschaft dazu und wir wollen dem auch in vollem Maße Rechnung tragen", sagte Nils Schmid in seiner Ansprache und bezeichnete die rund 29,5 Millionen Euro, von denen sich die Stadt Karlsruhe mit rund 500 000 Euro beteiligte, als „große Anstrengung“, aber zugleich als „vorzüglich angelegtes Geld“. Die Innenausstattung hatte die Hochschule für Musik mit Hilfe von Sponsorengeldern selbst übernommen, so füllten zum Beispiel zwei Benefizveranstaltungen den Geldbeutel, bei denen internationale Klassikstars wie Renée Fleming und Anne-Sophie Mutter als Zugpferde dienten.

Kunststaatssekretär Jürgen Walter (Die Grünen) umriss das Projekt als „Symphonie des Bauens“, deren „Durchführung rhapsodische Längen“ sowie ein Tempo aufweise, das in „den Zwischensätzen verschleppt“ werde. Auch enthalte sie das ein oder andere „DaCapo“ – Walter spielte damit auf die ursprünglich bereits für Oktober letzten Jahres angesetzte Einweihung von „CampusOne“ an. Der bis auf die Sekunde zählende Countdown auf der Homepage der Musikhochschule musste neu gestellt werden. Nun jedoch erfülle CampusOne laut Walter „die Sehnsucht nach musikalischem und intellektuellem Austausch auf kurzem Wege“.

Gerahmt wurden die Festreden von musikalischen Beiträgen, deren Wirkung allein durch die auf Leinwand projizierten Videos von Enno-Ilka Uhde geschmälert wurde. Der Performance-Künstler hatte im Vorfeld beispielsweise die Hochschulangehörigen auf dem Campus zum Videodreh versammelt, lies sie auf und abgehen, in Zweierreihen oder alleine, filmte die Gesichter in Nahaufnahme. Rihms komplexes, eruptives Werk „Verwandlung IV“ verlangt jedoch nach voller Aufmerksamkeit und eignete sich zudem denkbar schlecht als Soundtrack zu Bildern, die das Agieren fröhlicher Menschen zeigt. Auch der stets auf der Bühne weilende, weißgeschminkte Pantomime mit Rose konnte nicht vermitteln. Musikalisch jedoch überragend dargeboten vom Orchester der Hochschule für Musik Karlsruhe unter der Leitung von Mario Venzago, zeigte sich zugleich auch die akustische Größe des Bühnensaals. Der anwesende Komponist reagierte ungemein euphorisch auf den mitreißenden Vortrag seines Werkes, sprang während des Applauses auf und verneigte sich mit lachenden Augen vor dem Orchester. Oberbürgermeister Frank Mentrup griff dies in seiner späteren Rede auf und bemerkte, dass man über die Neubauten in Karlsruhe nicht stolz wie Oscar, sondern wie Wolfgang sei.

Mit einem „MusikFest anlässlich der Eröffnung von CampusOne“ gehen die Feierlichkeiten in Karlsruhe weiter; zwischen dem 27. April und 12. Mai gibt es eine Reihe von musikalischen Veranstaltungen, das Programm ist zu finden unter: www.hfm-karlsruhe.de

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