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Abb. 1: Beatles-Lapbook: Titelseite und aufgeklappte Faltbuch-Seite. Foto: Karin Saller
Abb. 1: Beatles-Lapbook: Titelseite und aufgeklappte Faltbuch-Seite. Foto: Karin Saller
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Den Unterricht abwechslungsreich gestalten

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Was Lapbooks im Musikunterricht können
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Was ist eigentlich ein Lapbook? Diese Frage stellte sich mir vor einigen Monaten, als eine Werbemail eines Schulbuchverlags eine Neuerscheinung mit dem Titel „Lapbooks gestalten“ bewarb. „Laptop“ als Arbeitsgerät für die tägliche Unterrichtsvorbereitung ist ein bekannter Begriff, aber der Name Lapbook war mir bis dahin unbekannt. Nach einigen Recherchen im Internet lernte ich, dass dieser Begriff aus den USA stammt und dort Lapbooks gerne im Unterricht der Elementary School zu diversen Sachthemen eingesetzt werden. Im Englischen bezeichnet der Begriff „lap“ den Schoß einer sitzenden Person. Recherchiert man den Begriff im Internet, findet man unter anderem folgende Erklärung: „Ein Lapbook ist ein Buch oder eine Mappe, das bzw. die sich mehrfach aufklappen lässt und in die kleine Faltbüchlein (Leporellos, Stufenbücher, Kreisbücher usw.), Taschen, Klappkarten, Pop-ups, Umschläge mit Kärtchen usw. eingeklebt sind [so dass sie] immer wieder neue Überraschungen bietet.“ (1)

Welche Vorteile bringen Lapbooks?

Lapbooks „eignen sich insbesondere dazu, die Auseinandersetzung mit einem Lernthema zu intensivieren, individuelle Lernprozesse zu unterstützen sowie persönliche Bezüge zu einer Forscherfrage oder zu einem Sachinhalt zu initiieren. Auf diese Weise wird differenziertes und selbstbestimmtes Lernen ermöglicht.“(2) – Plakate sind oft inhaltlich völlig überfüllt, mit unleserlich kleinen Schriften; meine Schülerinnen und Schüler bringen sie eingerollt mühsam mit dem Bus zur Schule; nach dem Referat müssen sie im Musiksaal oder im Klassenzimmer – soweit Platz vorhanden ist – aufgehängt und spätestens zum Schuljahresende wieder abgenommen werden. In unserer Familie zu Hause landen die aus der Schule zurückgebrachten, teils mühsam und sehr aufwändig gestalteten Plakate zu Beginn der Sommerferien zusammengerollt im Keller. Von dort aus geht es in einigen Jahren vermutlich direkt in Richtung Papiertonne. Lapbooks dagegen finden aufgrund ihrer handlichen Größe in jedem Ordner oder Schnellhefter ihren Platz, können in einer Klarsichtfolie problemlos transportiert und aufbewahrt werden. Außerdem faszinierte mich an Lapbooks die Möglichkeit, viele Informationen auf kleinstem Raum übersichtlich anzuordnen.

Wie erstelle ich ein Lapbook?

Eine Bilddokumentation über die Entstehung des hier beschriebenen Beat-les-Lapbooks mit einer Anleitung für die einzelnen Arbeitsschritte ist online abrufbar.(3) Im Überblick sehen die Arbeitsschritte wie folgt aus: Ich halbiere ein handelsübliches Plakat und kann daraus zwei separate Lapbook-Außenteile oder Lapbookhüllen erstellen. Prinzipiell achte ich auf eher hellere Farben, um später problemlos mit Füller oder Fineliner-Stiften Texte auch direkt auf die Lapbookhülle schreiben zu können. Ein farbiges DinA4-Blatt stabilisiert die Lapbookhülle und diese passt anschließend auch perfekt in jede DinA4-Klarsichtfolie. Alle weiteren benötigten Materialien sind je nach eigenen Vorlieben oder passend zum jeweiligen Lapbook-Titel vorzubereiten. Zahlreiche kos-tenlose Faltvorlagen für Leporellos (= Faltbuch) findet man beispielsweise im Internet bei www.zaubereinmaleins.de. Bei Bildmaterialien greife ich gerne auf kostenlose und rechtefreie Bilder aus dem Internet zurück (z.B. www.pixabay.com). Ausgerüstet mit Schere, Klebstift, diversen Farbstiften und gegebenenfalls weiteren Materialien aus dem Bastelbedarf (z.B. Washi-Tape-Klebebänder) kann die inhaltliche Arbeit am Lapbook beginnen.

Bevor die Seiten mit Leporellos und anderen Materialien gefüllt werden, suche ich mir aus Schulbüchern und dem Internet Informationen über mein Lapbook-Thema zusammen und überlege mir, welche Faltbücher ich einsetzen möchte und wie sie gestaltet sein sollen. Beispielsweise habe ich für die vier Beatles Lennon, McCartney, Harrison und Starr die gleichen Vorlagen und auch die gleichen Farben verwendet, um deren Zusammengehörigkeit zu unterstreichen (Abb. 1).

Hörbeispiele, interaktive Lernspiele (z.B. https://learningapps.org/) oder längere Texte habe ich über QR-Codes ins Lapbook eingebaut. Mit Hilfe eines QR-Code-Readers (kostenlos als App im Internet erhältlich) kann der Betrachter mit seinem Smartphone oder Tablet diese Inhalte scannen.

Lapbooks fächerübergreifend

Lapbooks können in jedem Fach und zu jedem Sachthema eingesetzt werden; besonders gut eignen sie sich für fächerübergreifende Projekte. Mehrere Themen habe ich mittlerweile bereits im Unterricht ausprobiert. So bekamen im vergangenen Schuljahr meine Schülerinnen und Schüler der fünften Jahrgangsstufe in Musik die Aufgabe, ein Lapbook zu den Instrumentenfamilien zu gestalten. Die Kinder sollten unter anderem die aus dem Musikunterricht bekannten Ins-trumente den jeweiligen Instrumentenfamilien richtig zuordnen. Dabei wurde fächerübergreifend mit Kunst gearbeitet. Lernaufgabe für Kunst war es dabei, verschiedene Falttechniken kennenzulernen. Die zu verwendenden Faltvorlagen waren verbindlich vorgeschrieben, wir haben hier unter anderem mit Drehvorlagen gearbeitet, die mit Musterbeutelklammern zusammengehalten werden.

Im Rahmen eines gemeinsamen Unterrichtsprojekts der Fächer Musik und Biologie erstellten Schülerinnen und Schüler aus der siebten Jahrgangsstufe eigene Lapbooks zum Thema Lärm und Akustik. In jedem Lapbook sollten insgesamt elf von den Lehrkräften vorgegebene Fragen beantwortet werden. Zusätzlich gab es die Aufgabe, mindes-tens einen QR-Code einzubauen; hinter diesem sollte sich ein Link zu einem passenden selbsterstellten Lernspiel oder einer Höraufgabe beziehungsweise einem Hörspiel verbergen. Die Schülerinnen und Schüler hatten insgesamt drei Wochen Zeit, sich das nötige Hintergrundwissen anhand vorgegebener Materialien auf der Lernplattform mebis oder durch eigene Internetrecherche anzueignen. Anschließend sollten sie ein optisch ansprechendes Lapbook gestalten, das den Betrachter zum Lesen und Erkunden der hinter den QR-Codes versteckten Informationen verlocken sollte. Inhaltlich korrekte Antworten auf die fachlichen Fragen und kreatives, sauberes Arbeiten waren ebenso wichtig wie die pünktliche Abgabe zu einem fest vorgegebenen Termin. Ähnlich der (insbesondere in Fremdsprachenfächern beliebten) Präsentationsform „gallery walk“ kommentierten im Anschluss zuerst die Klassenkameradinnen und -kameraden, was ihnen gut an den entstandenen Lapbooks gefiel. Negatives Feedback wurde nicht direkt formuliert, sondern in Form von Tipps, wie man es besser machen könnte. Im Anschluss benoteten die beteiligten Lehrkräfte die Lapbooks; den Bewertungsrahmen hierfür hatten die Kinder zu Beginn der Arbeit erfahren. Im Rahmen der Aktion „Offenes Schulhaus“ wurden die Lapbooks ausgestellt, hinterher durften die Schülerinnen und Schüler ihre Kunstwerke zusammen mit den positiven Bewertungen und Verbesserungsvorschlägen zu Hause präsentieren. Abschließend reflektierten die Kinder ihre eigenen Arbeiten mit Hilfe eines teilweise online-unterstützten Fragenkatalogs. Das Thema „Herstellen eines Lapbooks über Akustik“ wurde zudem im Rahmen des Deutschunterrichts erneut aufgegriffen. Die Kinder verfassten Anleitungen für jüngere Schüler, wie Lapbooks zu erstellen sind und woran dabei besonders zu denken ist.

Fazit

Lapbooks stellen eine Möglichkeit dar, den (Musik-)Unterricht abwechslungsreich zu gestalten. Viele meiner Schülerinnen und Schüler haben sich im Anschluss daran äußerst positiv darüber geäußert. Insbesondere weil sie hier selbst kreativ tätig werden konnten, waren viele Kinder besonders motiviert und brachten einzigartige, teilweise wunderschöne Ergebnisse hervor.

Karin Saller, Ludmilla-Realschule Bogen

Anmerkungen
1    http://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/themen/sprachbildung/lesecu…
2    Fuchs, Mandy (2017): Lapbooks in der Grundschule. Lichtenau: AOL. S. 5.  
3     https://spark.adobe.com/video/DwGDLzyvfM44N

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