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„Gymnasiale Oberstufe 4.0“

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Dialogveranstaltung im Bayerischen Kultusministerium
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Die Rückkehr zum G9 in Bayern erfordert eine Reform der Oberstufe und bietet Möglichkeiten zu inhaltlichen Nachjustierungen und Neuansätzen. Eine Anfrage zu Vorschlägen einer inhaltlichen Ausgestaltung der künftigen 11. Klasse erging bereits vor Längerem an die Lehrerverbände, auch an den VBS, erwies sich aber aus mehreren Gründen als schwer beantwortbar:

Zum einen soll im neu konzipierten G9 die 11. Jahrgangsstufe wieder die Einführungsphase der Oberstufe darstellen, gleichzeitig sollen aber Schüler/-innen „auf der Überholspur“ genau diese Klasse auslassen können. Zum zweiten werden Kunst und Musik zwar zweistündig angeboten, aber nur alternativ als Wahlpflichtfächer; so lässt sich absehen, dass an nicht-musischen Gymnasien nur ein Teil der Schüler/-innen in der 11. Jahrgangsstufe Musikunterricht haben wird, was die Funktion des erteilten Unterrichts als Vorbereitung auf die Jahrgangsstufen 12 und 13 fragwürdig erscheinen lässt. Drittens ist noch immer offen, worauf in Jahrgangsstufe 11 eigentlich vorbereitet werden soll. Zwar befasst sich bereits seit einiger Zeit eine Arbeitsgruppe im Kultusministerium mit der strukturellen Weiterentwicklung der gymnasialen Oberstufe. Dem Kreis gehören Vertreterinnen und Vertreter von Schulleitungen, Eltern, Lehrkräften, Schüler/-innen sowie der Ministerialbeauftragten und des Instituts für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) an. Inhaltliche und organisatorische Ausgestaltung der künftigen Abschlussjahrgänge stehen aber noch nicht fest.

Am 6. Februar fand im Staatsministerium für Unterricht und Kultus eine Dialogveranstaltung zur Neugestaltung der gymnasialen Oberstufe in Bayern statt. In mehreren Podiumsrunden diskutierten Vertreterinnen und Vertreter verschiedener gesellschaftlicher Gruppen über Allgemeine Hochschulreife, Studier- und Berufsfähigkeit sowie über Anforderungen an Abiturientinnen und Abiturienten heute und in den kommenden Jahren. An den Podiumsrunden beteiligt waren Lehrkräfte, Eltern und Schüler/-innen sowie Diskutantinnen und Diskutanten aus Hochschulen, Wirtschaft, Kirchen und weiteren gesellschaftlichen Gruppierungen; das Plenum bestand unter anderem aus Mitgliedern des Bildungsausschusses im Bayerischen Landtag, des Landesschulbeirats sowie verschiedener Interessenverbände. Für den VBS war Heidi Speth vor Ort.

Die geäußerten Positionen gingen naturgemäß auseinander. So mahnte Christof Prechtl von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (vbw) höhere Anteile an studien- und berufsorientierenden Maßnahmen in der Oberstufe an. Staatsminister a.D. Julian Nida-Rümelin erklärte hingegen, die heutigen bayerischen Abiturientinnen und Abiturienten seien durchaus studierfähig, in den Schulen werde aber zu viel Wert auf Fach- beziehungsweise Sachwissen gelegt und zu wenig auf Dialog- und Reflexionsfähigkeit. Kultusminister Michael Piazolo betonte das Festhalten an den hohen Qualitätsansprüchen des bayerischen Abiturs sowie am Bildungsziel einer breiten, vertieften Allgemeinbildung. Die Allgemeine Hochschulreife solle auch künftig gleichermaßen als Grundlage für ein Hochschulstudium wie für eine anspruchsvolle Berufsausbildung dienen. Gleichzeit wolle man aber auch prüfen, wie man den Schülerinnen und Schülern künftig eine verstärkte Profilbildung ermöglichen könne – im Sinne einer Möglichkeit, stärker als bisher individuelle Begabungen und Interessen durch fachliche Vertiefung einbringen zu können.

Die Beiträge der Dialogveranstaltung sollen in die weitere Tätigkeit der Arbeitsgruppe „Oberstufe“ im Kultusministerium eingebracht werden. Wenn im Zuge der Oberstufenreform Strukturen geschaffen werden könnten, die im Bereich der angestrebten individuellen Profilbildung wieder Arbeit auf dem Niveau der früheren Leistungskurse ermöglichten, wäre das sicher für alle Schulfächer zu begrüßen!

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