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Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet. Mit dem Kulturinformationszentrum stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur Darstellung gebracht werden.

Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet. Mit dem Kulturinformationszentrum stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur Darstellung gebracht werden.Reanimateur des Lebendigen
Ernst von Siemens Musikpreis an Nikolaus Harnoncourt
Er stand nicht unbedingt auf der Liste derer, die schon ihre Tipps für den nächsten Ernst von Siemens Musikpreis abgeben. Denn mit Nikolaus Harnoncourt wurde in diesem Jahr kein Überfälliger ausgezeichnet. Das aber rückte die Verleihung in diesem Jahr in besonderes Licht. Der Preis kam nicht einer bloßen Verpflichtung nach, keinem Name-Dropping, mit dem man sich bequem schmücken kann, er setzte Zeichen. Das aber sollte immer ein Aspekt des Ernst von Siemens Musikpreises sein. Denn mit Nikolaus Harnoncourt wurde ein Musiker ausgezeichnet, der sich gegen den Trend heutiger Fast-Food-Kultur mit bescheidener Nachdrücklichkeit wendet. Harnoncourt auszuzeichnen hieß, auf den Sinn und auf die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit Musik nachdrücklich zu verweisen. Vor fast 50 Jahren, 1953, hatte er zusammen mit seiner Frau Alice Hoffelner den „Concentus Musicus Wien“ gegründet, also in grauer Vorzeit, als man scheinbar im Musikalischen ganz andere Probleme hatte. „Wir sehen doch, wohin die zweckhaft-logische Orientierung uns führt – zu Habgier, Herzlosigkeit, Materialismus“, betonte Harnoncourt in seiner warmen, selbstlos vom Geiste des Auftrags geprägten Dankesrede. Darauf zu verweisen, dass reine Kosten-Nutzen-Rechnungen unsere Gesellschaft immer mehr in die Verarmung und sinnlich-geistige Verödung führen war immer Harnoncourts Triebkraft. Denn ehrliche Musik kann aus solch berechnender Haltung heraus niemals gedeihen. Musik verlangt anderes: Hingabe, Widmung, Genauigkeit des Suchens. Harnoncourt wollte nicht glauben und nicht wahrhaben, dass etwa die Musik der Barockzeit sich in Wüsten heruntergespulter Belanglosigkeit verspielte. Das hieß nichts weniger, als sich mit ihr auf ganz neue Art auseinander zu setzen: Und zwar ausgehend von der Art, wie sie in ihrem damaligen Umfeld dargeboten wurde, lebendig wurde. Diese Lebendigkeit galt es zu reanimieren: Durch Studium von Quellen, durch Rekonstruktion der historischen Klanglichkeit, durch einfühlende Näherung, die von der Überzeugung getragen war, dass musikalische Sprache über die Zeiten hinweg wirkt, wenn ein empfindsamer Musiker sich ihr nähert. Es entstand nichts weniger als die historische Aufführungspraxis. Der gewaltige Schub, die vielen und unvorhersehbaren Innovationen, die sie einleitete, gaben Harnoncourt Recht. Für ihn aber war die historische Aufführungspraxis nie Selbstzweck, schon gar nicht das Auffüllen einer Marktlücke. Es war für ihn Methode, sich Musik mit der Würde und Ehrfurcht zu nähern, die ihre Größe verdient. Abstrakt mag man solches leicht formulieren, aber es braucht Personen, die sie mit Fleisch und Blut vertreten. Solche Personen verdienen eine Auszeichnung. Und wenn es eine der höchsten ist, die das Musikleben vergibt, dann ist es umso besser.
(Reinhard Schulz)

Wiederentdeckung der Moderne
Dietrich Erdmann zum 85. Geburtstag

Im 20. Jahrhundert, Anfang der 20er-Jahre tauchte in der nordamerikanischen Belletristik erstmalig der Begriff „lost generation” auf – als literarisches Etikett für eine verlorene Generation, seelisch und körperlich geprägt von den Erlebnissen im 1. Weltkrieg. Damals ahnte niemand, dass es schon 25 Jahre später weltweit eine neue „lost generation” geben würde – Männer, die nach der Katastrophe des 2. Weltkrieges nicht mehr ins zivile Leben zurückfanden oder nur unter belastenden Qualen die subjektiven Empfindungen von grenzenloser Verlassenheit, von der Sinnlosigkeit ihres Daseins überwinden konnten. Dietrich Erdmann, nach der Auswirkung des 2. Weltkrieges auf seine Entwicklung befragt, antwortet:
„Diese Frage berührt das Leben einer Generation, genau gesagt, der Jahrgänge zwischen 1914 und 1924, die von dieser Katastrophe hart betroffen wurden. Von meinem Jahrgang (1917) wurden etwa 300.000 junge Menschen eingezogen, von denen nur etwa 27.000 den Krieg überlebten. Ich möchte sagen: Wir waren eine geschlagene, verlorene Generation.” 1938 schloss Erdmann sein Studium mit der staatlichen Reifeprüfung ab und wurde noch im gleichen Jahr Soldat. Während der nächsten sieben Jahre konnte das zusätzlich angestrebte Kompositionsstudium nur ganz gelegentlich realisiert werden, als Dietrich Erdmann zweimal Studienurlaub erhielt und bei Paul Höffer im Intensivstudium Kompositionsunterricht nahm. Dieses unter Kriegsbedingungen ablaufende Studium hatte er schon als Gymnasiast vorbereitet, als er 1931 an der Neuköllner Volksmusikschule Satzlehrekurse bei Paul Hindemith besuchte, 1932 bei Ernst Lothar von Knorr und 1933 bei Harald Genzmer Tonsatz studierte. 1935 gehörte Erdmann zu den Gründungsmitgliedern des „Arbeitskreises für Neue Musik”. Da wurden Kammerkonzerte mit Werken junger deutscher Komponisten veranstaltet, aber auch die von den nationalsozialistischen Kulturbehörden als missliebig und unerwünscht diffamierten Komponisten, zum Beispiel Hindemith, Bartók und Strawinsky kamen zur Aufführung. Gewiss war Dietrich Erdmanns Leumundszeugnis bei den Nazis so schlecht wie das ihre bei ihm, denn sein Vater war – als Sozialist und früheres Vorstandsmitglied des verbotenen Deutschen Gewerkschaftsbundes – am ersten Kriegstag 1939 aus seinem Haus heraus verhaftet worden. Nur 18 Tage später erhielt die Familie eine amtliche Mitteilung, dass er im KZ Sachsenhausen „verstorben” sei.
In seinen Vorlesungen vermittelte Erdmann der neuen Studentengeneration eine Musik, die zwölf Jahre lang verpönt und unterdrückt war. In Erdmanns Seminaren wurden die Werke Strawinskys, Bartoks, Aurics, Poulencs, Milhauds, Honeggers und Hindemiths den solchen Klängen völlig entwöhnten Studenten zu Gehör und damit oft erstmalig ins Bewusstsein gebracht. In den folgenden Jahren schrieb Erdmann für die verschiedensten Besetzungen, vom Solostück über alle erdenklichen Instrumentalkombinationen bis zum Orchesterwerk.
Um die Distanz zwischen Neuer Musik und dem Publikum zu mindern, beschritt Erdmann noch einen anderen Weg: er rief 1963 das „Studio Neue Musik” für den VDMK ins Leben und gab 1972 den Anstoß zur Gründung des „Arbeitskreises für Kammermusik”.
(Karl Heinz Wahren)

Zum Tod von Kurt Felgner
„Wir müssen den Osnabrücker Kammerchor ganz besonders herausstellen, der zweifellos zu den besten Chören dieser Art gehört… Eine vollkommenere und reichere Darbietung, mit den einfachsten Mitteln, lässt sich nicht denken... Eine überwältigende Chorgemeinschaft, die beste, die wir seit langem gehört haben“, so würdigten Schweizer Journale die Darbietungen des Osnabrücker Kammerchores beim Schlusskonzert des 7. Weltkongresses der Jeunesses Musicales in Genf im Jahre 1951. Damit ist alles gesagt: Für die damals junge Jeunesses war der Osnabrücker Kammerchor unter dem noch jungen Chorleiter ein hervorragendes Aushängeschild, maßstabbildend in Klangkultur und Programmauswahl, von Orlando bis Orff, Distler und Strawinsky. Die musikalische Potenz mit all den künstlerischen und erzieherischen Komponenten nahm er mit aus den breit angelegten Studien in Berlin und an Instituten entlang der Rhein- und Ruhrschiene.
1950 unterzeichnete er mit das Gründungsprotokoll der deutschen Jeunesses Musicales, profilierte sie und sich mit seinem Chor bei der ersten Festwoche in München und weiteren Ereignissen im In- und Ausland. Er blieb ihr all die Jahre als künstlerischer Berater treu, auch als er bald danach an der Weilburger Hochschule, an der Musikhochschule und am musikpädagogischen Institut der Universität Frankfurt neben der Leitung angesehenster Vokalensembles sich musikpädagogischen Aufgaben zuzuwenden hatte. „Mir ist unfassbar, wie und wann ich das alles geleistet haben soll, die lehrenden, pädagogisch-wissenschaftlichen Aufgaben, die permanente erstklassige Chorschulung, das künstlerische Konzertieren mit schwierigsten, von vielen anderen Kollegen gemiedenen Repertoires, und schließlich die unvermeidlichen administrativen Verpflichtungen.” So resümierte er selbst sein Tun, als er 1980 in die Emeritierung gehen durfte. Die Jeunesses dankte ihm seine Treue mit der Ehrenmitgliedschaft. Neunzigjährig ging vor kurzem sein langes und erfülltes Leben zu Ende.
(Eckart Rohlfs)

Phono-Akademie
Oliver Schulten wird neuer Geschäftsführer der Phono-Akademie. Er tritt zum 1. Juli ein und wird zu Beginn des kommenden Jahres als alleiniger Geschäftsführer die Nachfolge von Werner Hay antreten.

Michael Jackson
Millionen-Gewinnen der Plattenfirmen stehen oft geringe Gagen oder ausbeuterische Künstler-Verträge gegenüber. Die Bewegung gegen Ungerechtigkeit im Musik-Geschäft hat einen prominenten Unterstützer bekommen: den einflussreichen Pop-Star Michael Jackson. Illustre Namen finden sich auf der Mitglieder-Liste des National Action Network (NAN) gegen Ausbeutung von Künstlern durch ihre Platten-Firmen: Vorsitzende sind die Civil-Rights-Aktivisten Reverend Al Sharpton und Anwalt Johnnie Cochran. In einer Stellungnahme teilte Jackson mit, dass die Plattenfirmen „Künstler endlich mit Respekt, Anstand und finanzieller Gerechtigkeit“ begegnen sollten. Er sei „stolz“, der Koalition beizutreten. Reverend Al Sharpton sagte auf einer Pressekonferenz, dass viele Künstler durch „miserable“ Verträge nach Jahren immer noch fast mittellos seien, obwohl sie den Labeln Millionen einbrächten.

Preis für Schulte-Hillen
Deutsche Preisträgerin des internationalen Montblanc-Kulturpreises für Mäzene ist Irene Schulte-Hillen. Die Jury würdigte damit Schulte-Hillen als Vorstandsvorsitzende der Deutschen Stiftung Musikleben und ihren Einsatz für den von ihr gegründeten Deutschen Musikinstrumentenfonds. Weltweit ehrt Montblanc in zehn Ländern Persönlichkeiten für ihren Einsatz um die Kunst. Jeder der Preisträger erhält 15.000 Euro. Die Preissumme wird einem Kulturprojekt gestiftet.

Neue Vorstände im DMV und GDM
Der Deutsche Musikverlegerverband (DMV) hat auf seiner Jahreshauptversammlung in Leipzig eine neue Präsidentin gekürt: Dagmar Sikorski (unser Foto) von den Internationalen Musikverlagen Hans Sikorski wurde zur Nachfolgerin von Peter Hanser-Strecker gewählt, der für das Amt nicht mehr kandidierte. Im Amt des Vizepräsidenten wurde Karl-Heinz Klempnow bestätigt. Auch die Jahreshauptversammlung des Gesamtverbandes Deutscher Musikfachgeschäfte (GDM) fand im Juni in Leipzig statt. Hier löste Wolfgang Jellinghaus, Inhaber des Dortmunder Geschäftes Musik-Jellinghaus, Georg Kern im Amt des Präsidenten ab. In seiner Antrittsrede legte der neue Präsident einen Schwerpunkt auf die Bedeutung, die dem Fach Musik in der Schule zukommt.

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