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Ernst von Siemens Musikpreis 2012 für Friedrich Cerha – Förderpreise für Luke Bedford, Zeynep Gedizlioglu und Ulrich Alexander Kreppein

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Der Ernst von Siemens Musikpreis 2012 geht an Friedrich Cerha. Wie die Ernst von Siemens Musikstiftung mitteilte, erhält der 1926 geborene österreichische Komponist den mit 200.000 Euro dotierten Preis als Auszeichnung für sein Lebenswerk. Träger der diesjährigen Förderpreise für junge Komponisten sind der Brite Luke Bedford, Zeynep Gedizlioglu aus der Türkei und Ulrich Alexander Kreppein aus Deutschland. Insgesamt vergibt die Ernst von Siemens Musikstiftung 2,7 Millionen Euro. Gefördert werden 2012 über hundert zeitgenössische Musikprojekte mit Künstlern aus 30 Ländern weltweit. Die Preisverleihung findet am 22. Juni 2012 im Münchner Cuvilliés-Theater statt.

In der Mitteilung der Ernst von Siemens Musikstiftung heißt es weiter: „Vorrangig Komponist, sodann Dirigent, Organisator, Lehrer und Musikwissenschaftler, erlangte Cerha internationale Bekanntheit durch die Oper „Baal“ und die Ausarbeitung des dritten Aktes von Alban Bergs Oper „Lulu“. Die jüngste Gesamtaufführung seines „Spiegel“-Zyklus’ (Wien Modern 2011), einem der Meilensteine der Musikgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg, legt Zeugnis ab von der Aktualität seiner Musik und ihrer fast physischen, klanglichen und emotionalen Sogwirkung. Die Schaffenskraft und schöpferische Neugier dieses Meisters beeindruckender Klanglandschaften sind ungebremst, wie die zahlreichen Uraufführungen der letzten Jahre eindrucksvoll belegen.“

Die Vergabe der Förderpreise begründet die Stiftung wie folgt:
„Der aus Wokingham, Berkshire in England stammende und in Berlin lebende Komponist Luke Bedford studierte Komposition am Royal College und der Royal Academy of Music bei Edwin Roxburgh und Simon Bainbridge. Bedfords Musik kennt das große Format und entspringt zugleich der Liebe zum Detail; sie versenkt sich auskostend in die einzelne Figur und bricht sie im Prisma einer hoch entwickelten Klangfantasie. Motiv, Instrumentalfarbe und Harmonik verschmelzen in ihr zu einer komplexen Einheit, aus der Texturen von zugleich distanzierter und dringlicher Intensität erwachsen. Die Kompositionen Luke Bedfords faszinieren durch ihr kaltes Leuchten und die vielfache klangfarbliche Facettierung ihrer Oberflächen.

Zeynep Gedizlioglu wuchs in Izmir und später in Istanbul in der Türkei auf. Sie studierte Komposition bei Cengiz Tanc in Istanbul, Theo Brandmüller in Saarbrücken, Ivan Fedele in Strasbourg und bei Wolfgang Rihm in Karlsruhe, wo sie nach einem Auslandsjahr in Paris am IRCAM auch lebt und arbeitet. Zeynep Gedizlioglus Kompositionen verbinden den Aplomb der starken Geste mit der Genauigkeit für die individuelle Einzelheit. Ihre Musik folgt der expressiven Logik im Wechsel von auffahrender Gebärde und nachhorchendem Innehalten und gewinnt ihren Reichtum aus der nicht reduzierbaren Vielheit ihrer Gestalten. Sie erscheint so als nachhaltiger künstlerischer Einspruch gegen das Prinzip der Homogenität und die Planierung von Differenz.

Beredsamkeit und Vielstimmigkeit sind die hervorstechenden Eigenschaften im Werk Ulrich Alexander Kreppeins. Die Präsenz unterschiedlicher kompositorischer Sprachformen und die Integration auch historisch divergierender Tonfälle verleihen seiner Musik eine besondere Dichte und Artikuliertheit. Kreppein wuchs in Baden-Württemberg auf und studierte Komposition u.a. bei Manfred Trojahn und Tristan Murail.“

Ein ausführliches Porträt Friedrich Cerhas lesen Sie in der kommende Woche erscheinenden Februar-Ausgabe der nmz.

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