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Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen wird für Theater teuer

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Berlin - Die im April gestartete Versteigerung von Frequenzen für den Mobilfunk hat erhebliche Folgen für Deutschlands Bühnen. Die Theater, welche die Frequenzen 790 bis 862 Megahertz bisher für mobile Mikrofonanlagen nutzen, sehen Umrüstungs- oder Neuanschaffungskosten im sechsstelligen Bereich auf sich zurollen.

«Es wird eine harte Nuss für alle Bühnen, wenn das so kommt», sagte der Leiter der Tontechnik am Staatstheater Saarbrücken, Walter Maurer, der Nachrichtenagentur ddp. Laut Maurer kostet die Ausrüstung mit einem mobilen Mikrofon für eine Person je nach Qualität bis zu 10 000 Euro. Noch sei unklar, ob der Bund oder das Land die Umrüstung bezuschussen und wenn ja, in welcher Höhe, sagte er. Die mobilen Mikrofone würden im Theater «in fast jeder zweiten Aufführung» benutzt. Nicht nur bei Musicals, auch bei zeitgenössischen Opern mit dominantem Orchester würden Sänger mit Headsets verstärkt oder Stimmen mit Effekten verfremdet.

Das Hamburger Schauspielhaus werde zwischen 150 000 und 200 000 Euro in eine neue technische Ausrüstung investieren müssen, sagte eine Sprecherin. Der Verwaltungsdirektor des Thalia Theaters, Heinz-Werner Köster, rechnet mit 200 000 bis 300 000 Euro. Eine Sprecherin des Musicalproduzenten Stage Entertainment sagte, falls das Unternehmen die Sende- und Empfangsanlagen komplett austauschen müsse, koste dies pro Spielstätte je nach Zahl der Mikroportanlagen zwischen 180 000 und 250 000 Euro.

Der Technische Direktor am Staatstheater Mainz, Michael Rütz, bezifferte die Kosten seines Hauses für eine neue Anlage für die mobilen Mikrofone mit rund 130 000 Euro. Auf der Bühne wieder auf verkabelte Handmikrofone zurückzugreifen, sei dem Publikum «nicht zumutbar». «Da müssen wir einige andere geplante Investitionen zurückstellen», sagte Rütz.

Der Geschäftsführende Intendant der Städtischen Bühnen in Frankfurt am Main, Bernd Fülle, der mit 150 000 bis 200 000 Euro Neuanschaffungskosten rechnet, sagte, Anweisungen über Headset an die Bühnentechniker seien notwendig, um «einen sicheren Theaterbetrieb» aufrechtzuerhalten. Es sei nicht beabsichtigt, wie früher «mit der Taschenlampe Signale zu geben».

Das Staatstheater Darmstadt schätzt die Investitionen für die Umrüstung der Bühnenfunkfrequenzen in seinen insgesamt vier Häusern auf etwa 200 000 Euro. Bedauerlich sei, dass es «keine Möglichkeiten des Widerspruchs gegen die Versteigerung der Frequenzen gegeben habe», kritisierte Tonmeister Alfred Benz.

Der geschäftsführende Direktor des Staatstheaters Kassel, Frank Depenheuer, sagte, falls die Erlöse der Versteigerungen dafür verwendet würden, die Auslagen der betroffenen Einrichtungen zumindest zum Teil zu decken, «wäre dies ein vernünftiger Gedanke». Aber seitens der Politik gebe es für einen finanziellen Ausgleich bisher keine Entscheidung. Das Staatstheater Kassel müsse für eine Erneuerung des internen Funks etwa 350 000 Euro ausgeben.

Das Hessische Staatstheater Wiesbaden kalkuliert für die Anschaffung neuer Mikroportanlagen mit 300 000 bis 400 000 Euro. Der Technische Direktor Siegbert Micheel sagte: «Wir wissen noch gar nicht, wie wir diese Ausgaben stemmen sollen.»

Der Deutsche Bühnenverein hatte wegen der teuren Kosten für die Kulturbranche bereits einen Stopp der Versteigerung der Frequenzen gefordert. Die Bundesregierung habe den Ländern zwar zugesichert, unter bestimmten Bedingungen einen Teil der Umrüstungskosten zu übernehmen. Die vom Bund angesetzten Kriterien führten aber nur in Einzelfällen zu einer minimalen Erstattung.

An der Versteigerung nehmen T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 teil. Die 800-Megahertz-Frequenzen wurden durch das Abschalten des analogen Rundfunks frei und haben eine höhere Reichweite. Sie sind an Ausbauverpflichtungen gekoppelt. Dadurch sollen bislang nicht erschlossene Gebiete mit Breitbandinternet versorgt werden.

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