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Umjubelter Abschluss von Youngs Zyklus früher Verdi-Opern in Hamburg

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Hamburg - Mit der patriotischen Kreuzfahrer-Oper «I Lombardi alla prima Crociata» hat Hamburgs Opernintendantin Simone Young am Sonntagabend ihren Premieren-Reigen von drei frühen Verdi-Opern am Pult der Philharmoniker zum glorreichen Abschluss gebracht. Im Jubiläumsjahr von Verdis 200. Geburtstag gelang ihr damit eine erstaunliche Revision all jener hartnäckigen Vorurteile, die die Frühwerke als schieres Vorgeplänkel späterer kompositorischer Meisterschaft abtun und am liebsten in den Orkus verbannen.

 

Hamburgs Staatsoper hat jedenfalls unter dem demonstrativen Beifall des Premierenpublikums eine markante Schneise ins Dickicht von Unkenntnis und Unverständnis geschlagen und einen differenzierteren Blick freigegeben auf Verdis einzigartigen Werdegang. Denn wo immer sich in den drei Frühwerken «La Battaglia di Legnano», «I Due Foscari» und «I Lombardi» auch Untiefen und Stereotype offenbaren, so bricht sich Verdis musikdramatisches Genie doch schon bewunderungswürdig Bahn.

Die imposante Chor-Oper der «Lombarden», nach «Nabucco» die vierte Oper des Jubilars, zeigt die Widersprüche und Ungereimtheiten im Werk des frühen Verdi gewiss am eklatantesten. Zwischen Tanz und Soldaten-Getöse läuft schon im reichlich verqueren Libretto alles auf das unlösbare Paradox von blutrünstiger Kreuzzugs-Apologie und christlichem Friedens-Appell der Heldin Giselda hinaus. Das hatte bereits Verdi musikalisch ins Schleudern gebracht.

Es zeigte aber auch die Grenzen von David Aldens Regie. Der fand zwar - in Charles Edwards' keineswegs nur ökonomisch reizvollem Einheits-Bühnenbild für alle drei Verdi-Opern - immer wieder optisch packende Tableaus. Wenn aber Pilger und Glaubenskrieger wie im Akkord Kreuze in den gelben Sand des Heiligen Landes rammen und schließlich am Himmel des eroberten Jerusalem im blutroten Licht ein wild flackerndes Riesen-Kreuz erscheint, glüht auch der sakrale Kitsch.

Musikalisch hielt Simone Young in dieser Trilogie der politischen, religiösen und intimen Leidenschaften die Zügel mit ebenso subtilem wie draufgängerischem Nachdruck in der Hand. Sängerisch gab es hervorragende Leistungen. In den «Lombarden» stachen Elza van den Heever als Giselda und John Relyea als Vatermörder und Eremit Pagano heraus. Und unter seinem neuen Chef Eberhard Friedrich brillierte vor allem auch der Hamburger Staatsopernchor bei dieser furios aufbrausenden, erkenntnisträchtigen Hamburger Verdi-Parade.

Barbara Sell

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