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Von Liebe und Politik: Rokia Traoré. Foto: Veranstalter
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Afrikawoche in München: Rokia Traoré, Waldemar Bastos und der afrikanische Blues

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Liebe und Politik: Die aus Mali stammende Sängerin Rokia Traoré eröffnete mit ihrer Band die Afrikawoche im Nightclub des Bayerischen Hofes in München. Heute Abend kommt der aus Angola stammenden Großmeister der lusafrikanischen Musik, Waldemar Bastos, in den Nightclub.

Wirtschaftskrise hin oder her, hierzulande kommt ein Protestsänger schnell als abgehobener Jammerer daher, deshalb ist das Genre aus der Mode gekommen. Einer wie Rokia Traoré aber nimmt man ab, wenn sie in leisen, wohl gesetzten, dafür umso schneidenderen Worten von der Katastrophe Afrikas spricht, vom europäischen Exil der Kreativen und vom Wunsch für sich und ihre Kinder, irgendwann in einer reformierten Heimat leben zu können.

Zwar singt die aus Mali stammende, in Paris lebende Schönheit beim Eröffnungskonzert der Afrikawoche im Nightclub des Bayerischen Hofes mit ihrer verblüffend wandelbaren, vom kratzig-kehligen Sprechgesang bis zu strahlendem Sopran reichenden Stimme auch melancholisch von der Liebe. Doch bei den schnellen, politischen Nummern verwandelt sich das zierliche Persönchen mitsamt ihrer formidablen Band in einen Presslufthammer.

Trotz mancher europäisch-amerikanischer Aneignungen – von der klassisch besetzten Rhythmusgruppe über den einen oder anderen englischen Text  bis zur Gretsch-Gitarre, die sie mittlerweile der traditionellen N’Goni vorzieht – hat das mit weichgewirkter Weltmusik nichts zu tun, ihre Musik bleibt genuin afrikanisch: Da ist der wortmalerische, erzählende Gesangsstil Westafrikas, da sind die schlichten, perpetuierten melodischen Grundmuster und da sind natürlich die treibenden Rhythmen, zu denen auf diesem Niveau auch Europäer in Trance fallen können. Hier war eine der frischesten, der pointiertesten, der poetischsten, kurz eine der wichtigsten Stimmen Afrikas zu vernehmen. Aus dem Exil wieder einmal.

Dieses Schicksal teilt Traoré mit den meisten ihrer hier auftretenden Kollegen, angefangen mit dem aus Angola stammenden Großmeister der lusafrikanischen Musik Waldemar Bastos, der heute, Dienstag Abend in den Nightclub kommt.

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