Das gibt zu denken: Die Dresdner Philharmonie ist mit Beginn der neuen Spielzeit „unterwegs“. So wird die mehrjährige hauslose Zeit positivistisch umschrieben, da nun der Einbau eines neuen Konzertsaals im Kulturpalast der sächsischen Landeshauptstadt erfolgen soll. Bald wird das Orchester auch kopflos sein – Intendant Anselm Rose will seinen Vertrag nicht verlängern.
Just in diesen Tagen, da die letzten Devotionalien des 1969 eröffneten Kulturpalastes ihre glücklichen Käufer gefunden haben dürften und nun die hauslose Zeit der als Bürgerorchester gegründeten Dresdner Philharmonie beginnen soll, gibt die Presseabteilung des Klangkörpers bekannt, vorübergehend nicht erreichbar zu sein. Weder telefonisch noch per E-Mail. Was für eine wundersame Voraussetzung, um auf die Nachricht des Tages gar nicht erst reagieren zu können: Intendant Anselm Rose, so eine Pressenotiz aus dem Rathaus der Landeshauptstadt, werde seinen Vertrag über 2014 hinaus nicht verlängern. Er fühle sich zu anderen Aufgaben hingezogen.
Kein Wort vom Dissens zwischen Orchester und während der Jahre farblos gebliebenem Intendanten. Mit keiner Silbe erwähnt wurde der im Konzertprogramm hörbare Zwist zwischen Aufbruch mit musikalischem Wagnis einerseits und Traditionspflege mit Beharrungsvermögen andererseits. Für neue Wege steht der in der vergangenen Saison angetretene Chefdirigent Michael Sanderling, der den programmatisch eher verhalten agierenden Spanier Rafael Frühbeck de Burgos 2011 abgelöst hat. Ob dieser wesentlich impulsivere Maestro der alleinige Grund für Roses Ausscheiden ist, mag bezweifelt werden. Dass die Bekanntgabe dieser Absicht zu einem Zeitpunkt erfolgte, an dem das Orchester und sein bislang sehr treues Stammpublikum mehr offene Fragen als halbwegs sichere Antworten vor sich haben, klingt nicht eben verantwortungsvoll.