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Dosierte Kraft, spritzige Dynamik: die Saxofon-Gruppe des JOR. Foto: Michael Scheiner
Dosierte Kraft, spritzige Dynamik: die Saxofon-Gruppe des JOR. Foto: Michael Scheiner
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Swingender Paukenschlag: das Jazzorchester Regensburg mit einem „Tribute to Duke“

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„Things Ain’t What They Used to Be“ ist der einzige Standard beim Auftritt des Jazzorches-ters Regensburg (JOR) gewesen, der nicht aus der Feder des Vaters Duke oder seines Alter Ego Billy Strayhorn, sondern von Sohnemann Mercer Ellington stammt. Mit einem begeisternden „Tribute to the Duke“ verabschiedete sich die „Volvo Big Band“, wie sich das junge Profiorchester unter Leitung Ed Partykas nach seinem Hauptsponsor auch nennt, in die Sommerpause.

Originalarrangements der alten Ellington-Band und Neubearbeitungen standen im gut gefüllten Regensburger Leeren Beutel nebeneinander und vermittelten einen Eindruck von der stilistischen und inhaltlichen Bandbreite des JOR. Den wunderbar swingenden touch mit gezogenen Glissandi und sparsamen Growl-Effekten bekam es ebenso leicht und elegant hin, wie die dichte Atmosphäre repetitiver patterns bei einem packenden Neuarrangement der Erkennungsmelodie des Ellington Orchestra. Arrangeur Gilbert Kuhn, der die Weltpremiere seiner gelungenen Bearbeitung von „Take The A-Train“ selbst dirigierte, verwandelte Strayhorns heute etwas gemächlich klingende Untergrundbahn in einen powervollen, rasanten Hochgeschwindigkeitszug.

Mit dosierter Kraft, einer spritzigen Dynamik und ellington-typischer Eleganz verpasste das JOR den 30er- und 40er-Jahre-Nummern eine Vitalität und Frische, die sie in einem berauschenden Glanz erstrahlen ließ. Vom schwungvollen „Rockin` in Rhythm“, einer Tanznum-mer aus dem Jahr 1931, dem gemächlichen Blues „Don`t get around much anymore“ mit den typischen gezogenen Noten bis zu Teilen aus den groß angelegten konzertanten Suiten „Such Sweet Thunder“ und einer Bearbeitung von Ed(ward) Griegs „Peer Gynt“ blätterte das Stadtorchester viele Facetten des Schaffens des großen Bandleaders auf. Der Meinung Christian Sommerers (b-tb), dass sich ein ganzes Konzertprogramm zu Ehren Duke Ellingtons – und Billy Strayhorns – wegen „der einzigartigen Harmonien, Rhythmen und wie er (Ellington) das Orchester einsetzt“, problemlos in die Programmreihe „Sounds of future“ einfügt, kann man nur zustimmen.

Mit launigen Moderationen zur eigenen Karriere als vom FBI verfolgter Notendieb und Nebensächlichkeiten der Jazzgeschichte hatte der schlaksige, in Wien lebende Orchesterchef Partyka problemlos bereits die halbe Miete eingefahren. „Don`t forget“, mahnte er zu Beginn der Pause, „the more you drink, the better we sound“. Das in Hochform aufspielende Jazzorchester liess sich nicht lumpen, verdoppelte und setzte mit 150-prozentiger Schärfe und Schwung die Messlatte hoch.
Als Zugabe wiederholte die flotte 15-Mann-und-eine-Frau-Combo „Morning Mood“, das Thema der Griegschen „Morgenstimmung“, mit Holzbläser Oliver Leicht als Solisten an der Klarinette.

Eine extra Zugabennummer hatte Partyka nicht mehr im Köcher. Es ist erstaunlich genug, wie die überwiegend jungen Musiker aus fast allen Teilen Deutschlands und Österreichs an einem Nachmittag ein derart umfangreiches und anspruchsvolles Programm einstudieren und wenig später mit allen subtilen Feinheiten aufführen. „Sensationell“ murmelte beiliebe nicht nur einer der Zuhörer angesichts der Strahlkraft des Orchesters. Herausragend auch die Leistungen der Solisten – darunter Felix Fromm (tb), Martin Auer (tp), Florian Trübsbach (ts) und Bassist Paul Imm, der erstmals mit von der Partie war. Ermöglicht wurde dieser Erfolg durch das transparente, elegant swingende Fundament, welches mit viel Raffinement Schlagzeuger Paul Höchstädter und der junge Regensburger Lorenz Kellhuber am Piano im Schulterschluss mit dem Bassisten legten.

Die nächste Saison des „JOR – Die Volvo Big Band “ wird hoffentlich ebenso spannend und abwechslungsreich wie die zu Ende gegangene. Mit dem Ellington-Tribute, einem Abend mit zeitgenössischen Arrangements und modernen Kompositionen, „Grüßen aus New York“ (East Coast Jazz) und dem gelungenen Auftakt mit „Bigband Entertainment“ mit vielen Vokalarrangements hat sich das junge Stadtorchester blendend eingeführt.

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