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Aus: Wuppertaler Oper ohne eigenes Ensemble

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Wuppertal - Eigentlich sollte der Dirigent Toshiyuki Kamioka –ob seiner Erfolge mit dem Wuppertaler Sinfonieorchester– ein Zugpferd für die Oper der Stadt sein. Jetzt wurde bekannt, dass der künftige GMD und Opernintendant ab der kommenden Spielzeit an der Oper ohne festes Ensemble arbeiten will. Er plant ein Stagione-System, will fertige Produktionen einkaufen und ausschließlich Gäste beschäftigen. Für das Opernensemble bedeutet das das Aus.

 

Bereits im Oktober 2012 beschloss die hoch verschuldete Stadt Wuppertal, ihre Opern- und Schauspielsparten mit personellen und organisatorischen Änderungen dauerhaft zu sichern und kostengünstiger zu machen. Deshalb ließ Sie die Verträge der Intendanten für Schauspiel (Christian von Treskow) und Oper (Johannes Weigand) zum Ende der Spielzeit 2013/2014 auslaufen und nahm Kamioka mit der Spielzeit 2014/15 als GMD und Opernintendant unter Vertrag. Die Wuppertaler Bühnen wurden mit dem Sinfonieorchester unter dem Dach einer gemeinsamen Kulturgesellschaft vereint. Damit wollte die Stadt pro Jahr 400.000 Euro sparen. Im Juni 2013 wurde das sanierungsbedürftige Theatergebäude des Schauspielensembles aus Kostengründen geschlossen.

Zur gleichen Zeit hat Kamioka die Verträge des Opernensembles –etwa zwölf Solisten sowie das gesamte künstlerische Personal hinter der Bühne vom Dramaturgen bis zur Theaterpädagogik– nicht verlängert . Nur zwei Monate später relativierte Oberbürgermeister Peter Jung diesen Schritt und erklärte, dass eine Abkehr vom Ensemblebetrieb nicht beabsichtigt gewesen wäre. Jetzt wurde bekannt, dass der Spielplan 2014/15 ohne Ensemble aufgestellt wurde. Die Entscheidung wurde mit Geldmangel begründet.

Die Stadt Wuppertal hat zum Vorgehen des Opernintendanten keine Meinung. Ulrike Schmidt-Keßler, Sprecherin von Oberbürgermeister Jung, sagte gegenüber der WAZ: „Herr Kamioka hat als Intendant das Recht, eigene künstlerische Akzente so zu setzen, wie er das künstlerisch verantwortet. Es ist seine Entscheidung, wie er da mit festen und freien Mitarbeitern arbeitet.“

Die Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnentänzer (VdO) und die Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA) haben sich am 24.2.2014 in einem Offenen Brief an Jung gewandt, in dem sie den OBM des Wortbruchs bezichtigen. Die Stadt habe sich bei der Umwandlung zur GmbH verpflichtet, dass bei den Bühnen der Normalvertrag Bühne Anwendung finde.
 


Offener Brief: Wortbruch

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

als die Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA) im Sommer 2013 vor dem Abbau des Ensembles an den Wuppertaler Bühnen gewarnt hatte, haben Sie dies dementiert und als Sommerlochdiskussion abgetan. Nun kommt jedoch die traurige Wahrheit ans Licht: Herr Kamioka hat einen Spielplan ohne Ensemble aufgestellt und seine Entscheidung mit Geldmangel begründet.

Bei der Umwandlung zur GmbH hat sich die Stadt verpflichtet, dass bei den Wuppertaler Bühnen der Normalvertrag Bühne Anwendung findet. Dass nun Gäste ohne Tarifbindung verpflichtet werden, sehen wir als klare Umgehung des Überleitungsvertrages.

„Gastspielverträge sind Verträge, die der Arbeitgeber zur Ergänzung seines ständigen Personals…..abschließt“ heißt es in § 1 V NV Bühne. Ausschließlich Gäste ohne ein eigenes Ensemble zu beschäftigen, wie es bei Ihnen geplant ist, verstößt gegen die Regelungen des Tarifvertrages.

Sind Sie der Oberbürgermeister, der im 21. Jahrhundert mitten in Deutschland prekäre Arbeitsverhältnisse ohne Tarifbindung an einem öffentlichen Theater in seinem Verantwortungsbereich duldet, die traditionsreiche Oper in seiner Stadt als Ensembletheater zerstört und gegen Verpflichtungen der Stadt sowie Tarifverträge verstößt? Das wäre nicht nur ein Wortbruch, der uns sprachlos macht, sondern zugleich ein Präzedenzfall, der der gesamten deutschen Theaterkultur unübersehbaren Schaden zufügen könnte.

GDBA und VdO fordern Sie eindringlich auf, die Wuppertaler Oper als Ensembletheater zu erhalten und Experimenten, die sich ruinös auf das Theater und seine Beschäftigten auswirken, sofort Einhalt zu gebieten.

Wir jedenfalls können unseren Mitgliedern nur empfehlen, einen solchen Umgang mit dem Wuppertaler Ensemble nicht zu unterstützen. Es gibt genügend andere Theater, die sich dem Ensemblegedanken weiterhin verpflichtet fühlen.

Mit freundlichen Grüßen

Adil Laraki GDBA Landesverbandsvorsitzender

Andreas Heichlinger stellv. Landesvorsitzender VdO

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