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Operetten, Spielopern und Musicals stehen auf dem Spielplan. Foto: Staatsoperette, Praefcke
Operetten, Spielopern und Musicals stehen auf dem Spielplan. Foto: Staatsoperette, Praefcke
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Operette im Zentrum - DOV mahnt Operetten-Neubau in Dresden an

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Jetzt hat auch die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) die Einhaltung der Vereinbarung zum Neubau der Dresdner Staatsoperette angemahnt. Der Stadtrat und die Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) sollten an den Neubauplänen unverändert festhalten, forderte die DOV am Donnerstag in Berlin. Das Projekt sei wesentlicher Teil des aktuellen Haustarifvertrags. Sollte es nicht realisiert werden, käme dies einem Vertragsbruch gleich.

Zusammen mit anderen Gewerkschaften sei am Donnerstag ein offener Brief an die Stadtverwaltung geschickt worden. Sie müsse jetzt zu ihrer Zusage stehen und den Neubau auch tatsächlich realisieren, sagte DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens. Sollte sie jedoch die Pläne kippen, wäre dies «nicht nur ein infamer Vertrauensbruch gegenüber den Beschäftigten der Staatsoperette». Auch die Bevölkerung, der eine attraktive und zeitgemäße Spielstätte versprochen wurde, «wäre an der Nase herumgeführt worden», wie ddp heute berichtet.

 

Zur näheren Erläuterung der Sachlage hier noch einmal der nmz-Beitrag vom 23. März:

Bekenntnis zur Staatsoperette im Zentrum Dresdens gefordert

Wolfgang Schaller, der Intendant der Staatsoperette Dresden, ist besorgt über Pläne der Stadt zum Bau eines kommerziellen Musical-Theaters im Dresdner Zentrum. Seit gut einer Woche sehe er sich auf breiter Ebene mit neuen Befürchtungen konfrontiert, die von Mitgliedern der Staatsoperette und aus der Dresdner Öffentlichkeit an ihn herangetragen würden, schreibt Schaller in einer Pressemitteilung.

Bauherr des Musicalhauses mit 3000 Plätzen soll Friedrich Kurz sein, der Impressario dem in Hamburg mit "Cats" der Durchbruch für das kommerzielle Musical in Deutschland gelang. Das Projekt, das laut „Sächsischer Zeitung“ 100 Millionen Euro kosten soll, werde mit privaten Investoren finanziert. Bereits 2013 soll hier ein Stück über Michaelangelo gezeigt werden. Ob diese Thematik das Publikum in eine Region locken wird, die eine eigene reichhaltige Kulturgeschichte aufweisen kann, ist allerdings fraglich. August der Starke hätte hier vielleicht mehr Stoff geboten.

Die Absicht der Stadt Dresden, das Vorhaben zu unterstützen, irritiert jetzt all jene, die «dem Politikerwort vom Willen zu einem Neubau der Staatsoperette im Zentrum Glauben geschenkt haben», so Schaller. Ein Musicalhaus könnte die Pläne des Operetten-Neubaus gefährden. Während der Diskussionen um notwendige Sparmaßnahmen der Stadt könnte ein Unterhaltungstempel schnell als Alternativlösung zum Operetten-Neubau fehlgedeutet werden, so Schaller weiter. Er hofft nun auf ein «rasches, eindeutiges und unumkehrbares Bekenntnis der Verantwortlichen zum Vorhaben des Operettenneubaus».

Bereits Anfang März reagierte der Vorstand des Förderforums der Staatsoperette mit Enttäuschung auf die Prioritätenliste der Dresdener Stadtspitze und das Ausbleiben klarer Worte zum künftigen Kulturkraftwerk, einem ehemaligen Heizkraftwerk, das nach dem Um- und Ausbau  zur neuen Spielstätte für Staatsoperette und Theater Junge Generation werden soll. Die stellvertretende Vorsitzende des Förderforums, Marlies Volkmer, nimmt in ihrem Schreiben Oberbürgermeisterin Helma Orosz beim Wort und damit in die Pflicht: „Es ist umgehend ein Finanzplan vorzulegen, damit endlich Planungssicherheit für die Operette besteht und die Ausschreibung für den Neubau erfolgen kann. Die Geduld der Künstler, Mitarbeiter und Besucher der Staatsoperette ist zu Ende!“

Die Staatsoperette schaut in Dresden auf eine 235 Jahre lange Tradition zurück. Vor der Zerstörung der Stadt waren repräsentative Theaterbauten wie das Alberttheater, das Central-Theater und das Residenztheater Spielstätten, die vom Operettenensemble oftmals zeitgleich bespielt wurden. Seit 1945 spielt die Staatsoperette in einem als Interims-Theater umgebauten ehemaligen Ballsaal im abgelegenen Stadtteil Leuben. An die Tradition anknüpfend kämpfen die Künstler und Angestellten des Hauses seit Jahren um ein neues Haus im Zentrum der sächsischen Landeshauptstadt.  Dafür erklärten sie sich im Rahmen eines Haustarifvertrages zum Lohnverzicht von jährlich acht Prozent bei einer Laufzeit bis 2021 bereit. 13,4 Millionen Euro beträgt die Summe, die von den 245 Mitarbeitern der Stadt für das Neubauprojekt zur Verfügung gestellt werden soll. Dresden subventioniert das einzige selbständige Operettentheater Deutschlands als städtische Kultureinrichtung mit elf Millionen Euro im Jahr. Der Umbau des Heizkraftwerks soll 90 Millionen Euro kosten. 

 

Der offene Brief der DOV, des VdO und der GDBA

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