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Der Ton kann immer verbessert werden

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Das Gitarrenkompendium von Hubert Käppel
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Hubert Käppel (*1951): Die Technik der modernen Konzert Gitarre. AMA Verlag. 2011, AMA 610425, ISBN 978-3-89922-143-5. ISMN-Nr. M-50155-094-4, € 24,95

„Die Gitarrentechnik hat sich in den letzten drei Jahrzehnten so enorm weiterentwickelt, dass es an der Zeit ist, dieser Tatsache Rechnung zu tragen“, schreibt Hubert Käppel in seinem Vorwort. Das detaillierte Gitarrenkompendium mit progressiv aufgebautem Übungsteil, so Käppel, „ist auf den wegweisenden Errungenschaften der großen Meister der Gitarre (M. Giuliani, F. Sor, F. Tarrega, E. Pujol, A. Carlevaro, M. Llobet und A. Segovia) aufgebaut.“ Natürlich ist es in diesem Rahmen nicht möglich, eine vollständige und detaillierte Beschreibung des circa 250 Seiten umfassenden Werkes eines weltweit anerkannten und einflussreichen Pädagogen und Gitarristen vorzunehmen. Aber der Versuch, dem Leser hier einen Überblick über das erste umfangreiche und in deutscher Sprache verfasste Handbuch der Technik der Gitarre zu geben, schien mir eine interessante Aufgabe.

Das Handbuch ist in drei Teile gegliedert: Der erste theoretische Teil beschreibt die Voraussetzungen und die Grundlagen des Gitarrenspiels (ca. 35 Seiten). Hier wird eine Anleitung zum systematischen Üben, die Haltung des Instruments, die Haltung und die Bewegungsabläufe der linken Hand und schließlich die Haltung und Tonerzeugung der rechten Hand gegeben. In der „Anleitung zum systematischen Üben“ betont Käppel besonders, dass „Üben ein hohes Maß an Selbstdisziplin erfordert“ und auch, dass „es ein intensiver, komplexer Vorgang, der Ruhe, innere Ausgeglichenheit und volle Konzentration verlangt“, ist. Besonderen Wert legt der Autor auf die Tonproduktion, denn „der Ton kann immer verbessert werden und macht das Individuelle und Charakteristische eines jeden Musikers aus“.

Im praktischen Teil mit Technik und Übungen (ca. 170 Seiten) werden in zehn Kapiteln quasi alle Bereiche der Gitarrentechnik erläutert: von Arpeggien über Koordination der beiden Hände, von Tonleitern über Bindungen, Tremolo- und Flamenco-Technik, von besonderen Techniken für beide Hände bis zu Übungen des musikalischen Ausdruckes. Hier behandelt Käppel ausführlich und über 35 Seiten die Arpeggien und die unterschiedlichsten Möglichkeiten und Kombinationen (natürliche und unnatürliche Saitenordnung der rechten Hand). Auf akribische Weise sind alle Möglichkeiten der rechten Hand aufgelistet, aber Käppel betont, dass es eher sinnvoll ist, sich auf wenige Kombinationen zu konzentrieren und diese intensiv zu üben. Er bietet gleichwohl ein „Intensivtraining wichtiger Arpeggien“ an. 

Vor allem der fortgeschrittene Gitarrist wird sich auch mit drei anderen Bereichen beschäftigen müssen: der Koordination von linker und rechter Hand, den Tonleitern, dem Kapitel der Bindungen der linken Hand. „Die Übungen mit dem Zusatz ‚TIPP‘ gehören zu den ökonomischsten und effektivsten“ betont der Autor und gibt am Ende des Handbuches ein Verzeichnis davon.

Ein weiterer theoretischer Teil befasst sich mit fünf speziellen und besonders wichtigen Themen (ca. 30 Seiten): Fingersatztechnik, Stimmen der Gitarre, auswendiges Spiel und Gedächtnistraining, Lampenfieber und Aufführungsprobleme und schließlich Technik-Übungspläne im täglichen Übe-Zyklus. Käppel erläutert anhand vieler Beispiele der Gitarrenliteratur, wie ein Fingersatz in Bezug auf die Musik ausgesucht und festgelegt wird. Er bietet Übungspläne und betont, dass „es nicht auf die Dauer, sondern auf die Qualität und Effektivität des Übens ankommt“.

Bis jetzt mussten sich Gitarristen der technischen Werke von Scott Tennant (Pumping Nylon; Alfred-Publishing), von Fabian Payr (Finger Fitness; Ricordi) oder Ricardo Iznaola (The Path to Virtuosity; Chanterelle) bedienen. Eine kleine technische Abhandlung ist auch von Wolfgang Lendle (Gitarren-Technik für den Anfang; Schott), eher für die Mittelstufe einzusetzen, erschienen. Nicht zu vergessen das Werk von Gerhard Mantel (Cello üben; Schott), eben eher an Cellisten gerichtet oder auch von B. Green und W.T. Gallwey (Der Mozart in uns; Waldgut, Logo). Aber jetzt, dank Hubert Käppel, werden Gitarristen, die sich weiterentwickeln wollen, alle Spieltechniken der Gitarre detailliert und ausführlich anhand von Beispielen auf deutsch erklärt bekommen. Jeder Gitarrist kann sich damit auseinandersetzen und es ist zu vermuten, dass dieses Handbuch in jeder Hochschule oder auch in jeder Musikschule zu finden sein wird, und es wird wohl in allen deutschsprachigen Ländern die neue „Bibel“ der Gitarristen werden. Ein Werk von großer Bedeutung, nicht weniger haben wir von Hubert Käppel erwartet.

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