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Der Kinderchor der Schola Cantorum Weimar jubelt über den 2. Platz. Fotos: privat
Der Kinderchor der Schola Cantorum Weimar jubelt über den 2. Platz. Fotos: privat
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Ein Vorzeige-Wettbewerb für den Nachwuchs

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Der 5. Erwitter Kinder- und Jugendchorwettbewerb 2011 setzt Maßstäbe
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Bereits zum fünften Mal fand im Nord-rhein-Westfälischen der „Erwitter Kinder- und Jugendchorwettbewerb“ statt. Ausgerichtet vom unermüdlichen und visionären Leiter der Erwitter Musikschule, Bernd Hense, und der Stadt Erwitte ist der Wettbewerb – zugleich auch ein Fest(ival) – mittlerweile zu einem wahren Edelstein für die deutsche Jugendchorszene geworden. Der Funke springt sofort auf den Besucher über, hier wird mit Herzblut organisiert und musiziert.

Worin liegt nun das Geheimnis von „Erwitte“? Im Mittelpunkt stehen hier die über 1.000 Kinder und Jugendlichen. Motivierende Kinder- und Jugendarbeit wird groß geschrieben, als „self-fulfilling prophecy“ angesehen. Man hört sich zu und freut sich über die Leistungen der anderen, insofern gibt es eigentlich nur Gewinner. Die Jugendlichen sind mit Feuer und Flamme dabei, im stilistisch oft breit gefächerten Programm wie auch beim gemeinsamen Singen und Spielen außerhalb des Wettbewerbs. Das Schlossgelände mit herrlicher Parkanlage, die Festhalle, eine Sporthalle und die Hellweghalle für die Abschlusskonzerte bieten ideale Voraussetzungen. Für jenes Wochenende wird die gesamte Region mobilisiert. Ein wahres Heer an ehrenamtlichen Helfern, Sponsoren, die rührige „Gesellschaft der Freunde und Förderer klassischer Konzerte in Erwitte“ sowie zahlreiche Gasteltern machen das Fes­tival zu ihrer Herzenssache. Begeisterte Zuhörer nicht nur aus der Region bestätigen das gelungene Konzept der Veranstalter.

Viele der aus allen Teilen Deutschlands angereisten 35 Chöre kommen trotz des langen Abstands von vier Jahren zwischen den Wettbewerben wieder, wobei dieses Mal die überall zu spürenden Beeinträchtigungen durch die Schulzeitverdichtung und den Nachmittagsunterricht Auswirkungen zeigten. Von fast 50 gemeldeten Chören musste letztlich ein knappes Drittel absagen – Tribut an die gestiegenen schulischen Anforderungen und ein Alarmzeichen für die Kulturverantwortlichen im Staate. Gerade deshalb sind die angetretenen Chorleiterinnen und Chorleiter als treibende Kräfte für ihre Wettbewerbsteilnahme zu würdigen – als Widerstand gegenüber dem allgemein gestiegenen Druck.

Trotz dieses Wermuttropfens gibt es vom Wettbewerb selber ausschließlich Positives zu berichten. So waren die musikalischen Leistungen wie schon in den letzten Veranstaltungen auf einem bemerkenswerten Niveau, qualitativ durchaus vergleichbar mit dem Deutschen Chorwettbewerb. Besonders erfreulich ist die Teilnahme von 15 Kinderchören, der Grundstein für weitere Festivalbesuche ist bei ihnen gelegt. Nicht zum ersten Mal schnitten die Erwitter Chöre hervorragend ab, zwei der drei hiesigen Chöre erhielten Preise. Hervorzuheben ist die große Leis­tungsdichte gerade im oberen Drittel der drei Kategorien „Kinderchöre“, „gleichstimmige Jugendchöre“ und „gemischtstimmige Jugendchöre“. Die erfahrene sechsköpfige Jury hatte keine leichte Aufgabe. Angesichts der Qualität fiel manche Entscheidung schwer, wie die Jury-Vorsitzende Juliane Berg nachvollziehbar erläuterte.

Die höchsten Punktzahlen erhielten der Chor der Rudolf-Hildebrand-Schule Markkleeberg vor den Chorkids Illertissen und dem Kinderchor der Schola Cantorum Weimar bei den Kinderchören, der Cantemus-Mädchenchor des Lessinggymnasiums Hoyerswerda, der Mädchenchor „blue note“ der Musikschule Erwitte und der St. Theresien Chor Schönenberg bei den gleichstimmigen Jugendchören sowie der Jugendchor „Voices in Harmony“ der Musikschule Erwitte vor dem Jungen Chor Nürnberg und dem Jugendchor des Essen-Steeler Kinderchores bei den Jugendchören. Darüber hinaus konnten sechs Volksliedpreise vergeben werden. Die Politik hat glücklicherweise den hohen Stellenwert des Wettbewerbs erkannt. Das wurde nicht nur in der überzeugten und überzeugenden Rede des Erwitter Bürgermeisters im mitreißenden Abschlusskonzert deutlich, sondern auch in der letztlich noch bewilligten Förderung durch das Land Nordrhein-Westfalen. Wie gut, dass herausragende Jugendförderung gelegentlich doch gewürdigt wird. Bitte weitersagen: Auf Wiedersehen in Erwitte im Jahr 2015, dann hoffentlich wieder mit über 50 teilnehmenden Chören wie zuletzt 2007!

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