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Der Stipendiat komponiert die Festmusik
Die älteste Musikschule des Rhein-Sieg-Kreises in Siegburg feiert ihr 60-jähriges Bestehen - Die Zahl der Schüler stieg in 60 Jahren von 200 auf 1 300 - Kirchenorgel ist Exoten-Instrument
Siegburg. Virtuos, künstlerisch, professionell ging es am Sonntag bei der Eröffnung der Feierlichkeiten zu einem ganz besonderen Musikschul-Festjahr zu. Jost Nickel (Flöte), Leiter der Engelbert Humperdinck-Musikschule, und sein Stellvertreter, Hanspeter Herkenhöhner (Klavier), brachten der Musikschule das erste offizielle "Ständchen" zum 60. Geburtstag.
Damit eröffneten die beiden Chefs ein Jahr voller Klänge in und um die Siegburger Musikschule, die nicht nur die älteste Musikschule des Rhein-Sieg-Kreises ist, sondern auch zu den ältesten in ganz Nordrhein-Westfalen zählt.
Das Eröffnungskonzert sollte ohne viel Worte vonstatten gehen. In der Aula hatte die Musik "das Wort". Sie passte zur Bildenden Kunst des Augustiner Malers Wilfried Kalwa, dessen Werke dort vorgestellt wurden. Nickels und Herkenhöhners Instrumente standen für zwei "Musikschul-Epochen". Während das Klavier bereits in den Anfangstagen neben Gesang, Klavier, Theorie und einem "Fiedelorchester" zum Unterrichtsangebot zählte, musste eine Querflötenklasse erst allmählich etabliert werden: Von zwei Schülern 1978 auf derzeit 131 Querflötisten, sagte Nickel.
Er leitet die Schule seit 1978, in der Nachfolge der Gründerin Lisbeth Herkenrath (1942 bis 1974) und Norbert Thomas (bis 1978). Lisbeth Herkenrath gründete die Schule im Zweiten Weltkrieg, am 1. Februar 1942, unter dem Dach des damaligen Volksbildungswerkes. 1946 wurde sie zur städtischen Musikschule, nach der Währungsreform 1948 wurde sie privatisiert und in ein Konservatorium umgewandelt, 1972 dann wieder kommunalisiert, als reine Musikschule im Verband Deutscher Musikschulen.
Seit 1999 ist die Musikschule (neben der Musikwerkstatt und der Freien Konzertreihe) zu einem Fachbereich der Engelbert-Humperdinck-Gesellschaft geworden.
Der Stamm von gut 200 Schülern der Anfangstage ist auf 1 300 angestiegen. "Im Fach Gesang, das derzeit der Spitzenreiter ist, haben wir lange Wartelisten", sagt Nickel, der die Frage nach dem "exotischsten Lern-Instrument" mit "Kirchenorgel" beantwortet. Dazu muss Organist Wilhelm Herkenrath aber nicht im Kirchenraum unterrichten. Das Spiel an der 19 Register und zwei Manuale starken Walcker-Orgel mit ihren 1 100 Pfeifen kann an der Humperdinckstraße erlernt werden.
Während im Einzelunterricht nahezu jedes Instrument angeboten wird, erleben auch die Ensembles einen Boom. Vom Chor über die Jazzcombo und Rockgruppe bis zur Jungen Symphonie oder dem Sammelsurium-Orchester bietet die Musikschule ein breites Spektrum. Das ist für Kinder, Jugendliche und Erwachsene attraktiv, wie die Altersstatistik der vier bis 80 Jahre alten Schüler beweist. Wer sich nicht sicher ist, ob er sein Instrument gefunden hat, kann in Findungs-Kursen und mit Leihinstrumenten auf die Suche gehen.
Ein musikalisches Geschenk macht sich die Musikschule mit einer Auftragskomposition. Der Maastrichter Student Beat Freisen, zugleich Stipendiat der Engelbert-Humperdinck-Werkstatt, komponiert eine Festmusik zum 60-jährigen Bestehen, die am 18. September, zum Abschluss des Humperdinck-Musikfestes uraufgeführt werden wird. Bis dahin bietet die Musikschule noch jede Menge Konzerte. Ein Festakt wird am 25. Mai stattfinden. Ein Dozentenkonzert gibt es am 22. November.
Eine Jahresübersicht über die Musikschulkonzerte liegt in der Musikschule an der Humperdinckstraße aus.
General-Anzeiger Bonn http://www.general-anzeiger-bonn.de/news/artikel.php?id=42094