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Rat für Rechtschreibung - Gremium soll Arbeit zügig aufnehmen - Kritiker beklagen einseitige Besetzung - Zusammensetzung des Rates
Mettlach (ddp). Der Schaffung des Rates für deutsche Rechtschreibung steht nichts mehr im Wege. Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat die Einberufung des Gremiums bei ihrem zweitägigen Treffen im saarländischen Mettlach am Donnerstag beschlossen. «Der Rat soll seine Arbeit sehr zügig, noch in diesem Jahr aufnehmen und wird in seiner Zusammensetzung durch ein hohes Maß an Pluralität gekennzeichnet sein», betonte KMK-Präsidentin Doris Ahnen (SPD) am Freitag. Unmittelbar nach Bekanntwerden des Beschlusses wurde jedoch auch Kritik an den Plänen der KMK laut. Die Zeitschrift «Deutsche Sprachwelt» sowie die Berliner Forschungsgruppe Deutsche Sprache warfen der KMK vor, den Rat nicht repräsentativ besetzten zu wollen.Der KMK zufolge sollen dem Rat 18 Mitglieder der wichtigsten Gruppen aus Wissenschaft und Praxis in Deutschland angehören, die sich mit Fragen der Orthografie beschäftigen oder über besondere Erfahrungen mit Schreibregeln verfügen. Österreich und die Schweiz sollen je neun Vertreter in den Rat entsenden. Ahnen appellierte «an alle Beteiligten, in den neuen Rat ihre Kompetenz einzubringen». Der Rat sei ein faires Angebot insbesondere an die Kritiker, sich an der Weiterentwicklung der Rechtschreibung zu beteiligen, sagte die Präsidentin.
Die «Deutsche Sprachwelt» kritisierte hingegen, im Rechtschreibrat der KMK seien 95 Prozent der Mitglieder Befürworter der Reform. Nur zwei der insgesamt 36 Sitze sollten an die Reformkritiker der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung gehen. Der Vorsitzende des Herausgebervereins der Zeitschrift, Hans-Manfred Niedetzky, forderte «die sprachbewussten Menschen» auf, weiterhin passiven Widerstand gegen die staatlich verordnete Schreibwillkür zu leisten.
Auch die Forschungsgruppe Deutsche Sprache, der unter anderen der als Rechtschreibrebell bekannt gewordene Lehrer Friedrich Denk angehört, beklagte die Berufung «eines einseitig besetzten Rechtschreibrats». Dadurch werde die Beseitigung der fundamentalen Mängel der Rechtschreibreform unmöglich gemacht.
Die KMK erwartet, dass der Rat in den kommenden Monaten mögliche Änderungen der Rechtschreibregeln in den Bereichen Getrennt- und Zusammenschreibung, Fremdwörter, Interpunktion und Trennung so rechtzeitig vorschlägt, dass sie zum 1. August 2005 umgesetzt werden können. Dann soll auch die Reform endgültig in Kraft treten.
Künftig soll der Rat laut KMK "die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren». Er soll «die Entwicklung der Schreibpraxis beobachten und die Rechtschreibung im notwendigen Umfang weiterentwickeln». Über die weiteren Schritte zur Einsetzung des Gremiums wird Ahnen sich in Gesprächen mit der Bundesregierung sowie den Regierungen Österreichs und der Schweiz abstimmen.
Als Mitglieder von deutscher Seite im Rat für deutsche Rechtschreibung sieht die Kultusministerkonferenz folgende Institutionen vor:
- Institut für deutsche Sprache (2 Sitze)
- Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung (2 Sitze)
- Duden-Verlag (1 Sitz)
- Wissen Media Verlag/Wahrig-Wörterbuch (1 Sitz)
- Gesellschaft für deutsche Sprache (1 Sitz)
- Union der deutschen Akademien der Wissenschaften (1 Sitz)
- Börsenverein des deutschen Buchhandels (1 Sitz)
- VdS Bildungsmedien (1 Sitz)
- Deutscher Journalistenverband/Deutsche Journalistenunion (1 Sitz)
- Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen (1
Sitz)
- Bundesverband deutscher Zeitungsverleger (BDZV) (1 Sitz)
- Verband deutscher Zeitschriftenverleger e.V. (1 Sitz)
- PEN-Zentrum Deutschland (1 Sitz)
- Fachverband Deutsch im Deutschen Germanistenverband (1 Sitz)
- Symposium Deutschdidaktik (1 Sitz)
- Lehrerinnen- und Lehrerverbände in DGB und DBB (1 Sitz)