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"...und drei fünf!" Musikschule für alle.

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Sicher haben Sie schon einmal von der Musikschule Lempinsky gehört. Die schräge Radio-Comedy "mit einen Lehrer, einen Schüler, einem Käibord, vielen Grammatikfehler vom Uwe und jeder Menge aktueller Hits vom außen Radio raus" - so die authentische Beschreibung der Macher - bringt der breiten EINSLIVE-Hörerschar in ganz NRW (und darüber hinaus) den Alltag in der "etwas anderen" Musikschule Lempinsky nahe.

Uwe Lempinsky ist der "Meister des Käibords, der König der Begleitautodimatik". Keiner spielt aktuelle Charthits so wie er - Uwe Lempinsky! Talent verpflichtet. Und deswegen, "und bißken auch von wegen die Kursgebühr", gibt Uwe seinem Schüler, dem kleinen Benny, "pädemagogisch" wertvolle Einblicke in seinen "ermesslichen Wissensschatz". Schade ist nur, dass Benny weiss, wie Britney Spears oder Robbie Williams klingen müssten - und von der Performance der Einfingerautomatik spätestens im zweiten Takt enttäuscht ist...

Soweit so gut. Aber die komödiantischen Hiebe auf Sinn und Effizienz derartiger "Unterrichts"-Veranstaltungen selbsternannter Pädagogen und Musikkünstler geben auch öffentlichen Musikschulen im Sektor Anlass zur Selbstreflexion. Zentrale Fragestellungen müssen doch heute lauten: Was ist eigentlich die legitime Aufgabenstellung der öffentlichen Musikschule? Wieviel "Spaßangebot" ist erlaubt oder gar gefordert? Und welches Unterrichtskonzept lässt sich vor Ort daraus ableiten?

In Zeiten knapper öffentlicher Mittel muss hierbei die Wirtschaftlichkeit mindestens als zentrale Nebenbedingung beachtet werden. Reduzierte Zuschüsse zwingen tendenziell zu mehr Kostendeckung und zu stärker differenzierter Angebots- und Preispolitik.

Gerade weil Kostendeckung (zumal bei steigenden Personalkosten) aber nicht überall möglich scheint (bspw. wenn Einzelunterricht geboten ist) und weil auch pauschale Preisanhebungen sozial kaum durchsetzbar sind, sind gut besuchte Kurse und Projekte, durchaus auch mit "Spaßcharakter", zur Abrundung des Kernangebots allein aus wirtschaftlichen Gründen erforderlich. Darüber hinaus entsprechen diese "neuen" Unterrichtsformen wichtigen Teilaufgaben der Musikschule sehr viel mehr als der herkömmliche Einzel- oder Kleingruppenunterricht.

Doch nicht selten mangelt es diesbezüglich noch immer an einem zeitgemäßen und von allen geteilten Bewusstsein. Betroffen sind nicht nur Musikschulleitung und Lehrkräfte, für die zwecks Erweiterung ihres Berufsleitbildes und entsprechender Zusatzqualifikation bereits seit längerer Zeit ein Fort- und Weiterbildungsangebot besteht. Von neuen Angeboten überzeugt werden müssen auch die "Kunden" selber, d.h. die Schülerinnen und Schüler bzw. ihre Eltern. Einzubinden in modernisierte Konzepte sind ferner die Förderkreise, Sponsoren und Kooperationspartner vor Ort (etwa die offenen Ganztagsgrundschulen). Aufklärung über die Möglichkeiten der Musikschule tut schließlich vor allem Not bei den zuständigen Schulträgern und den politischen Entscheidern.

Wir meinen: Die öffentliche Musikschule muss gegebene Chancen aktiv nutzen und sehr viel stärker als bisher gestaltend in Wettbewerb treten zu den allerortens bestehenden privaten Angeboten. Letztere ziehen doch im schlimmsten Falle sogar noch mit Kompetenz und Methoden à la Lempinsky wachsendes Kundeninteresse auf sich. Paradoxerweise erzielen Privatanbieter angesichts einer erstaunlich großen Zahlungsbereitschaft dabei auch noch beachtliche Gewinne, während kommunale Musikschulen zur Reduzierung ihres Stundenkontingents "verdonnert" oder gar geschlossen werden.

Das Motto kann daher nur lauten: "Raus aus der Defensive und hinein in die Marktarena" - allerdings ohne dabei andere ureigene Aufgaben zu vernachlässigen.


Über kultur21:

kultur21 ist ein selbständiger Bereich innerhalb des Beratungsunternehmens Gayer Consulting (GC) mit Firmensitz in Essen. kultur21 überträgt das Know How und die Methoden von GC zielgerichtet in den Kulturbereich. Zu den Referenzen zählen Studien zur Musikschule Moers, für den Landesverband der Musikschulen in NRW (LVdM e.V. NRW) sowie für die Einkaufsgenossenschaft für Musikschulen Gemse e.V.
Mehr Informationen finden Sie unter http://www.kultur21.com

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