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Die alten Zeiten hochleben lassen

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Zur Geschichte des bedeutenden Jazz-Labels MPS
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Klaus-Gotthard Fischer: Jazzin’ the Black Forest. MPS – Geschichte eines Labels, Crippled Library 1999. 322 Seiten. linie.gif (77 Byte) Die drei Buchstaben MPS stehen für technisch erstklassige und künstlerisch hochwertige Tonträger. Die „Musik Produktion Schwarzwald“ bürgte für Qualität, sowohl künstlerisch als auch aufnahmetechnisch. Rund 700 Platten in einem Vierteljahrhundert sind der Beleg. Jetzt ist die Entwicklung dieses bedeutenden deutschen Jazz-Labels exakt nachzulesen. Die Geschichte erzählt vom jungen Tontechniker und Mäzen Hans Georg Brunner-Schwer (HGBS), der in den 50er-Jahren ein Tonstudio aufbaute und Platten für die Firma „Saba“ produzierte, mit deren Rundfunk- und Fernseh-Aktivitäten seine Familie Umsatz machte. HGBS, vom Swing infiziert, machte den Klavier-Jazz zu seiner Lebensaufgabe und entwickelte eine eigene Aufnahmetechnik. Kein Geringerer als Oscar Peterson war so begeistert, dass es gelang, ihn exklusiv an MPS zu binden. Von seinen ersten vier LPs „Exclusively for my friends“ wurden 1969 bereits 100.000 Exemplare abgesetzt. So wurde Villingen, Sitz der Firma MPS, für 15 Jahre zu einem Jazz-Zent-rum der Welt. Von New Orleans bis zu bahnbrechenden Aufnahmen des Free Jazz war das Repertoire gestreut. Neugier wecken, sich mit Musik überhaupt auseinanderzusetzen, war Anliegen des Labels. „Jazzin’ the Black Forest“, so der Titel der umfangreichen, zwei Kilo schweren Dokumentation, lässt die alten Zeiten hochleben. Acht Jahre Arbeit hat Verfasser Fischer, von Michael Frohne unterstützt, in das enzyklopädische Werk gelegt. Es enthält im LP-Format alle Aufnahmedaten in diskografischer Präzision und lichtet alle Covers in Farbe ab. Ausführliche Interviews mit HGBS und Produzent Berendt vermitteln einen Einblick in die kreativen Jahre von MPS, ergänzt durch Statements und Anekdoten von MPS-Musikern. Stellvertretend sei Dieter Reith zitiert, der das Engagement Brunner-Schwers auf den Punkt bringt. „Andere Persönlichkeiten seines Kalibers“, sagt der Pianist, „investieren ihr Geld in Yachten und Parties..., er produzierte Jazz und half Musikern, ihre musikalischen Träume zu verwirklichen“. Dieser empfehlenswerte Band, der sein Geld wert ist, auch wenn die Schwarzweißfotos oft den nötigen Kontrast vermissen lassen und die Bildunterschriften nicht immer vollständig sind, ist ein absolutes Muss für alle Sammler. Er arbeitet nicht nur die Firmengeschichte von MPS auf, sondern ein Stück Musikgeschichte. Darauf bezieht sich schließlich das neu erweckte Interesse am Label, angefacht durch die DJ-Clubkultur der 90-Jahre, die alte MPS-Platten auf ihren Tanzgehalt hin abklopft. Die klingenden MPS-Schätze, seit langem im Besitz von Polygram, Universal, werden weiterhin gehoben. Unter dem Titel „Masterpieces“ und „Master Series“ sind historisch wichtige Alben wiederveröffentlicht worden. Seltene oder vergriffene Stücke, von HGBS persönlich ausgesucht, liegen dem Buch bei.

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