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Der «Kopf» der fusionierten Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen ist komplett. Die beiden neu berufenen Direktoren Bernhard Maaz und Sabine Wenzel stellten sich am Montag in Weimar vor ihrer offiziellen Amtseinführung am gleichen Abend erstmals öffentlich vor.
Weimar (ddp). Der Berliner Kunsthistoriker Bernhard Maaz, bisher Leiter der Alten Nationalgalerie Berlin, zeichnet nun für die Museen verantwortlich, die Dresdener Architektin Sabine Wenzel für die Bauten und Gärten. Mit den beiden Neuen habe die erweiterte Stiftung kompetente Partner gefunden, betonte Stiftungspräsident Hellmut Seemann.Der 41-jährige, in Jena gebürtige Maaz wird sein Amt im März antreten, die 44-jährige, in Braunschweig geborene Wenzel ist seit Montag im Dienst. Beide gaben einen ersten kurzen Ausblick auf ihre künftigen Vorhaben. Wenzel betonte, dass es wichtig sei, alles überkommene - in ihrem Fall die Bauten und Gärten - zu erhalten, doch müssten sie lebendig gemacht werden. Maaz avisierte für 2004 eine umfassende Ausstellung über Maria Pawlowna (1786-1859), die 1804 in St. Petersburg den Weimarer Großherzog Carl Friedrich heiratete und im November am Weimarer Hof einzog.
Neue Weimarer Stiftung vereint historisch Zusammengehöriges und bündelt Kräfte
Weimar (ddp). Nun wächst zusammen, was zusammengehört. Dieser im Kontext der deutschen Wiedervereinigung vielzitierte Spruch steht auch der neuen Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen gut zu Gesicht. Das gilt für die kulturgeschichtliche Entwicklung der beiden bislang separat arbeitenden, jedoch schon vielfach kooperierenden Einrichtungen ebenso wie für ihre kulturelle Bedeutung. Immerhin verfügt Weimar damit nach Worten von Stiftungspräsident Hellmut Seemann «über ein in dieser Form sonst nirgendwo in Deutschland erhaltenes Gesamtbild von der frühen Neuzeit bis in das 20. Jahrhundert». An ihm lasse sich «in singulärer Weise» der kulturelle und historische Weg Deutschlands durch die letzten fünf Jahrhunderte ablesen.
Schließlich habe die Fusion die aus den Kunstsammlungen stammenden wertvollen Zeugnisse bildender und angewandter Kunst jener Zeit mit dem reichen literarischen, historiografischen und philosophischen Erbe sowie den Bau- und Gartendenkmälern der alten Klassikstiftung vereint. Das so entstandene deutschlandweit einzigartige Ensemble von Sammlungen und Denkmälern nicht nur zu betreuen, sondern auch weiterzuentwickeln ist deshalb das erklärte Ziel dieser «Ehe». Ob sie dauerhaft Bestand hat, wird die Zukunft zeigen.
Dabei steht der Wille der Mitarbeiter, aus der Liaison das Beste zu machen, außer Frage. Größter Unsicherheitsfaktor ist die nicht eben rosige Lage der öffentlichen Haushalte. Zwar regelt das zwischen Bund, Land Thüringen und Stadt Weimar geschlossene Abkommen die Finanzierung bis 2006. Doch schon im Oktober vergangenen Jahres versuchte Weimar die Karten neu zu mischen. Kurzerhand strich es die Zuschüsse für die Stiftung Weimarer Klassik ab diesem Jahr, um den kommunalen Haushalt zu sanieren. Erst in letzter Minute unterschrieb Weimars Oberbürgermeister den Vertrag, der jedoch ungültig wird, falls die Kommune ihren finanziellen Verpflichtungen gegenüber der neuen Kulturinstitution nicht nachkommt. Dann würden die bislang städtischen Kunstsammlungen wieder an die Stadt zurückfallen.
Da die Ressourcen auch künftig dem wohl steigenden Bedarf hinterher hinken werden, ist noch größere Effektivität oberstes Gebot. So muss nach Seemanns Ansicht der Austausch von Arbeitskapazitäten zwischen den einzelnen Instituten selbstverständlich, die Kooperation mit anderen Einrichtungen in Weimar selbst, aber auch darüber hinaus verstärkt werden. Außerdem gelte es, sich auf Kernprojekte zu konzentrieren. Das betrifft nicht nur Ausstellungen und weitere Vorhaben, sondern auch dringend notwendige Investitionen. Dort hätten nach der Anna Amalia Bibliothek die Erweiterung des Bauhaus-Museums und die Restaurierung von Schloss Ettersburg «höchste Priorität». Nicht zuletzt will die Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen die Einnahmen steigern. Ein Beispiel dafür, wie das gelingen könne, sei das große öffentliche Interesse an dem für dieses Jahr geplanten ersten Festival «Weimarer Gartenlust».
Die Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen - Zahlen und Fakten
Weimar (ddp). Die Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen ist aus der Stiftung Weimarer Klassik und den Kunstsammlungen zu Weimar hervorgegangen. Das nicht kündbare Abkommen für die zum 1. Januar 2003 wirksam werdende Fusion beider Einrichtungen war im Dezember 2001 zwischen dem Bund, dem Land Thüringen und der Stadt Weimar unterzeichnet worden. Es sichert unter anderem die Finanzierung der neuen Stiftung bis 2006.
Standen der Stiftung Weimarer Klassik im vergangenen Jahr knapp 11,84 Millionen Euro und den Kunstsammlungen 2,76 Millionen Euro zur Verfügung, beläuft sich der Etat der neuen Stiftung nun auf jährlich annähernd 14,3 Millionen Euro. Zusätzlich stellen Bund und Land jährlich fast 4,3 Millionen Euro für Baumaßnahmen bereit, die zunächst vorwiegend in den Ausbau der Herzogin Anna Amalia Bibliothek fließen sollen. In beiden Fällen schießt der Freistaat rund die Hälfte der Mittel zu.
Die bisherige Stiftung Weimarer Klassik war eine gemeinnützige Einrichtung, die zur Hälfte vom Bund, zu 40 Prozent vom Land und zu zehn Prozent von der Stadt Weimar getragen wurde. Die Kunstsammlungen waren ein Eigenbetrieb der Stadt Weimar, der zu fast 85 Prozent vom Land finanziert wurde.
Die neue Stiftung beschäftigt 308 Mitarbeiter, darunter die 37 bisher in den Kunstsammlungen angestellten.
Zur Stiftung Weimarer Klassik gehören unter anderem das Goethe-Nationalmuseum mit dem Wohnhaus Goethes am Frauenplan, das Schiller-Haus, das Liszt-Haus und das Nietzsche-Archiv, 16 weitere historische Häuser, Schlösser und Erinnerungsstätten, die Herzogin Anna Amalia Bibliothek und das Goethe- und Schiller-Archiv mit ihren zum Teil unikaten Beständen, fünf Parkanlagen in Weimar und Umgebung.
Die Kunstsammlungen zu Weimar, die ihren Ursprung in der Sammeltätigkeit des großherzoglichen Hauses Sachsen-Weimar-Eisenach hatten und in ihrer jetzigen Form in den Jahren 1921 bis 1928 gegründet wurden, bringen das Schlossmuseum, das Neue Museum, das Bauhaus-Museum und Museum Schloss Belvedere in die Stiftung ein. Zu deren Bestand zählen unter anderem rund 2000 Gemälde, 10 000 Grafiken, Plastiken und kunsthandwerkliche Arbeiten sowie Münzen und Medaillen, außerdem moderne Kunst der Sammlung Paul Maenz und Werke der Bauhaus-Künstler.
(www.swkk.de; www.weimar-klassik.de; www.kunstsammlungen-weimar.de)
(Quellen: Thüringer Kunstministerium, Jahresbericht 2001/02
Stiftung Weimarer Klassik)