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12.3.: theater aktuell +++ theaterfestival

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20. Zeitgenössisches Theatertreffen in Bern +++ Zadek: Buch über das deutsche Theater


20. Zeitgenössisches Theatertreffen in Bern
orf - Das Berner Theatertreffen "auawirleben" feiert seinen 20. Geburtstag mit nicht weniger als fünf Uraufführungen. Für drei von ihnen sorgen die erfolgreichen Schweizer Jungdramatiker Guy Krneta, Michael Stauffer und Anina La Roche.
Mit wechselnder Befindlichkeit speziell nach dem 11. September befasst sich "Die 50 Mal besseren Amerikaner" der Salzburgerin Kathrin Röggla. Das als Koproduktion mit verschiedenen deutschen Bühnen entstandene Stück, eine Uraufführung, wird zusammen mit Rögglas Werk "fake reports" gezeigt.
Sind das jetzt wirklich die Leute, mit denen ich abstürzen und in derselben Schlagzeile stehen möchte? Das fragt sich einer, der mit einer Reisegruppe im Flughafen feststeckt. Er ist Teil der Jubiläums-Uraufführung, der Dialekt-Suada "Zmittst im Gjätt" (In der Pampa) von Guy Krneta, einer Erzählstafette, in der die Wartenden sich ihre Geschichten weiterreichen.
Eine ganz besondere Flughafengeschichte hat auch Azadi aus der Uraufführung "Terminal A" von Anina La Roche und Rainer Hofmann. Er ist ein Sans-Papier und sitzt seit elf Jahren im Transitraum fest. Als ihm fünf nicht eben fleißige Experten endlich den Pass überreichen, lehnt er ihn ab.
Die beiden Stücke sind paradigmatisch für das Motto des zwölftägigen Theatermarathons: "Reisen: Mobilität - Tourismus - Migration". Grund zum Reisen kann ebenso der Lebensstil und Erlebnishunger der Saturierten sein wie die Notlage der Armen.
Ein reichhaltiges Rahmenprogramm garniert das Luxus-Jubiläum. Michael von der Heide singt. Drei Autorenwerkstätten demonstrieren Stücke in statu nascendi. Und die Autoren Krneta und Stauffer begleiten ihre Produktionen mit Spoken-Word-Specials, in denen sie unter anderen mit Unterstützung des Schweizer Lyrik-Jungstars Raphael Urweider ("Lichter in Menlo Park") gleich selbst performen.

Zadek: Buch über das deutsche Theater
orf - "Im jungen deutschen Regietheater kommen die Dramatiker zu kurz", kritisierte Regie-Altmeister Peter Zadek bei der Präsentation seines neuen Buches in Hamburg. "Mir geht es um das künstlerische Gleichgewicht zwischen Autor, Regie und Schauspielern."
Stil und Konzept-Theater habe ihn nie interessiert, sagte der 76- Jährige am Montagabend in den Hamburger Kammerspielen. Dort legte er im Gespräch mit Jürgen Flimm, dem Präsidenten des Deutschen Bühnenvereins, seine Theaterphilosophie dar.
Das neue Buch "Menschen Löwen Adler Rebhühner" (Verlag Kiepenheuer & Witsch) basiert auf zwei Workshops, die Zadek 2001 und 2002 für Regiestudenten an der Ernst- Busch-Hochschule für Schauspiel in Berlin gegeben hat. Zadek erzählt auf 277 Seiten von seinen Erfahrungen mit dem deutschen Theater.
Zadek beginnt gerade mit den Proben zu Bertolt Brechts "Mutter Courage" am Deutschen Theater in Berlin. Angela Winkler spielt die Titelrolle. "Die Courage verdient Geld mit dem Krieg. Das Stück passt genau in diese Vorkriegszeit", sagte Zadek. "Wie wir Brecht heute spielen sollen, müssen wir noch herausfinden. Die ideologisch- politische Seite ist nicht mehr von Bedeutung, doch die allgemein menschliche."