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In Bad Liebenwerda fand am 9. und 10. November 2007 bereits zum dritten Mal der Internationale Wettbewerb um den Gebrüder-Graun-Preis statt. Ausgelobt waren Preise für die beiden besten solistischen Darbietungen in Höhe von je 2500 Euro und für die zwei besten Ensemble-Darbietungen in Höhe von je 5000 Euro. Ein Wettbewerbsbericht:
Bad Liebenwerda mag manch Durstiger nur als Herkunftsort eines Sprudelwassers kennen. Musikerinnen und Musiker sollten es kennen lernen, bevor sie Erholung in dem idyllisch an der Schwarzen Elster gelegenen Kurort suchen.Seit 2003 wird in Zweijahresabständen in Bad Liebenwerda der zunächst deutschlandweite, jetzt Internationale Wettbewerb um den Gebrüder-Graun-Preis der Sparkassenstiftung „Zukunft Landkreis Elbe-Elster“ ausgerichtet. Die Brüder Johann Gottlieb (1701/02-1771) und Carl Heinrich Graun (1703/04-1759) wuchsen im nahe gelegenen, damals sächsischen Wahrenbrück auf. Als Konzertmeister und Hofkapellmeister Friedrichs des Großen prägten sie mit ihren Werken die Berliner und norddeutsche Musikkultur ihrer Zeit – man denke nur an den „Tod Jesu“ des jüngeren Bruders. Die damalige Wertschätzung und die heutige Präsenz im Musikleben stehen in einem krassen Missverhältnis. Für die vorurteilslose Kenntnis des umfangreichen Oeuvres der Brüder – das Werkverzeichnis (ortus musikverlag Beeskow) zählt 864 Werke in allen Gattungen ihrer Zeit – ist noch viel zu leisten.
Dank des Engagements der örtlichen Sparkassenstiftung und des Kulturamtes des Landkreises Elbe-Elster wurde den Bemühungen um die Grauns in ihrer Heimat nun zum dritten Mal eine Krone aufgesetzt.
In zwanzigminütigen Beiträgen hatten die Wettbewerbsteilnehmer ausschließlich Graunsche Kompositionen vorzustellen. In der Wertung Solo und Ensemble gab es keine Beschränkung hinsichtlich des Instrumentariums. So stand die Jury vor der Herausforderung, instrumentale und vokale Beiträge, Interpretationen mit Böhmflöte und Klavier mit solchen auf Traversflöte und Cembalo fair zu beurteilen. Der Trend zur Verwendung des historischen Instrumentariums wurde aber deutlich. Unabhängig davon legte die Jury Wert auf eine historisch informierte, stilgerechte Spielweise. Die Jury bestand aus Susanne Ehrhardt (Berlin), Siegfried Fritsche (Finsterwalde), Prof. Christoph Henzel (Würzburg), Prof. Gerlinde Otto (Leipzig), Tino Richter (Kraupa), Dr. Anna Sylvan (Berlin) und Niklas Trüstedt (Berlin).
Mit nicht unbeträchtlichen Preisgeldern wurden die Leistungen der Traversflötistin Julia Richter (Drolshagen) und des Baritons Stefan K. Hagendorn (Mannheim) sowie von den Ensembles „KlangZeitRaum“ (Leipzig), „Trio Heinze.Anger.Hecker“ (Dresden) und „Janelas Verdes“ (Berlin) gewürdigt.
Der Wettbewerb spiegelte die noch ungenügende Erschließung des musikalischen Nachlasses der Graun-Brüder wieder. Unterrepräsentiert blieb das vokale Fach und auch die Gambenmusik, obwohl diese unter den Ausgaben gut vertreten ist.
Die Teilnehmer lobten die herzliche Aufnahme und Betreuung durch die Veranstalter. Die Möglichkeit zum Gespräch mit den Juroren wurde gern genutzt. Die Wertungsvorspiele finden in Konzertatmosphäre vor Publikum statt. Tasteninstrumente aller Art stehen im modernen Konzertsaal der Stadt zur Verfügung.
Der nächste Wettbewerb findet 2009, im 250. Todesjahr Carl Heinrich Grauns, statt. Der zwar noch kleine, aber ambitionierte, dank der Sparkassenstiftung bestens ausgestattete Wettbewerb verdient einen festen Platz im Kalender all jener, die Neugier auf ebenso virtuose wie melodisch reizvolle, aber kaum bekannte Musik aus der Mitte des 18. Jahrhunderts antreibt.
In Bad Liebenwerda sprudelt fern der musikalischen Metropolen so viel Begeisterung für Musik, dass die Einladung nicht ungehört verhallen sollte. Die Musik der Grauns belohnt schon bei der Vorbereitung – und beim Empfang der Sparkassenstiftung bekommen die Teilnehmer nicht nur Wasser aus heilenden Quellen.
Ekkehard Krüger