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Große Musik für kleine Klangstrolche - Musikalische Früherziehung für Kindergarten-Kinder in Billstedt

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Hamburg - Im Kulturpalast Hamburg im Stadtteil Billstedt findet seit 2007 das Projekt "Klangstrolche" statt. Die Musikwerkstatt bietet zwei Workshops für die verschiedenen Kitas in Billstedt an. Mehr als 800 Kinder im Alter von sechs Wochen bis sechs Jahren, denen eine musikalische Früherziehung ermöglicht werden soll, nahmen bisher an Musikwerkstatt teil.

 

"Eins, zwei, drei, vier", zählt Musikpädagoge Michael Reinhold. Als Antwort folgt ein lautes "Bam, Bam, Bam, Bam". Bunte Plastikrohre sausen auf Bongos, Cajons, Congas und Kunststofffässer hinab. Mit aller Kraft trommeln Kinder zwischen vier und sechs Jahren auf die Musikinstrumente ein. Jedes Kind hat zwei Boomwhackers, so heißen die Plastikrohre, mit denen getrommelt wird. Auf der einen Seite des etwa sechs Meter hohen Raumes im Kulturpalast Hamburg stehen zehn Kinder mit roten und gelben Boomwhackers.

Die Szene spielt sich im Kulturpalast Hamburg im Stadtteil Billstedt ab. Es ist nach dem vergangenen Jahr die zweite sogenannte Musikwerkstatt, die hier stattfindet. "Im ersten von zwei Workshops heute haben wir 31 Klangstrolche aus drei verschiedenen Kitas in Billstedt zu Besuch", sagt Jochen Schindlbeck, stellvertretender Geschäftsführer des Kulturpalastes. 30 weitere Kinder gebe es im zweiten Durchgang. Das Projekt "Klangstrolche" existiert seit 2007 und hat mehr als 800 musikalische Strolche in der Ausbildung. Das sind Kinder im Alter von sechs Wochen bis sechs Jahren, denen eine musikalische Früherziehung ermöglicht werden soll.

Neben den gelben und roten Rohren wurden an die Kleinen im Kulturpalast auch dunkelgrüne, pinke, hellgrüne und violette verteilt. Die Farben stehen für unterschiedliche Töne. Was aussieht wie ein buntes Durcheinander, wird plötzlich zum Klassiker "The Lion Sleeps Tonight" - begleitet von einer Gitarre im Hintergrund. "Die Kinder denken gar nicht darüber nach, aber mit den verschiedenen Tönen ergeben die Boomwhackers Musik", sagt Reinhold. Unterstützt von Julia Dörfel, die den englischen Text singt, entsteht ein kleines Orchester.

Musikinteresse der Kinder soll gefördert werden
Die Idee zur Musikwerkstatt entstand im Rahmen des Schleswig Holsteinischen Musikfestivals, das gerade in vollem Gange ist (noch bis 25. August). "Wir haben solche Musikwerkstätten schon auf dem Land in Schleswig-Holstein angeboten, wollen den Nachwuchs aber auch in Hamburg fördern", sagt Jeanette van Beek vom Musikfestival. Sie hat vor allem Kinder im Blick, die bisher wenig Kontakt zur Musik haben. Deshalb stünden Klangstrolche aus sozial benachteiligten Familien im Vordergrund.

"Wir konkurrieren mit dem Fernseher und dem Videospiel, das ist schon schwierig, hält den Beruf aber spannend", erklärt Reinhold die Situation der wenigen Musikpädagogen. Die Spannung sieht man ihm und Dörfel an, die zwischenzeitlich die Kinder mal eine Runde um den Block rennen lassen. "Anderthalb Stunden Workshop sind schon lang, schließlich ist das reine Musizieren ein Hochleistungssport für Kinder", sagt Dörfel.

Den Zugang zu den Kindern finde man leicht über Tiere, daher dürfen die Kleinen als nächstes brüllen wie ein Löwe, zischen wie eine Schlange und trampeln wie ein Elefant. Das macht nicht nur Krach, sondern lockert auch den Körper. Schließlich sei es wichtig, dass die Kinder Musik erleben. Dazu gehört auch, dass sie einen musikalischen Ablauf erlernen, den Klang in der Struktur erleben und Zusammenspielen lernen.

Im Vordergrund des Workshops steht das Trommeln. Und das ist nicht zu überhören. Am Ende dürfen die Kinder noch mal alles geben. Gelbe, rote, grüne und pinke Boomwhackers fliegen durch die Luft und prallen mit einem lauten Knall auf den Trommeln nieder. "Bam, bam, bam, bam."
 

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