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Viel aus vier

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Vincent d’Indy: Symphonie Nr. 2 B-Dur op. 57. Monte Carlo Philharmonic Orchestra, Dirigent: James DePreist Koch 3-7280 -2 Ist die Rede von sinfonischer französischer Spätromantik, so stehen César Francks d-Moll-Symphonie und die „Orgelsymphonie“ von Camille Saint-Saëns im Vordergrund, wobei letztere es zumindest in Deutschland schwer hatte, das Verdikt des Bombastischen loszuwerden. Allenfalls wird noch die B-Dur-Symphonie des frühverstorbenen Franck-Schülers Ernest Chausson genannt. Völlig unbekannt blieb bei uns das symphonische Hauptwerk eines anderen Franck-Schülers, die Zweite Symphonie B-Dur op. 57 von Vincent d’Indy. Daß es sich bei der monumentalen Komposition um eine.’ der bedeutendsten Schöpfungen der französischen Symphonik handelt, weiß man vielfach nicht einmal in Frankreich. Es ist deshalb sehr zu begrüßen, daß der einzigen bislang greifbaren Einspielung des Werkes, der bereits bejahrten des Francisco Symphony Orchestra unter Pierre Monteux, eine neuere zur Seite getreten ist. James DePreist nahm die Symphonie mit seinem Monte Carlo Philharmonic Orchestra auf. Daß Franck Pate gestanden hat, verleugnet d’Indys Zweite nicht. Das Kreisen um ein Vier-Töne-Grundmotiv, die zitathaften thematischen Übergriffe, die sich in allen vier Sätzen beobachten lassen, das Chroma des „Wagnérisme“, das allerdings nicht so modulatorisch-extrem gehandhabt wird wie es bei dem Übervater Franck der Fall ist, alles das verbindet den Schüler mit dem Lehrer. Aber d’Indy war 1903, als er die Symphonie vollendete, bereits ein Eigener, und so trägt das Werk über Franck hinausweisende höchstpersönliche Züge. Die überaus kunstvolle thematisch-motivische Arbeit, die sich in ihrer Vielfalt erst bei mehrfachem Hören voll erschließt, weist Parallelen zur Verfahrensweise eines Brahms auf, aber die schwungvolle Emphase dieser Musik, ihre instrumentale Farbigkeit, ihre thematische Plastik, ihre bei allem Streben zu symphonischer Monumentalität sehr klare Form, das alles ist unverkennbar französisch, so französisch, daß selbst der völlig anders gelagerte Debussy dem Werk nicht seine Hochachtung versagen konnte. Dem Orchester von Monte Carlo liegt diese Musik, das ist aus jeder Phase der sehr engagiert wirkenden Wiedergabe erkennbar. DePreist hält gleichermaßen auf bruchlose Zügigkeit wie auf penible Detailsorgfalt, hält das motivisch dichte Geschehen jederzeit durchhörbar und bringt so das imponierende Werk zu einer höchst eindrucksvollen Darstellung.

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