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Eklat um - Mortier tritt als Intendant der Ruhrfestspiele zurück - Castorf vor dem Rausschmiss +++ Nürnberg: Christof Prick wird neuer Chefdirigent am Staatstheater +++ IMC-Unesco-Musikpreis geht an Youssou N\'Dour
Eklat um - Mortier tritt als Intendant der Ruhrfestspiele zurück - Castorf vor dem RausschmissRecklinghausen (ddp-nrw). Der Intendant der Ruhrfestspiele Recklinghausen, Gerard Mortier, ist am Donnerstag überraschend von seinem Amt zurückgetreten. Mortier, der in seiner Funktion als Intendant der RuhrTriennale auch an der Spitze der Ruhrfestspiele stand, reagierte damit offenbar auf Bestrebungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und der Stadt Recklinghausen, den Vertrag mit dem künstlerischen Leiter der Ruhrfestspiele, Frank Castorf, aufzulösen. Castorf ist in seiner ersten Saison wegen eines dramatischen Zuschauereinbruchs in die Kritik geraten.
DGB und die Stadt Recklinghausen sind Gesellschafter der Ruhrfestspiele. Für Montag hatten sie zu einer Aufsichtsratssitzung in Berlin geladen, auf der offenbar über die Zukunft der Ruhrfestspiele und eine mögliche Absetzung des künstlerischen Leiters Castorf beraten werden sollte.
Wie Mortier in einem offenen Brief erläuterte, seien weder er noch NRW-Kulturminister Michael Vesper (Grüne) zu dieser Sitzung eingeladen worden. Diese Vorgehensweise sei unzulässig, betonte Mortier. Ihm bleibe «nichts anders übrig», als von seinem Posten als Intendant der Ruhrfestspiele zurückzutreten und beim Aufsichtsrat der RuhrTriennale den Antrag zu stellen, den Kooperationsvertrag mit den Ruhrfestspielen zu kündigen, hieß es weiter. Sein Amt als Intendant der RuhrTriennale, das in einigen Wochen ausläuft, werde Mortier allerdings erfüllen, erklärte ein Triennale-Sprecher.
In dem Brief an die Aufsichtsratsvorsitzende der Ruhrfestspiele, Ingrid Sehrbrock, und den Bürgermeister der Stadt Recklinghausen, Wolfgang Pantförder (CDU), wirft Mortier den Verantwortlichen zudem Rufschädigung vor. Er behalte sich das Recht vor, sie deswegen zu belangen, hieß es.
Das NRW-Kulturministerium wollte den Rücktritt Mortiers zunächst nicht näher bewerten. Kulturminister Vesper erklärte laut einer Sprecherin allerdings, dass er «vollstes Verständnis» für den Schritt des Belgiers habe. Eine Gesellschaft dürfe nicht so mit ihrem Geschäftsführer umgehen. Der DGB wollte den Vorgang zunächst nicht kommentieren, bestätigte allerdings, dass für Montag eine Aufsichtsratssitzung geplant sei.
Wie es mit der Kooperation zwischen RuhrTriennale und Ruhrfestspiele in Zukunft aussieht, ist damit derzeit völlig unklar. Mortier-Nachfolger Jürgen Flimm, der sein Amt im Herbst kommenden Jahres antreten soll, war wegen Probearbeiten in Salzburg nicht zu sprechen.
Die Ruhrfestspiele Recklinghausen hatten in diesem Jahr einen deutlichen Zuschauerrückgang hinnehmen müssen. In der Premierensaison Castorfs kamen nur 22 000 Zuschauer - im Vorjahr waren es rund 48 000. Castorf hatte bei den Ruhrfestspiele, die in diesem Jahr unter dem Motto «No Fear» standen, viele moderne Inszenierungen gezeigt und damit offenbar etliche Zuschauer abgeschreckt. Gleichwohl wertete er seine erste Saison als «künstlerischen Erfolg». (Quellen: Mortier in Mitteilung, DGB und Kulturministerium auf Nachfrage)
Nürnberg: Christof Prick wird neuer Chefdirigent am Staatstheater
Nürnberg (ddp-bay). Christopf Prick wird neuer Chefdirigent am Staatstheater Nürnberg. Der Nürnberger Stadtrat ernannte den 57-Jährigen zum Nachfolger von Philippe Auguin, wie die Stadt am Donnerstag mitteilte. Die Ernennung erfolge in Übereinstimmung mit dem Kunstministerium. Der Freistaat finanziere das Staatstheater künftig zur Hälfte. Prick war bereits Generalmusikdirektor in Karlsruhe und Hannover. Sein neues Amt soll er im September 2005 antreten.
IMC-Unesco-Musikpreis geht an Youssou N\'Dour
Aachen (ddp-nrw). Der senegalesische Sänger Youssou N\'Dour erhält den IMC-Unesco-Musikpreis 2003/2004. Die Ehrung wird am 28. Oktober im Aachener Rathaus übergeben, wie der Aachener Oberbürgermeister Jürgen Linden (SPD) am Donnerstag mitteilte.
Der IMC-Unesco Musikpreis gilt als eine der bedeutendsten Auszeichnungen auf dem Gebiet der Musik. Er wird seit 1975 von der Unesco und dem Internationalen Musikrat (IMC) verliehen. Zunächst wurde er im Rhythmus von zwei Jahren an unterschiedlichen Orten vergeben. Seit 1994 erfolgt die Preisverleihung jährlich in Aachen.
Mit dem IMC-Musikpreis können solche Persönlichkeiten und Institutionen ausgezeichnet werden, deren Aktivitäten zu einer Bereicherung und Weiterentwicklung der Musik beigetragen haben. Sie sollten aber gleichzeitig auch dem Frieden, der Verständigung zwischen den Völkern, der internationalen Zusammenarbeit und anderen Zwecken gedient haben, wie sie in der Charta der Vereinten Nationen und in der Verfassung der Unesco proklamiert sind.
Zu den bisherigen Preisträgern zählen unter anderem Leonard Bernstein, Yehudi Menuhin, Herbert von Karajan, Mercedes Sosa und Gideon Kremer. Die Auszeichnung besteht aus einer Urkunde, der Unesco Picasso-Miro-Medaille und einem Geldpreis in Höhe von 2500 Euro.
Youssou N\'Dour, Jahrgang 1959, begann seine Karriere als Sänger und Songautor 1974 bei der «Star Band». 1979 gründete er das Ensemble «Etoile de Dakar». Mit ihrer Mischung aus traditionellen Mbalax-Rhythmen und westlichen Popanleihen gelingt ihnen 1981 der Durchbruch im schwarzen Kontinent. Inzwischen nennen sie sich «The Super Etoile» und singen in drei Sprachen: englisch, französisch und Wolof, der Sprache der einheimischen Bevölkerung.
Youssou N\'Dours internationaler Durchbruch begann 1986, als er Peter Gabriel auf dessen Welttournee begleitet. 1988 bilden seine Auftritte bei der von Amnesty International organisierten «Human Rights Tour» die Höhepunkte der Veranstaltung. In Deutschland wurde Youssou N\'Dour vor allem mit zwei Duetten bekannt: «Shakin` The Tree» mit Peter Gabriel und «7 Seconds» gemeinsam mit Neneh Cherry.