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Büchner-Preisträger Oskar Pastior ist tot +++ Beisetzung von Regisseur Frank Beyer in Berlin +++ Leipziger Vocalensemble überträgt Leitung an Philipp Amelung
«Magier der Sprache» - Büchner-Preisträger Oskar Pastior ist tot
Frankfurt/Main (ddp). Der Schriftsteller und diesjährige Träger des Georg-Büchner-Preises, Oskar Pastior, ist tot. Er starb in der Nacht zum Donnerstag in Frankfurt am Main, wenige Tage vor seinem 79. Geburtstag und der Verleihung des Büchner-Preises, der bedeutendsten Literaturauszeichnung in Deutschland. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, die den Preis nun posthum verleihen will, und Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) würdigten das Werk des Verstorbenen.
Neumann hob hervor, Pastior sei einer der bedeutendsten Schriftsteller der Gegenwart und in der deutschen Literatur eine «unverwechselbare Stimme». Die «virtuose Sprachkunst» Pastiors sei für den Leser Genuss, aber auch Herausforderung.
Einen «unvergleichlichen Magier der Sprache» nannte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung den verstorbenen 78-Jährigen. Pastior habe mit Fantasie und Witz ein Werk geschaffen, «dessen poetische Sprachwelten, fernab von Klischee und Kommerz, die lautsinnliche Materialität des Wortes zur schönsten Entfaltung bringen».
Pastior, der in Berlin lebte, war nach Frankfurt wegen der Buchmesse gekommen. Gebürtig stammt er aus Hermannstadt in Siebenbürgen. Dort war er am 20. Oktober 1927 zur Welt gekommen. Als Angehöriger der deutschen Minderheit in Rumänien wurde Pastior 1945 zur Zwangsarbeit in die Ukraine deportiert. Nach der Rückkehr 1949 schlug er sich zunächst mit Gelegenheitsarbeiten durch, bis er 1955 ein Germanistik-Studium in Bukarest beginnen konnte. Anschließend arbeitete er als Redakteur beim Rumänischen Rundfunk.
1968 kehrte er von einem Aufenthalt in der Bundesrepublik nicht mehr in seine Heimat zurück. Sein literarisches Debüt in Deutschland gab Pastior 1969 mit dem Band «Vom Sichersten ins Tausendste». Als freier Autor verfasste er vor allem Gedichtbände und Hörspiele, er war aber auch als Übersetzer, Herausgeber und Filmemacher tätig. Pastiors Werk wurde mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt erhielt er 2001 den Peter-Huchel-Preis und 2002 den Erich-Fried-Preis.
Guido Heisner
Beisetzung von Regisseur Frank Beyer in Berlin
Berlin (ddp-bln). Der Regisseur Frank Beyer wird am Mittwoch (11.10.) auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in der Berliner Chausseestraße in Mitte beigesetzt.
Das sagte Gertrud Dailidow-Gock vom Kirchlichen Verwaltungsamt Stadtmitte auf ddp-Anfrage. Die Beerdigung findet im engsten Familien- und Freundeskreis statt. Die offizielle Trauerfeier der Akademie der Künste ist für Mittwoch (11.30) am Hanseatenweg geplant.
Als Redner sind der Vizepräsident des Bundestages Wolfgang Thierse (SPD), Klaus Staeck, Präsident de Akademie, Regisseur Wolfgang Kohlhaase und Schauspieler Manfred Krug vorgesehen. Der Schauspieler Ulrich Matthes und der Dramatiker Volker Braun lesen Texte.
Beyer war am Sonntag im Alter von 74 Jahren in der Lungenklinik Berlin-Buch gestorben. Er ist Schöpfer so bekannter Filme wie «Spur der Steine» mit Manfred Krug und «Jakob der Lügner», der als einziger DEFA-Film für den Oscar nominiert wurde. Zu seinen weiteren Werken zählen «Nackt unter Wölfen», «Karbid und Sauerampfer», «Fünf Patronenhülsen» und «Der Aufenthalt» nach Hermann Kant.
Nach der Wiedervereinigung wandte sich Beyer vor allem dem Fernsehen zu. Er drehte den Mehrteiler «Nikolaikirche» nach dem Roman von Erich Loest über die Leipziger Massendemonstrationen, die 1989 als friedliche Revolution zur Wende führten. Es folgte Mitte der 90er eine Version des «Hauptmanns von Köpenick» mit Harald Juhnke in der Titelrolle. 1991 wurde Beyer, der in Prag Film studiert hatte, für sein Lebenswerk mit dem Goldenen Filmband des Deutschen Filmpreises geehrt. Für «Abgehauen» nach Manfred Krugs erster Biografie erhielt er den Grimme-Preis.
Auf dem Friedhof in der Chausseestraße befinden sich auch die Gräber des Philosophen Rudolf Bahro, des Theologen Dietrich Bonhoeffer sowie von den Dramatikern Bertolt Brecht, Arnolt Bronnen und Heiner Müller sowie dem Dichter Johannes R. Becher. Daneben haben hier Regisseure wie Slatan Dudow und Ruth Berghaus ihre letzte Ruhestätte.
Leipziger Vocalensemble überträgt Leitung an Philipp Amelung
Das Leipziger Vocalensemble hat ab Oktober 2006 einen neuen künstlerischen Leiter. Es ist der renommierte Chor- und Orchesterdirigent Philipp Amelung. Damit tritt er die Nachfolge des heutigen Leipziger Universtitätsmusikdirektors David Timm an. Gegründet wurde das Leipziger Vocalensemble 1976 vom Thomaskantor Prof. Georg Christoph Biller.
Der Dirigent Philipp Amelung ist in Leipzig schon seit Herbst 2005 mit der Leitung der Schola Cantorum betraut und gehört zu den vielseitigen Chor- und Orchesterdirigenten seiner Generation. Er begann seine Laufbahn mit acht Jahren als Mitglied des Tölzer Knabenchores.
Nach dem Abitur arbeitete er ein Jahr als Stimmbildner beim Tölzer Knabenchor und studierte im Anschluss Gesang bei Peter Petrov an der Hochschule für Musik und Theater in München. Parallel dazu begann Philipp Amelung mit den Studienfächern Chordirigieren bei Prof. Gläser sowie Orchesterdirigieren bei Prof. Michael und Prof. Bruno Weil. Insbesondere die Zusammenarbeit mit Prof. Weil war für Philipp Amelung prägend. Beide Studiengänge schloss er 2001 mit der Meisterklasse ab. Bruno Weil, künstlerischer Leiter des Carmel Bach Festivals in Kalifornien, lud Philipp Amelung 2002 als Assistant Conductor zu seinem Festival ein. Außerdem dirigierte er das Georgische Kammerorchester Ingolstadt, das Affeti strumentali, das Barockorchester La Banda sowie die Münchner Symphoniker. Im Rahmen des von Philipp Amelung gegründeten Ickinger Konzertzyklus\' führte er mit den Münchner Symphonikern u.a. die fünf Klavierkonzerte von Beethoven, mit dem Münchener Bach-Chor das Deutsche Requiem von Brahms sowie 2004 Franz Schuberts Unvollendete mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester auf. Mit Mozarts Don Giovanni empfahl sich Philipp Amelung im Sommer des letzten Jahres in Spanien als Operndirigent. In diesem Jahr ist er bereits für Figaros Hochzeit verpflichtet worden.
Das Leipziger Vocalensemble, welches in diesem Jahr sein 30jähriges Jubiläum feierte, wird unter der Leitung von Philipp Amelung am 11. November 2006 die Bachkantate BWV 89, „Was soll ich aus dir machen, Ephraim?“ in der Thomaskirche Leipzig aufführen.