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Der Souveräne - In fast zwölf Jahren hat Intendant Fritz Pleitgen dem WDR seinen Stempel aufgedrückt - Ende März verlässt er den Sender nach 44 Jahren
Köln (ddp-nrw). So hat man Fritz Pleitgen nicht oft erlebt. Ausgesprochen heiter, ja geradezu ausgelassen zeigte sich der WDR-Intendant in den vergangenen Wochen bei seinen letzten öffentlichen Auftritten als Chef der größten deutschen Rundfunkanstalt. Wenn er am Ende des Monats sein Büro in den WDR-Arkaden in Köln räumt, ist er seinem Sender 44 Jahre treu geblieben, fast zwölf davon als Intendant.
Der Journalist, der zum Erstaunen der heutigen WDR-Volontäre kein Studium, ja noch nicht einmal das Abitur vorweisen kann, hat sich als Mann für alle Fälle erwiesen, sei es als Korrespondent in Moskau, Ost-Berlin und Washington, sei es als Hörfunkdirektor oder eben als Intendant, der stets vehement den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu verteidigen wusste.
Pleitgen, der öffentlich so konziliant wie formvollendet auftritt, gab im Fragebogen des «FAZ-Magazins» «Rastlosigkeit» als Hauptcharakterzug an. Von seinen engsten Mitarbeitern dürfte ihm da kaum jemand widersprochen haben.
Als Intendant hatte Pleitgen konsequent auf die weitere Regionalisierung des Programmangebots gesetzt. Auch machte er sich gegen hausinterne Zweifler für eine Stärkung des WDR-Internetangebots stark. Unvergessen dürften auch die Dissonanzen des Sozialdemokraten Pleitgen mit dem damaligen, ebenfalls sozialdemokratischen NRW-Ministerpräsidenten Peer Steinbrück (SPD) bleiben. Mit Steinbrücks Nachfolger Jürgen Rüttgers (CDU) verstand sich der Senderchef deutlich besser - was im heimischen Funkhaus durchaus zu Irritationen führte.
Womöglich hätte Fritz Pleitgen noch eine weitere Amtszeit angehängt. Doch sein Votum zugunsten der wegen der umstrittenen Ullrich-Verträge in Bedrängnis geratenen ARD-Köpfe Hagen Boßdorf und Günter Struve kosteten ihm im vergangenen Herbst die Sympathien des Rundfunkrats. Er erweckte aber nicht den Eindruck, dass ihm der bemerkenswert deutliche Rüffel des Aufsichtsgremiums allzu nahe gegangen ist. Immerhin war Pleitgen einer der ersten, der aus dieser Affäre Konsequenzen für die ARD ankündigte.
Mehr Ärger dürfte ihm wohl die Auseinandersetzung um das vom WDR produzierte Integrationsdrama «Wut» gebracht haben. Gegen die Jugendschutzbedenken vieler anderer ARD-Intendanten wollte Pleitgen das kontroverse Stück zur besten Sendezeit ausstrahlen - und wurde von der Intendantenrunde ausgebremst. Beratungsresistent sei Pleitgen gewesen, hieß es später - wohl nur die halbe Wahrheit. Die Gelegenheit, den selbstbewussten WDR-Chef öffentlich zu düpieren, dürfte für manchen Amtskollegen wohl zu verlockend gewesen sein.
Solche Sandkastengefechte sind für Fritz Pleitgen nun also Geschichte - auch wenn er den Adolf-Grimme-Preises für «Wut» durchaus mit einer gewissen Genugtuung registriert haben dürfte.
Die seit langen gehegten Ruhestandspläne - ausgedehnte Reportagen drehen und Bücher schreiben - muss Fritz Pleitgen allerdings zunächst hinten anstellen. Als einer der beiden Geschäftsführer der Ruhr 2010 GmbH will er jetzt Essen fit für die Rolle als Kulturhauptstadt Europas machen.
Schon am 26. März wird Fritz Pleitgen deshalb offiziell vom WDR verabschiedet, drei Monate früher als geplant - und fünf Tage nach seinem 69. Geburtstag. Die Mitarbeiter des Senders werden ihrem scheidenden Chef eine «After Work»-Party geben. Ein Abschied für immer ist es ohnehin nicht. Pleitgen bleibt dem WDR als Beauftragter für internationale Kontakte erhalten.