Nach langer schwerer Krankheit verstarb am vergangenen Sonntag (12.10.) Detlev Gojowy kurz nach Vollendung seines 74. Lebensjahres. Dies teilte der Kölner Verlag Dohr mit. Gojowy zählte zu den führenden deutschsprachigen Entdeckern und Kennern osteuropäischer, vor allem russischer Komponistinnen und Komponisten.
Weiter heißt es in der Mitteilung des Dohr Verlags:
Detlef Gojowy, geb. am 7. Oktober 1934 in Freital bei Dresden, absolvierte in Dresden die Kreuzschule als Humanistisches Gymnasium, studierte in Ost-, dann in Westberlin Germanistik und Musik an der Musikhochschule Berlin-Charlottenburg, promovierte in Göttingen 1966 bei Heinrich Husmann in Musikwissenschaft über "Moderne Musik in der Sowjetunion bis 1930" mit den Nebenfächern Slawistik und Germanistik. Nach Tätigkeiten im Schuldienst und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bach-Institut Göttingen und beim Deutschen Musikrat freier Autor, dann Rundfunkredakteur für Neue Musik bei Radio Bremen (1976-78) und am WDR (1978-1997).
Schwerpunkt wissenschaftlicher Arbeit war neben Quellenforschungen zu Johann Sebastian Bach die zeitgenössische Musik in Osteuropa und die frühe Avantgarde. Vortragsreisen und Studienaufenthalte in Russland, Brasilien, den U.S.A., Jugoslawien, Frankreich und Ukraine. Planung und Mitplanung von Kongressen in Heidelberg, Dresden, Saarbrücken, Jena, Lovran und Berlin, Planung von Konzerten zur Ausstellung "Paris-Moscou" 1979, Gestaltung des Musikteils der Ausstellung "Europa-Europa" der Bundeskunsthalle Bonn 1994. Korrspondierendes Mitglied im J. G. Herder-Forschungsrat, der Accademia Filarmonica di Bologna, des Arbeitskreises "Glossarium des XX. Jh." der Universität Zagreb, und des Pegnesischen Blumenordens Nürnberg 1644, zeitweise Europabeauftragter des Freien Deutschen Autorenverbandes, und Ehrenpräsident.
Eine unter zahlreichen und seine letzte Buchveröffentlichung waren seine Lebenserinnerungen im Kölner Verlag Dohr, ergänzt um eine ausführliche Dokumentation. Gojowy schildert ein halbes Jahrhundert europäischer Musikgeschichte, gekonnt zwischen der subjektiven Perspektive des Erzählers und objektiver Fakten-Wahrheit wechselnd. Eine erste große Welle zustimmender Resonanz hat den Autor noch vor seinem Tode erreicht.
Buchtipp:
Detlev Gojowy: Musikstunden. Beobachtungen, Verfolgungen und Chroniken neuer Tonkunst.
704 S., zahlr. Abb., Register, Hardcover
Verlag Dohr Köln 2008.
ISBN 978-3-936655-54-4
EURO 39,80
Für die neue musikzeitung rezensierte er zuletzt eine Prokofjew-Biografie.