Hauptrubrik
Banner Full-Size

Zur Amtsübernahme Frank Hoffmanns bei den Ruhrfestspielen

Publikationsdatum
Body

«Herkulesaufgabe» - Frank Hoffmann neuer Intendant der Ruhrfestspiele - Festival soll aus der Krise geführt werden

Recklinghausen (ddp). Der mehrfach ausgezeichnete Regisseur Frank Hoffmann ist am Mittwoch zum neuen Interims-Intendanten der Ruhrfestspiele Recklinghausen ernannt worden. Der in Luxemburg geborene Hoffmann sei «mit großer Mehrheit im Aufsichtsrat» gewählt worden, sagte die Vorsitzende des Gremiums, Ingrid Sehrbrock. Hoffmann hat bereits an vielen großen europäischen Bühnen inszeniert. Unter anderem war er in Paris, Basel, Bonn, Bremen, Köln und Berlin tätig. Neben seiner Regiearbeit ist er auch als Theaterleiter und -gründer aktiv. Vor sieben Jahren hob er das Théâtre National du Luxembourg aus der Taufe.

Nach dem spektakulären Rauswurf von Frank Castorf als künstlerischem Leiter der Festspiele nach nur einer Saison gehe es nun darum, einen Nachfolger zu finden, der über Intendanz- und Managementerfahrung verfüge, hieß es bei den Festspielen. Hoffmanns Vertrag ist zunächst bis 2006, dem 60. Jahr des Bestehens der Ruhrfestspiele, befristet.

Der Bürgermeister der Stadt Recklinghausen, Wolfgang Pantförder (CDU), lobte die Wahl als «gute und schnelle Entscheidung». Nach der Auflösung des Vertrags mit Castorf habe man einen Intendanten gesucht, der das verlorengegangene Publikum wieder erreichen und als Theatermacher aus «der Kraft der Stadt und der Region» schöpfen könne. Castorf war Ende Juni wegen eines massiven Zuschauereinbruchs und Finanzproblemen von den Gesellschaftern des Festivals - dem Deutschen Gewerkschaftsbund und der Stadt Recklinghausen - abgesetzt
worden.

Wie hoch der Verlust genau ausfalle, werde derzeit noch geprüft, hieß es. Ende Juni hatten die Gesellschafter des Festivals die Mindereinnahmen für 2004 noch auf mehr als 700 000 Euro beziffert.

Zu dem Programm für 2005 konnte Hoffmann zunächst keine Angaben machen. In dieser Frage müsse er sich «noch bedeckt» halten. Allerdings wolle er alle Genres bieten, sagte der 50-Jährige, der das Theatre National du Luxembourg derzeit leitet. Auch in Recklinghausen hat Hoffmann bereits mehrfach Stücke inszeniert - unter anderem Kafkas «Das Schloss» (2001) und Kleists «Der zerbrochene Krug»
(2002).

Zugleich zeigte Hoffmann Respekt vor seinem Amt: «Es ist eine Herkulesaufgabe, Leute ins Theater zu holen, ohne Kompromisse zu machen.» Die Ruhrfestspiele in Recklinghausen zählen nach seinen Angaben zusammen mit Bayreuth zu den wichtigsten Festivals Deutschlands.

Wegen des finanziellen Engpasses muss Hoffmann allerdings für das kommende Jahr mit einem deutlich geringeren Festspieletat rechnen. Aufgrund der «finanziellen Altlast» müsse das Festival «um einiges beschnitten» werden, erklärte Sehrbrock. Konkrete Angaben machte sie aber noch nicht. Im kommenden Jahr soll zudem eine dauerhafte Lösung für die Intendanz gefunden werden. Sollte sich Hoffmann in seiner Arbeit bewähren, könne er auch für diesen Posten in Frage kommen.

Michael Bosse