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Drei jugendliche Musiker:innen. Eine Harfenistin, ein Saxofonist und eine Akkordeonistin.

Proben für die Uraufführung an der Städtischen Musikschule in Chemnitz. Foto: Andreas Winkler

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Ein Nachwuchsprojekt mit großem Potenzial

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Das Landesjugendensemble Neueste Musik Sachsen
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„Zarte Klänge, die sich behutsam entwickeln, im Raum wandern und wieder verlöschen. Andere, variierte Klänge antworten. Sensible Klangflächen entstehen. Mit höchster Konzentration lauschen die Mitglieder des Landesjugendensembles Neueste Musik Sachsen aufeinander, reagieren spontan, aber souverän, und lassen so ein filigranes musikalisches Gewebe entstehen, das trotz seiner Zartheit alle in seinen Bann zieht.“ – In seinem Konzertbericht zur Aufführung am 8. September 2023 in der Musikschule Neue Musik Leipzig zeigt sich Johannes Korndörfer beeindruckt, wie alle Musizierenden mit Spielfreude und technisch gekonnt spontanes Tun zulassen können. Die 11- bis 24-Jährigen erarbeiteten sich diese Kompetenzen beim gemeinsamen Improvisieren im Sommerkurs des Landesjugendensembles, veranstaltet vom Sächsischen Musikrat in der Landesmusikakademie Sachsen auf Schloss Colditz.

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Dort widmeten sich die 17 Musikerinnen und Musiker unter Anleitung der Akkordeonistin Claudia Buder, des Geigers Andreas Winkler und der Flötistin Elizaveta Birjukova acht Tage lang ausschließlich neuester Musik. Erstaunlich war, wie sich vier Flöten, Saxophon, Harfe, zwei Akkordeons, Kla­vier, sechs Streicher und zwei Sängerinnen schon nach wenigen Kurstagen aufeinander eingespielt hatten.

Neben dem täglichen Improvisieren studierten sie im Rahmen des von Elizaveta Birjukova geleiteten Projekts drei neue Stücke ein, die der aktuellen Besetzung des Jugendensembles „auf den Leib“ geschrieben wurden und ihre Uraufführung am 7. September im Konzertsaal der Städtischen Musikschule Chemnitz erlebten: Peter Helmut Langs „Proprium II“, Tobias Eduard Schicks „Stages“ und „Sechs Steine, sechs Widerscheine, sechs Echos“ von Annette Schlünz. „Die jungen Musiker waren konzentriert und herzlich in ihrem Verständnis dieser neuesten Musik und waren sich des Zaubers bewusst, den sie im Musikschulsaal entfachten“ – schwärmt Musikschulleiterin Nancy Gibson. „Ich bin gespannt auf die Entwicklung dieses neuen Ensembles und hoffe, die jungen kreativen Musiker regelmäßig in Chemnitz begrüßen zu können.“

Einer der Musiker ist der 19-jährige Saxophonist Richard Plate aus Dresden, der im Oktober ein Kompositionsstudium in Berlin begann. Für ihn waren die neuen Werke eine echte Herausforderung, vor allem die rhythmische Komplexität: „Die Stücke haben mich mehr und mehr in ihren Bann gezogen. Sie haben natürlich wenig eingängige Melodien im herkömmlichen Sinne, doch zeichnen sie sich dafür durch eine große Expressivität, Verspieltheit und klangliche Farbenfreude aus.“ Das Besondere an diesem erst vor zwei Jahren gegründeten Ensemble sei, mit welcher Begeisterung alle, auch die Jüngsten, bei der Sache sind: „Häufig wird man als Fan von Neuer Musik als Exot angesehen, aber hier ist man unter Gleichgesinnten.“ So sieht das auch Annette Schlünz, die ihre Komposition „Sechs Steine …“  im Sommerkurs einstudierte und in den Konzerten dirigierte: „Alle waren hochmotiviert und zeigten ein unglaubliches Durchhaltevermögen. Ein solches Probenlager mit jugendlichen Musikern kannte ich zuvor in Deutschland nicht. Hier arbeiten wirklich ganz junge Leute an neuen Werken und heben sie aus der Taufe. Selbst alle szenischen Elemente und den Einsatz ihrer Stimme meisterten sie mit Bravour und völlig unvoreingenommen, was natürlich durch die Ausstrahlung aller Dozenten und das Vorleben dieser Offenheit zustande kommt.“ 

„Früh übt sich – dies gilt für zeitgenössische Musik im Besonderen!“ – sagt Elizaveta Birjukova. Gemeinsam mit der Dresdner Komponistin Agnes Ponizil und mit Unterstützung des Sächsischen Musikrates initiierte sie 2020 die Gründung des Landesjugendensembles Neueste Musik Sachsen und übernahm die künstlerische Leitung. Als Partner konnten der „Komponist:innenverband Sachsen und Sachsen-Anhalt“ sowie der Sächsische Musikbund e.V. gewonnen werden, der die Konzerte mit den Uraufführungen veranstaltet. Sie freut sich, dass inzwischen auch neue Verbindungen entstehen. So wird das Ensemble 2024 zusätzlich zu den Musikbund-Konzerten auch beim Festival IMPULS im Oktober zu hören sein. Die nächste Projektphase mit zwei Uraufführungen und einem Ausflug in die Welt des Kurzfilms findet vom 29. Juni bis 6. Juli 2024 in der Landesmusik­akademie Sachsen statt. Dass dieses Nachwuchsprojekt ein großes Potenzial hat, ist sich auch Annette Schlünz sicher, die 2024 wieder mitwirken wird: „Die Teilnehmenden sammeln viele neue Erfahrungen, künstlerische und soziale, prägend fürs Leben!“

https://www.saechsischer-musikrat.de/landesjugendensemble-neueste-musik/

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