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Fünf Fagottist:innen auf und vor einem alten Anhänger auf Spiekeroog. Mit ihren Fagotten in den Händen.

Teilnehmer:innen des 1. Spiekerooger Fagottsymposiums. Foto: Sebastian Lauckner

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Die Fagottinsel Spiekeroog

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Gesumme und Gebrumme in den Dünen
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Sommer 2022 begann es, dieses Gesumme und Gebrumme in den Dünen eines bei unzähligen Erholungsbedürftigen begehrten Eilandes zwischen Cuxhaven und Borkum, inmitten des niedersächsischen Wattenmeeres.

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Einen Flötenlehrer mit Zusatzqualifikation Klavier und Fagott zog es auf der Suche nach Schülern und neuen Abenteuern nach Spiekeroog. Die Voraussetzungen waren günstig: Ein Auto, mit dessen Hilfe man zuverlässig von Bremen aus an den Hafen von Neuharlingersiel gelangt, war vorhanden. Eine einladende und gastgebende Internatsschule als Unterrichtsort und Herberge für mehrtägige Arbeitsaufenthalte gab es auch. Und, was das Wichtigste ist, die Werbung durch Mundpropaganda und Inselboten! Aushänge auf der Spiekeroog I, II und IV taten ein Übriges.

Schwungvoll ging es 2022 los mit vier sangesfreudigen Kindern der Inselschule, einigen Querflötenschülerinnen (Klavier war auch gut nachgefragt) und: Fagott! Spiekeroog ist eine Musikinsel; Nicht die einzige, aber eine wesentliche! Bereits vor hundert Jahren formierte sich der bis heute rege evangelische Posaunenchor. 1961 wird die Neue Inselkirche gebaut, fünfmal größer als die sehr sehenswerte Alte Kirche von 1696. Unter wesentlicher Mitarbeit und Konzeption von Komponist und Inselpastor Ernst Arfken (1925-2006) entsteht ein maritimes Gotteshaus mit barock disponierter Orgel, Carillon sowie anspruchsvoller Architektur.

Derzeitiger Inselpastor Friedemann Schmidt ist als Geistlicher, Seelsorger, Liederdichter, Chansonnier und Multiinstrumentalist ebenfalls eine Zierde seiner Zunft. Die „Blaue Kogge“ ist einzigartiger Publikumsmagnet, der alljährlich im Herbst Ensembles, Sängerinnen und Chöre Spiekeroogs musikalisch über sich hinauswachsen lässt.

Festlandsbesucher wie Eckart Strate und Peter Dahm bereichern und begeis­tern Jahr für Jahr ihre Fans, und darüber hinaus unzählige Gäste und Urlauber mit Dünensingen, Workshops und faszinierenden Konzerten.

Viele, teils sehr bekannte Organisten besuchen die Insel regelmäßig und bleiben für einige Wochen in der Funktion des Urlauberkantors. Dies führt automatisch zu abwechslungsreicher Kirchenmusik und hochwertigem künstlerischem Niveau. Vor zwei Jahren besuchte Dietrich Wimmer, Organist aus Bruchhausen-Vilsen, die Alte Inselkirche, um eine Adventsmusik mit frühbarocken Werken für Flöten, Posaune, Violoncello, Fagott und Orgel zu gestalten. Mitwirkende waren neben Wimmer Schülerinnen Sebastian Lauckners sowie der Musiker und Internatsleiter Florian Fock (Cello) mit seiner Tochter an der Querflöte. Diese Abendmusik schlug so gut ein, dass daraufhin eine kleine Fagottlawine das kleine Nordseeeiland überrollte. Es folgte ein Fagotttriokonzert im Rahmen des regelmäßigen Abendgebets im gleichen (zu solchen Terminen regelmäßig überfüllten) Gotteshaus. In Windeseile sprach sich der musikalische Erfolg dieser Instrumental-Eleven herum und bewies, es kostet nur ein wenig Entschlusskraft, um auch als Erwachsener mit dem (Fagott-) Studium zu beginnen.

Das kaum Glaubliche ist eingetreten und Spiekeroog kann mittlerweile vier eigene leistungsfähige Fagottisten (Tendenz steigend) sein eigen nennen. Den Posaunenchor freut’s. Ende September lud Sebastian Lauckner, der den Unterricht in seinen Händen hält, zum ersten Spiekerooger Fagottsymposium. Es wurde ein Wochenende des freudig geblasenen Doppelrohrblattes. Mit Frescobaldi, Uccellini, Susato und Rosenmüller erscholl frühbarocke Consortmusik im Abschlusskonzert dieses Kurses, welches, dieses Mal in der Neuen Inselkirche, 190 interessierte und zufriedene Zuhörer anlockte. Wer hätte das gedacht? Lauckner, der im Auftrag der kommunalen Volkshochschule seine Tätigkeit in der Nordsee und in Jever ausübt, freut sich über das wachsende Interesse an seinem tiefen Instrument und ist zuversichtlich, das zahlenmäßige Ende der Fagott-Fahnenstange mitten im Wattenmeer noch nicht erreicht zu haben.

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