Am 17. Oktober 2025 hat im Hospitalhof Stuttgart die jährliche Herbsttagung des Landesverbandes Baden-Württemberg für Musikschulleitungen und Trägervertreter stattgefunden.
Vortrag Tamara Ofenauer-Haas, operative Geschäftsführerin des MKM Musik & Kunst Schulen Management Niederösterreich. Foto: LVdM BW
Gemeinsam wachsen – Fortbildungskultur neu denken
Unter dem Titel „Gemeinsam wachsen – Fortbildungskultur an Musikschulen neu denken“ widmete sich die Herbsttagung in diesem Jahr in verschiedenen Vorträgen und Workshops der Frage, welche Bedeutung das lebenslange Lernen für Lehr- und Leitungskräfte an Musikschulen hat, wie Musikschullehrkräfte zum Besuch von Fortbildungen motiviert werden können und wie eine neue Fortbildungskultur an Musikschulen aussehen könnte, in der die eigene Weiterqualifikation als Chance verstanden wird – für die persönliche Entwicklung jeder einzelnen Lehrkraft, aber auch für die Sicherung der Qualität der musikalischen Bildung an den Musikschulen im Land.
In ihrem Einstiegsvortrag zum lebenslangen Lernen betonte Julia Gassner, stellvertretende Direktorin des Volkshochschulverbandes Baden-Württemberg, die Notwendigkeit, im „Lernmodus“ zu bleiben und das Lernen auch im Erwachsenenalter und gerade auch als Lehrperson nicht zu verlernen.
Sie zeigte auf, dass die Hauptmotivation zum Besuch von Fort- und Weiterbildungen überwiegend in der Steigerung der eigenen Selbstwirksamkeit liegt. Die berufliche Weiterentwicklung stehe nur an zweiter Stelle. Als weitere Faktoren, die Menschen dazu bewegten, eine Fortbildung zu besuchen, nannte sie außerdem aktuelle Themen, räumliche Nähe sowie eine direkte Ansprache durch Vorgesetzte. Auch eine positive Fortbildungskultur habe einen wichtigen Einfluss auf die Bereitschaft von Lehrpersonen, an einer Fortbildung teilzunehmen.
Irena Staudenmaier, Verbandsdirektorin des Blasmusikverbandes Baden-Württemberg, machte in ihrem Vortrag vor allem die Vorbildfunktion deutlich, die Führungskräfte in Bezug auf die Fortbildung ihrer Mitarbeitenden haben. Sie plädierte dafür, klar zu kommunizieren, dass Fortbildungen zur Unternehmenskultur selbstverständlich dazugehören, und von den Mitarbeitenden die Teilnahme an Fortbildungen einzufordern. Gleichzeitig müssten hierfür aber auch die entsprechenden Rahmenbedingungen sowie regelmäßige Freiräume für das Lernen geschaffen werden.
Tamara Ofenauer-Haas, operative Geschäftsführerin des MKM Musik & Kunst Schulen Management Niederösterreich, stellte das umfangreiche Fort- und Weiterbildungskonzept der niederösterreichischen Musikschulen vor. Fortbildungen sollten ihrer Ansicht nach selbstverständlicher Teil der Fortbildungskultur einer Musikschule sein. Wichtig sei es, die Relevanz von Fortbildungen deutlich zu machen. Anhand einer interaktiven Mentimeter-Umfrage unter den Teilnehmenden der Tagung zeigte sie, welche Faktoren für die Bereitschaft zur Teilnahme an Fortbildungen ausschlaggebend sind. Als wichtigster Motivationsfaktor wurde neben neuen Impulsen und der eigenen Weiterentwicklung der Austausch untereinander genannt. Größtes Hindernis für den Besuch von Fortbildungen sind fehlende Zeit und die Entfernung. Als Fortbildungsformat werden Präsenzkurse deutlich bevorzugt. Bei den Inhalten ist den Teilnehmenden an der Tagung insbesondere Praxisnähe wichtig. Diese Ergebnisse deckten sich überwiegend mit den Rückmeldungen der niederösterreichischen Kolleginnen und Kollegen, so Ofenauer-Haas.
In mehreren Workshops hatten die rund 85 Teilnehmenden aus ganz Baden-Württemberg darüber hinaus die Gelegenheit, sich über den Umgang mit Fort- und Weiterbildungen an ihren Musikschulen auszutauschen.
Diskutiert wurde etwa, wie Lehrkräfte zur Teilnahme an Kursen motiviert werden können und welche Anreize dafür geschaffen werden können oder welche Rahmenbedingungen dafür notwendig sind. Als besonders hilfreich wurde es angesehen, wenn Lehrkräfte auch unter der Woche Fortbildungen besuchen können, ohne ihren Unterricht nachholen zu müssen. An manchen Musikschulen wird dies bereits umgesetzt. Je nach Satzung der Musikschule werden Kursgebühren für ausgefallene Unterrichtsstunden erstattet. Zum Teil ist der Besuch von Fortbildungen auch vertraglich festgeschrieben, beispielsweise im Rahmen der Zusammenhangstätigkeiten. An manchen Musikschulen gibt es verpflichtende pädagogische Tage für das gesamte Kollegium.
Auch die Finanzierung von Fortbildungen wurde thematisiert. Die von den Trägern zur Verfügung gestellten Budgets für die Weiterqualifizierung der Lehrkräfte fallen an den einzelnen Musikschulen sehr unterschiedlich aus.
Als geeignete Formate wurden von den Teilnehmenden kurze, ein- bis zweistündige Online-Angebote genannt. Als besonders gewinnbringend angesehen werden außerdem interne Fortbildungen durch Kolleginnen und Kollegen zu verschiedenen Themenschwerpunkten, zu denen im Kollegium Expertise besteht, Intervision sowie regionale Fortbildungstage, bei denen neben einem inhaltlichen Input vor allem auch der persönliche Erfahrungsaustausch untereinander im Vordergrund steht.
Die Tagung wurde von den Teilnehmenden sehr positiv bewertet. Gelobt wurden insbesondere die wertvollen Einblicke und der gute Austausch untereinander.
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