„Wer hätte das gedacht?“ – Mit dieser Frage begann der Vorsitzende des VdM, Dr. Gerd Eicker, seine Dankesrede zu dem außergewöhnlichen und wegweisenden Geschenk des Verbands Deutscher Schulmusiker anlässlich der 25. Bundesmusikschulwoche 2004 in Hannover.
Für seine besonderen Verdienste um die Musikerziehung in der Bundesrepublik Deutschland verlieh der vds dem VdM die Leo-Kestenberg-Medaille, mit der er alle zwei Jahre Persönlichkeiten und – 2004 erstmalig – eine Institution auszeichnet, die sich in besonderem Maße um die schulische Musikerziehung verdient gemacht haben ohne selbst in der Schulmusik tätig zu sein.
Dabei schien noch Ende der Achtziger Jahre die Partnerschaft der Musikschulen zur Musik der allgemein bildenden Schulen fast aufgehoben zu sein. Musikschule und Schulmusik nahmen sich vor Ort kaum wahr, Kooperationen waren selten. Nur wenige Jahre später, zu Beginn der Neunziger Jahre, begannen sich Musikschulen aufgrund soziokultureller Veränderungen und zunehmend knapperer öffentlicher Mittel anders auszurichten, die offene Musikschule wurde propagiert, Kontakte zum Partner Schulmusik wurden vermehrt gesucht. Gefördert wurde die Kooperationsbereitschaft auch durch die schwieriger werdende Situation der Schulmusik in einer sich schnell wandelnden Schullandschaft.
Heute ist die ganzheitliche musikalische Kinder- und Jugendbildung das Schwerpunktthema des VdM. Die Kooperation von Musikschule und allgemein bildender Schule ist Grundlage einer Strategiekommission des derzeitigen Vorstands des VdM. Ein Positionspapier „Öffentliche Musikschulen sind Teil des deutschen Bildungssystems“ wurde ebenso erstellt wie eine Arbeitshilfe und Materialsammlung zu diesem Thema für die fast 1.000 Musikschulen des VdM. Landauf, landab entstehen angesichts der enormen Herausforderung der Ganztagsschule und der sich vehement wandelnden Schulprofile Rahmenvereinbarungen zwischen Musikschullandesverbänden und ihren Ländern. Kooperationsmodelle für Grundschulen, weiterführende Schulen und Sonder- und Förderschulen finden sich in steigendem Maße bundesweit.
Ein Meilenstein auf dem gemeinsamen Weg von vds und VdM zu einer umfassenden verlässlichen musikalischen Förderung und Bildung von Kindern und Jugendlichen war die gemeinsame Erklärung des vds und des VdM im März 2001 „Gemeinsam für musikalische Bildung“, die die gesellschaftliche Bedeutung musikalischer Bildung, die Aufgabenverteilung zwischen allgemein bildender Schule und Musikschule als auch Anregungen zu Kooperationen thematisiert. Und wie bei jeder gelingenden Partnerschaft, die Freiräume zu Wachstum und kreativer Entfaltung schenkt, ist die Grundvoraussetzung dafür auch bei der Partnerschaft des vds mit dem VdM gegeben: Zwei starke individuelle Partner, die sich aufgrund ihrer eigenständigen Profile sehr wohl in ihrem Angebot und ihren Möglichkeiten unterscheiden und dadurch ergänzen. Auf die Partnerschaft der beiden Verbände auf anderen Ebenen verwies der Vorsitzende des vds, Prof. Dr. Hans Bäßler, wie zum Beispiel die erfolgreiche Zusammenarbeit bei „Jugend musiziert“ und in verschiedenen Jurys beim VdM-Medienpreis LEOPOLD und dem Medienpreis des vds. Der Ort für diese historische Ehrung war dramaturgisch perfekt gewählt: Die Musikhochschule Hannover wird als erste staatliche Hochschule im kommenden Semester den neuen Studiengang „Bachelor of Arts (Hauptfach Musik)“ durchführen, der Studienabsolventen befähigen soll, als Musiklehrer in allgemein bildenden Schulen und in Musikschulen zu unterrichten.
Leo Kestenberg hätte sich gefreut, wünschte er doch „den breiten und tiefen Grundbau einer Musikübung und -pflege“, er glaubte an die Idee von der „Erziehung zur Menschlichkeit mit und durch Musik“. Prophetisch äußerte der Musikreformer Kestenberg, „eine der wichtigsten Aufgaben wird es sein, Städte und Gemeinden auf die Wichtigkeit und Bedeutung von Volksmusikschulen hinzuweisen“.
Hoffen wir im Blick auf eine ganzheitliche kulturelle und musikalische Förderung unserer Kinder und Jugendlichen, dass die gemeinsamen Schritte von vds und VdM durch die verantwortlichen politischen Entscheidungsträger angemessen unterstützt werden!