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Die Künstlerische Leiterin Ulrike Danne-Feldmann. Foto: piano-competition-kronberg
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Ein neuer Klavierwettbewerb in Kronberg – Ulrike Danne-Feldmann im Interview

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Vom 31. März bis zum 2. April 2023 findet erstmals der Internationale Klavierwettbewerb für Junge PianistInnen Kronberg statt. Patrick Erb hat im Vorfeld mit der Künstlerischen Leiterin Ulrike Danne-Feldmann über Besonderheiten und Herausforderungen des Wettbewerbs gesprochen.

nmz: Kronberg ist vor allem wegen der auf Streicher ausgerichteten, renommierten Kronberg Academy bekannt geworden. Gerade das neu erbaute Casals Forum, das als Spielstätte dieser Schule dienen wird und in dem auch Sie ihren Wettbewerb austragen werden, zementiert die Bedeutung dieser Institution. Profitiert ihr Wettbewerb vom vorauseilenden Ruf Kronbergs oder stehen Sie nur im Schatten einer etablierten Struktur?

Ulrike Danne-Feldmann: Kronberg ist natürlich aufgrund der enormen Leistungen der Kronberg Academy ein Ort, in dem Musik einen besonderen Platz hat. Wir sind allerdings völlig unabhängig von der Kronberg Academy und bewegen uns instrumental wie musikalisch mit der Ausrichtung unseres Wettbewerbs auf Klavier solo auf einer ganz anderen Ebene. Der einzige Berührungspunkt ist die Nutzung des Casals Forums, für die wir natürlich eine Nutzungsgebühr zahlen. Wir sind sehr dankbar und glücklich darüber, unseren jungen Pianist*innen diesen außergewöhnlichen Konzertsaal bieten zu können, der die Welt gerade mit seiner hervorragenden Akustik, Ausstattung und seinem Ambiente beeindruckt.

nmz: Wenn eines in der deutschen Kulturlandschaft nicht unterrepräsentiert ist, dann sind es Musikwettbewerbe. In welchen Kriterien unterscheiden Sie sich von der „breiten“ Masse der Wettbewerbe oder glauben Sie sich zu unterscheiden?

Danne-Feldmann: Es gibt keinen einzigen Klavierwettbewerb für junge Pianist*innen in Deutschland, der Preise bis 20.000 Euro in sieben Altersgruppen vergibt, der Sonderpreise mit dem Fokus auf die musikalische Entwicklung (Meisterkurse, etc.) bereitstellt und der den Teilnehmer*innen einen Wettbewerbsort wie das Casals Forum bietet. Die sieben Altersgruppen à zwei Jahrgänge fördern auch die jungen Pianist*innen von 6 bis 12 Jahren und somit die Anfänge der pianistischen Ausbildung, weil der Altersunterschied in einer Kategorie gering ist – im Gegensatz zu vielen anderen Jugendwettbewerben.
Mit den Professoren Kirschnereit, Pohl und Schellenberger konnten wir zudem eine Jury gewinnen, die neben der hohen fachlichen Qualität viel Wertschätzung und Herz für die jungen Musiker*innen mitbringt. Neben dem Wettbewerbsgedanken sind uns die Gemeinschaft der Teilnehmenden untereinander, die Begegnung und der Austausch sehr wichtig. Wir legen großen Wert auf eine persönliche Atmosphäre, in der sich die jungen Pianist*innen wohl fühlen und so bieten wir ihnen unter anderem ein kostenloses Rahmenprogramm.

nmz: Sie sagen, der Wettbewerb vermittle Freude am Musizieren und fördere nachhaltig das Niveau und die Qualität des Musizierens. Inwiefern? Worin besteht die Nachhaltigkeit eines dreitägigen Wettbewerbs?

Danne-Feldmann: Es kommt in der Frage der Nachhaltigkeit ja nicht auf die Länge des Wettbewerbs, sondern auf dessen inhaltliche Qualität an. Positive Emotionen wie Stolz, Freude, Glück, die Bewältigung des Auftritts, aber auch die Vorbereitung auf einen solchen Wettbewerb, der unabhängig von Preisen in der persönlichen Entwicklung voranbringt und eine erfolgreiche Lernerfahrung darstellt, motivieren gerade junge Menschen ungemein. Eine positive Wettbewerbserfahrung mündet oft in einen Motivationsschub, der einen entscheidenden Impuls für die weitere musikalische Zukunft setzt. Das ist uns ein großes Anliegen, dem wir uns ehrenamtlich mit viel Engagement widmen. Wir als gemeinnütziger Verein freuen uns dabei über jeden, der Mitglied, Förderer oder Sponsor werden möchte. Jedes Engagement unterstützt die jungen Künstler und  den Erfolg des Wettbewerbs.

nmz: Sie haben sich dafür entschieden, die Repertoire-Erfordernisse frei zu gestalten, das heißt die Teilnehmer können sich die Stücke frei aussuchen (nur zwei beziehungsweis drei Epochen müssen abgedeckt werden). Wie gut können adäquate Vergleiche von der Jury gezogen werden? Ist es nicht besser wenigstens ein gemeinsames Vergleichswerk zu haben?

Danne-Feldmann: Nein. Ein Pflichtstück für einen Jugendwettbewerb halten wir nicht für sinnvoll. Zum Ersten befinden sich die jungen Pianist*innen noch in der Ausbildung, sind also noch auf dem Weg. Diese Wege sind in diesem Alter noch sehr unterschiedlich und richten sich nach Persönlichkeit, Begabung, Vorlieben. Ein Pflichtstück würde diesen wichtigen Weg der persönlichen Entwicklung behindern. Zum Zweiten müsste man in jeder Altersgruppe ein anderes Pflichtstück wählen, da der Schwierigkeitsgrad der Stücke mit steigendem Alter wächst. Und zum dritten ist die Jury selbstverständlich in der Lage, die Leistung der Teilnehmer*innen anhand der Bewertungskriterien zu beurteilen. Die Auswahl der Jurymitglieder war von vornherein an ihrer ausgewiesenen Professionalität, Fachkenntnis und Erfahrung orientiert.

nmz: Sie nennen die Veranstaltung „international“. Erwarten Sie auch eine internationale Teilnehmerschaft? Denn bei regulären 3. bis 1. Preisen zwischen 250 und 750 Euro bei einer selbst getragenen Anreise und Unterkunft und einer Anmeldegebühr von 30 Euro, kann die Teilnahme des mehrtägigen Events sehr kostspielig und unattraktiv wirken.

Danne-Feldmann: Eine internationale Teilnehmerschaft ist unser Ziel. Wir wissen nicht, ob dies bei der ersten Austragung unseres Wettbewerbs gelingt. Wir schaffen aber Voraussetzungen, indem wir die Website in vielen Sprachen anbieten, einen Sonderpreis für die/den beste/n internationale/n Pianistin/Pianisten im Wert von 1.500 Euro vergeben und im Ausland werben. Wir glauben, dass es auch für internationale Pianist*innen attraktiv ist, an unserem Wettbewerb teilzunehmen, der durch seine Ausrichtung singulär ist. Entsprechende Anfragen aus dem weit entfernten Ausland bestätigen dies. Außerdem kann gegebenenfalls auf Antrag ein Zuschuss zu den Übernachtungskosten gewährt werden.

nmz: Glauben Sie, dass Ihr Wettbewerb nachhaltigen Einfluss für den Standort Kronberg haben wird, eine künstlerisch breite Szene erwachsen kann?

Danne-Feldmann: Das glauben wir. Kronberg besitzt ja durch die Kronberg Academy ohnehin ein musikalisch und künstlerisch sehr interessiertes Publikum. Wir sehen uns als wunderbare musikalische Ergänzung in unserer Ausrichtung auf die Musik für Klavier solo. Es wird ganz andere Literatur zu hören sein und wir hoffen, dass dem Publikum bei den bei freiem Eintritt öffentlichen Wertungsspielen und dem Preisträgerkonzert Augen und Ohren aufgehen und eine Liebe zur Klaviermusik erwächst, die einen nachhaltigen Einfluss auf die weitere Entwicklung hat.

Kontakt: piano-competition-kronberg.de

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