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Bernd Feuchtner in Halle. Foto: Thomas Ziegler
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„Händel ist der Größte …“ – Der Kulturermöglicher Bernd Feuchtner in Halle

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Kurz vor dem Ende der laufenden Händel-Festspiele in Halle traf sich Joachim Lange mit dem Interimsintendanten Bernd Feuchtner in seinem gerade bezogenen Büro im Händelhaus … 

Zum Auftakt der Händel-Festspiele gab es eine Personalie, die überraschte. Nachdem Clemens Birnbaum krankheitsbedingt sein Amt bis auf weiteres nicht ausfüllen kann, wurde auf der Eröffnungs-Pressekonferenz Bernd Feuchtner als Interims-Intendant der Festspiele vorgestellt. Man konnte das erleichterte Aufatmen förmlich spüren, genau den Richtigen für diese Aufgabe gefunden zu haben. Feuchtner hat sich in den letzten Jahrzehnten, als Journalist, dann als Operndirektor und Chefdramaturg in Heidelberg, Salzburg und schließlich in Halles Partnerstadt Karlsruhe als künstlerischer Leiter der dortigen Händel-Festspiele einen exzellenten Ruf erarbeitet. Mittlerweile ist er vor allem als Autor tätig und als Präsident der Deutschen Schostakowitsch-Gesellschaft. Im Büro des Festspielintendanten hat er sich schon eingerichtet und mittlerweile sogar eine kleine Wohnung in der Innenstadt gefunden. Bei den Vorstellungen der laufenden Festspiele ist er stets vor Ort, begrüßt alte und neue Bekannte und Händelgäste.

Lange überlegt hat er bei der Anfrage aus Halle nicht. Die Entscheidung fiel binnen weniger Tage. Der Anruf kam an einem Freitag, am Dienstag folgte das Treffen mit drei Kuratoriumsmitgliedern. Sein „Ja, ich mache es“ gab es kurz danach. Für Feuchtner ist das auch Ehrensache: „Die Händel-Festspiele müssen gerettet werden. Und ich bin das auch Clemens Birnbaum schuldig. Wir drei Händelchefs in Halle, Göttingen und Karlsruhe waren ja befreundet. Es gab einfach keine Ausrede, um Nein zu sagen: ich hatte gerade ein Buch fertig und das andere noch nicht angefangen. Mein Schostakowitsch-Symposion im September ist auch vorbereitet. Und ich mache es ja wahnsinnig gerne.“ Ein Bekenntnis, das man ihm sofort abnimmt. Nacheinander bei zwei unterschiedlichen Festspielen den Hut aufzuhaben, ist allerdings auch etwas ganz Besonderes. 

Nach seinem Weg zu Händel befragt, erinnert Feuchtner daran, dass er in seiner Zeit als Operndirektor in Heidelberg ein Barockfest ins Leben gerufen hat, weil er dem Publikum Barockoper zeigen wollte und sich das Rokokotheater im Schloss dafür geradezu anbot. Dort hat er sich vor allem auf Vivaldi-Opern konzentriert. Und in Karlsruhe waren die Händel-Festspiele ja schon da.

„Händel ist letzten Endes der Größte von den Barockkomponisten. Seine Musik ist so vielfältig – da steckt alles drin und es wird auch nie langweilig. Den Hallensern wird es seit hundert Jahren nicht langweilig, diese Musik zu hören.“ Das sagt einer, der den Standortvorteil einer Stadt im Blick hat, in der es auch außerhalb der Festspiele immer zwei Händelopern im Repertoire gibt. Damit auch die Chance mit verschiedenen Handschriften, unterschiedliche szenische und musikalische Vorlieben des Publikums zu bedienen. Dass die Opernleitung diesmal auch fürs kommende Jahr die gleiche Regisseurin wie in diesem Jahr eingeplant hat, kommentiert Feuchtner sportlich mit der Hoffnung, dass sie ja hoffentlich nicht nur eine Handschrift hat. 

Seine künstlerische Handschrift wird sich bei den üblichen Vorlaufzeiten im Opern- und Festspielbetrieb erst 2025 voll niederschlagen. Für die laufenden Festspiele bestand er darauf, sofort einzusteigen, weil sie die beste Lehrzeit für ihn seien, um sich einzuarbeiten.

Dass er im Händel-Haus und der Stiftung die volle Unterstützung spürt, liegt auf der Hand. Der Neu-Hallenser fühlt sich aber auch von Bürgermeister und Kulturdezernentin unterstützt. Niemand habe ihm hier die kalte Schulter gezeigt. Dafür bekommen Stadt und Festspiele auch einen Kulturermöglicher, der sich voll auf die Stadt einzulassen gedenkt. „Deswegen ziehe ich hierher: ich will die Stadt kennenlernen, um das Potenzial ausschöpfen zu können. Neben dem Studium der Händelwerke ist das Studium der Stadt für mich genauso wichtig“ – sagt er, und man glaubt es ihm aufs Wort.

Auch, dass es auf seiner Prioritätenliste ganz oben steht, die Festspiele in der Stadt sicht- und spürbarer zu machen. Etliche Händelfreunde würden sich da ein ‚wieder’ einfügen. Vielleicht gelingt es ihm ja, den Eindruck, dass „hier alle wissen, wie wichtig die Händel-Festspiele für das Ansehen der Stadt und den Tourismus sind“, umzumünzen. An der Stelle weist Feuchtner mit Recht darauf hin, dass er gerade mal zwei Wochen vor Ort ist. 

Auch, dass die Ausdehnung der Festspieldauer nicht nur Vorteile für eine attraktive Planung auswärtiger Festspielbesucher mit sich bringe, hat er bereits im Blick. Die derzeit zu knappen Hotelkapazitäten in bequemer Nähe zu den Veranstaltungsorten lassen sich zwar nicht von heute auf morgen ändern, wohl aber das Nachdenken über klug geplante Abo-Angebote für die Besucher von außerhalb. Und immer auch für die Hallenser … Dass Bernburg in diesem Jahr nicht zu den Spielorten gehört, ist übrigens eine Ausnahme. Und dass das heißbegehrte Konzert mit Counterstar Jakub Józef Orliński nicht in der Händelhalle, sondern in der Ulrichskirche stattfindet, war eine bewusste künstlerische Entscheidung, die Feuchtner auch so getroffen hätte.

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