Hauptrubrik
Banner Full-Size

11.4.: europa aktuell +++ kulturhauptstadt 2010

Publikationsdatum
Body

Essen wird Kulturhauptstadt Europas 2010 +++ Görlitz in Brüssel gescheitert +++ Erste Reaktionen auf die Entscheidung


Essen wird Kulturhauptstadt Europas 2010
Brüssel/Essen (ddp-nrw). Essen und das Ruhrgebiet werden 2010 europäische Kulturhauptstadt. Das verkündete eine Jury der Europäischen Union (EU) am Dienstag in Brüssel. Essen hatte seine Bewerbung auf die Themen Urbanität, Identität und Integration konzentriert. Die unterlegene sächsische Konkurrenz-Kommune Görlitz hatte vor allem mit ihrer historischen Altstadt und ihrer polnischen Schwesterstadt Zgorzelec geworben.
Eine rund dreijährige Vorarbeit der Essener Bewerbungskür geht damit erfolgreich zu Ende. Das Konzept steht unter dem Motto «Wandel durch Kultur - Kultur durch Wandel» und will vor allem den Strukturwandel im Ruhrgebiet und seinen rund fünf Millionen Einwohnern in den Mittelpunkt rücken. Offiziell muss die Entscheidung der Jury im November vom EU-Rat noch bestätigt werden. Es gilt aber als sicher, dass der Rat dem Votum folgt.
Mit großem Jubel wurde die Entscheidung im Ruhrgebiet sowie von den nach Brüssel gereisten Vertretern des Essener Bewerbungs-Teams aufgenommen. «Wir haben bis zuletzt gezittert und sind nun überglücklich. Die Nominierung einer industriell geprägten Stadtregion als Kulturhauptstadt Europas ist einzigartig in der Geschichte des Titels», sagte der Moderator der Bewerbung, der Essener Kulturdezernent Oliver Scheytt. Essens Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger (CDU) zeigte sich tief bewegt: «Wir haben nicht nur einen wichtigen nationalen Wettbewerb für unsere Region entschieden, wir haben Europa für uns gewonnen!»
Der mitgereiste NRW-Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU) erklärte: «Essen als Kulturhauptstadt Europas wird 2010 zeigen, dass sich der kulturelle Reichtum der Region mit allen großen Metropolen der Welt messen lässt.» Der Direktor des Regionalverbands Ruhr (RVR), Heinz-Dieter Klink, betonte, dass die Metropole Ruhr «diese Auszeichnung verdient hat».
Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) erklärte, NRW blicke «voller Stolz auf seine zukünftige Kulturhauptstadt». Mit seiner «herausragenden Bewerbung und Begeisterung hätten Essen und das Ruhrgebiet gezeigt, was in ihnen steckt», lobte er. Der Vorsitzende der NRW-SPD, Jochen Dieckmann, sieht in der Entscheidung für Essen «einen guten Tag für das Ruhrgebiet». Die Nominierung als europäische Kulturhauptstadt sorge für «Aufbruchstimmung in einer dynamischen und lebenswerten Region», unterstrich er.
Auch der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, begrüßte die Entscheidung der Jury: «Essen zeigt mit seiner Bewerbung, welche Kraft Kultur im Strukturwandel entfalten kann und welche Impulse freigesetzt werden.» Der Verein pro Ruhrgebiet bezeichnete die Entscheidung der Jury als «Signal für das regionale Selbstbewusstsein».
Die Benennung einer Kulturhauptstadt in Europa geht auf einen Vorschlag der ehemaligen griechischen Kulturministerin Melina Mercouri von 1985 zurück. Seitdem erhält jedes Jahr eine andere Stadt diesen Titel, um ihren kulturellen Reichtum und markante Merkmale der Region vorzustellen.
2010 darf sich turnusgemäß eine deutsche Stadt mit dem Titel «Kulturhauptstadt Europas» schmücken. Auch Ungarn wird 2010 mit Pec eine Kulturhauptstadt stellen, nachdem das Europäische Parlament beschlossen hatte, ab 2009 die EU-Beitrittsländer mit einzubeziehen. Zudem wird sich die Bosporus-Metropole Istanbul aus dem Nicht-EU-Land Türkei als Kulturhauptstadt vorstellen. Damit ergeben sich für 2010 zahlreiche Kooperationsmöglichkeiten, denn im Ruhrgebiet leben nach Angaben von Kulturdezernent Scheytt rund 260 000 Menschen türkischer Abstammung.

Görlitz in Brüssel gescheitert
Görlitz (ddp-lsc). Görlitz wird nicht europäische Kulturhauptstadt 2010. Das Rennen machte das nordrhein-westfälische Essen, das sich gemeinsam mit dem Ruhrgebiet beworben hat, wie der Vorsitzende der Jury, Sir Jeremy Isaacs, am Dienstag in Brüssel verkündete. Sowohl Essen als auch Görlitz hätten sehr ernsthafte, gut ausgearbeitete Programme vorgelegt und sich Gedanken gemacht, die für ganz Europa wichtig seien, sagte Isaacs.
Während Görlitz in seiner gemeinsamen Bewerbung mit der polnischen Nachbarstadt Zgorzelec daran erinnert habe, wie wichtig Aussöhnung sei, habe Essen die Notwendigkeit in den Mittelpunkt gerückt, Europa wieder neues Leben einzuhauchen. Nach den Worten Isaacs fiel die Wahl auf die Ruhrmetropole, weil sie in ihrem Konzept den Strukturwandel von einem industriellen zu einem kulturellen Zentrum im Herzen Europas überzeugend darlege.
Der Görlitzer Oberbürgermeister Joachim Paulick (CDU) sah seine Stadt dennoch als «moralischen Sieger». Die Prozesse, die in der fünfjährigen Bewerbungsphase eingeleitet wurden, und die Zusammenarbeit mit Zgorzelec könne «keiner mehr wegnehmen», sagte er am Dienstag auf dem Görlitzer Rathausplatz.
Trotz der negativen Entscheidung steigt in Görlitz am Abend ein Fest. Die Feierlichkeiten beginnen um 18.30 Uhr mit dem Läuten der Turmglocken in Görlitz und Zgorzelec und einer ökumenischen Andacht auf der Altstadtbrücke. Auf und an der Brücke soll dann bei einem bunten Programm gefeiert werden, bevor gegen 22.30 Uhr ein «feuriger Brückenschlag» über der Neiße erstrahlen wird. Das Motto des Abends ist: «Wir bauen weiter.»

Erste Reaktionen auf die Entscheidung
«Glückwunsch, Essen! Glückwunsch, Nordrhein-Westfalen! Glückwunsch Europa!»
(Sylvia Löhrmann, Fraktionschefin der Grünen im Düsseldorfer Landtag)

«Für die Menschen im Ruhrgebiet ist der Titel eine riesige Chance.»
(Jürgen Rüttgers, Ministerpräsident von NRW und CDU-Politiker)

«Die Jury-Entscheidung für Essen als Europäische Kulturhauptstadt 2010 zeigt, dass Strukturwandel durch Kultur gefördert werden kann.»
(Bernd Neumann, Kultur-Staatsminister)

«Essen und das Ruhrgebiet verdienen den Zuschlag, weil dort die Herausforderungen des Umbruchs beispielhaft gemeistert werden. Und weil im gesamten Ruhrgebiet ein ungeheures kreatives Potenzial besteht.»
(Jochen Dieckmann, NRW-SPD-Vorsitzender)

«Die Kulturhauptstadt Essen wird den Imagewandel des Ruhrgebiets weiter beschleunigen. Für Nordrhein-Westfalen bedeutet die Auszeichnung Annerkennung und Aufmerksamkeit aus ganz Europa.»
(Gerhard Papke, FDP-Fraktionsvorsitzender im Düsseldorfer Landtag)

«Ich behaupte, dass es kaum irgendwo auf der Welt eine so dichte und reiche Kulturlandschaft gibt mit so vielen Museen, Theatern, Konzert- und Opernhäusern und Orchestern wie Nordrhein-Westfalen. Das Ruhrgebiet als Kulturhauptstadt 2010 ist eine ideale Chance, dieses kulturelle Potential über die Grenzen hinaus bekannt zu machen.»
(Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, NRW-Kulturstaatssekretär und
CDU-Politiker)

«Europa hat sich mit dieser Entscheidung selbst einen Gefallen getan.»
(Michael Vesper, Landtagsvizepräsident und Grünen-Politiker)

«Das große Engagement der Wirtschaft hat sicherlich dazu beigetragen, dass Essen das Rennen machen konnte. Dieses Engagement ist vorbildhaft. Ich hoffe sehr, dass im Jahr 2010 nicht nur die Wirtschaft und der Bund, sondern auch die Gemeinschaft der Bundesländer Essen bei diesem wichtigen Ereignis ideell und finanziell unterstützen wird.»
(Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats)

«Die Menschen im Revier, die Künstler, Politiker und die Wirtschaft werden jetzt auf europäischer Ebene zeigen, welche Kraft und welche Kreativität in dieser Region stecken.»
(Christa Thoben, NRW-Wirtschaftsministerin und CDU-Politikerin)

«NRW und das Ruhrgebiet werden gute Gastgeber für alle Kulturfreunde sein. Der Name Essen steht künftig in der Kunst- und Kulturszene für wichtige Kulturereignisse und künstlerische Höhepunkte.»
(Michael Breuer, NRW-Minister für Europa und Bundesangelegenheiten
sowie CDU-Politiker)

Quelle: ddp -