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Dresden: Kritik an Finanzierungsplänen für Festspielhaus Hellerau +++ Köln: Öffentliche Zuschüsse für Theater und Orchester sinken +++ Bochum: Schauspielhaus Bochum bittet nach Brand Bevölkerung um Spenden
Dresden: Kritik an Finanzierungsplänen für Festspielhaus Hellerau
Dresden (ddp-lsc). Nach der Wiedereröffnung des sanierten Festspielhauses Hellerau im Dresdner Norden wird Kritik an Vorschlägen der Stadt zur Finanzierung des Spielbetriebes laut. Nach Angaben der SPD-Stadtratsfraktion vom Freitag will der amtierende Dresdner Oberbürgermeister Lutz Vogel (parteilos) den ganzjährigen Betrieb in Hellerau über Etatumschichtung in einem Umfang von rund zwei Millionen Euro finanzieren. Dies gehe unter anderem zulasten der Dresdner Musikfestspiele sowie von Bibliotheken und des Theaters Junge Generation.
Die SPD kritisierte, mit dem Geld, das in Hellerau an einem einzigen Abend für maximal 400 Besucher ausgegeben werde solle, könnte etwa die aus Kostengründen eingestellte Musikfestspiel-Reihe «Dresden singt und musiziert» weitergeführt werden. Auch könnte auf die Gebührenerhöhung für die städtischen Bibliotheken verzichtet werden.
Das Festspielhaus war am Donnerstag vergangener Woche nach zweijähriger Restaurierung wiedereröffnet worden. Das für die Bespielung zuständige Europäische Zentrum der Künste Hellerau (EZKH) hatte zuletzt ein Jahresbudget von 1,2 Millionen Euro. Die Kosten für das Engagement der Tanztruppe von William Forsythe bis 2009 teilen sich derweil die Städte Dresden und Frankfurt am Main sowie die Bundesländer Sachsen und Hessen. Dresden und der Freistaat steuern pro Jahr gemeinsam 1,5 Millionen Euro bei. Hessen stellt jährlich 1,3 Millionen Euro und Frankfurt 200 000 Euro zur Verfügung.
Köln: Öffentliche Zuschüsse für Theater und Orchester sinken
Köln (ddp). Die Zuschüsse für die öffentlich getragenen Theater in Deutschland sind in der Spielzeit 2004/2005 gesunken. Zwar stiegen die Zuweisungen der Länder um knapp 4 Millionen Euro, die Kommunen verringerten ihr finanzielles Engagement jedoch um mehr als 40 Millionen Euro, teilte der Deutsche Bühnenverein unter Berufung auf seine Theaterstatistik am Freitag in Köln mit. 2003/04 war im kommunalen Bereich bereits eine Kürzung um 30,7 Millionen Euro erfolgt, die Länder hatte im gleichen Zeitraum um 12,7 Millionen Euro reduziert. Zum 40. Mal ist die vom Bühnenverein herausgegebene Theaterstatistik mit den wichtigsten Daten der Theater und Orchester in Deutschland, Österreich und Schweiz erschienen.
Die Kürzungen wurden den Angaben zufolge wie in den vergangenen Jahren durch weiteren Personalabbau aufgefangen - 265 Stellen wurden abgebaut. Die Zahl der Inszenierungen blieb mit 4629 dagegen weitgehend konstant. «Dies zeigt, wie sehr sich die Theater und Orchester bemühen, trotz geringerer öffentlicher Finanzierung ein vielseitiges künstlerisches Angebot aufrecht zu erhalten», sagte Rolf Bolwin, Direktor des Deutschen Bühnenvereins.
Da in diesem Jahr deutlich weniger Privattheater und Musicalhäuser ihre Daten zur Verfügung gestellt haben, hat sich die Besucherzahl der Privattheater in der Statistik von 11,8 Millionen auf rund 9,9 Millionen Besucher reduziert. Insgesamt erreichten damit die deutschen Theater-, Orchester- und Festspielunternehmen in der Spielzeit 2004/2005 rund 33,2 Millionen Besucher (Vorjahr: 35,6 Millionen).
Die Theaterstatistik 2004/2005 wertet die Daten von 145 öffentlich getragenen Theatern, 185 Privattheatern, 53 selbstständigen Kulturorchestern und 34 Festspielhäusern in Deutschland aus.
Bochum: Schauspielhaus Bochum bittet nach Brand Bevölkerung um Spenden
München/Bochum (ddp). Nach dem Großbrand im Requisitenlager des Bochumer Schauspielhauses haben die Stadt und das Theater die Bevölkerung um Geld- und Sachspenden gebeten. «Wir gehen tatsächlich von Haustür zu Haustür und klingeln bei den Leuten, um Pinsel und Eimer einzusammeln», sagte Intendant Elmar Goerden der «Süddeutschen Zeitung».
Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD) rief die Bürger sowie die Wirtschaft dazu auf, «sich in diesen schweren Zeiten mit ihrem Schauspielhaus solidarisch zu zeigen». Unterdessen wurden eine Spendenhotline sowie ein Spendenkonto für das Theater eingerichtet.
Am Dienstag waren die Lagerhalle sowie mehrere Werkstätten des Schauspielhauses bei einem Brand zerstört worden. Das Feuer vernichtete Möbel und Kostüme sowie Bühnenbilder für bevorstehende Produktionen und Repertoire-Aufführungen.
Trotz der Zerstörungen soll die neue Spielzeit am 23. September mit Henrik Ibsens «Rosmersholm» eröffnet werden. Die Premiere werde auf jeden Fall stattfinden, «auch wenn wir noch nicht wissen wie», sagte Goerden dem Blatt. Der Bühnenboden für das Stück sei völlig zerstört worden. Dieser könne auch nicht so schnell wieder hergestellt werden, weil bei dem Brand auch die Malerwerkstätten inklusive der Arbeitsgeräte zerstört worden seien, fügte er hinzu.
Deshalb sei es möglich, dass Stücke auf leerer Bühne aufgeführt würden. «Ich hoffe es nicht, aber es ist schon denkbar, dass die Schauspieler bei einzelnen Aufführungen vor dem eisernen Vorhang stehen, weil die Kulisse fehlt», sagte er.
Unterdessen haben nach Angaben von Scholz die Bochumer Verkehrsbetriebe dem Theater eine rund 700 Quadratmeter große Halle als provisorisches Ausweichlager für Fundus, Requisiten und Malersaal zur Verfügung gestellt. Hier können ab Montag auch Sachspenden abgegeben werden. Insbesondere würden gut erhaltene Möbel und Einrichtungsgegenstände benötigt, hieß es.