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Berlin: Globale Verantwortung der EU - Treffen Schröder / Mankell +++ Regensburg: Goppel setzt sich für Förderung kleiner Regionaltheater ein +++ Berlin: Länder gegen Akademie der Künste in Bundeshand +++ Nürnberg: Bundeskongress Soziokultureller Zentren e.V. im Juni
Berlin: Treffen Schröder ? Mankell
Europa und die Dritte Welt - Krimiautor Mankell sprach mit Kanzler Schröder über die globale Verantwortung der Europäischen Union
Berlin (ddp). Die Welt des Henning Mankell scheint die des Verbrechens zu sein: Mord, Gewalt, düstere Pläne. Doch bloße Kriminalromane sollen seine Bücher nicht sein. «Ich verwende das Verbrechen als einen Spiegel der Gesellschaft.» Eine Gesellschaft, in der aus Mankells Sicht die Solidarität fehlt, eine Welt, die in Arm und Reich zerfällt. Henning Mankell, Schriftsteller aus Schweden und einer der meistgelesenen Krimiautoren der Welt, traf am Samstag in Berlin auf Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und sprach mit ihm über «Europas globale Verantwortung».
Mankells Botschaft fiel eindeutig aus: «Europa könnte in Afrika finanziell noch viel mehr tun.» Alle anderen Probleme der Dritten Welt wie die Ausbreitung von AIDS hingen damit zusammen, sagte der Autor. Es sei zudem «anmaßend» von Europa, von afrikanischen Staaten bereits stabile demokratische Verhältnisse zu erwarten. Auch in Europa habe es lange gedauert, bis sich die Demokratien gefestigt hätten, betonte der Schriftsteller, der einen großen Teil des Jahres in Mosambik lebt. Dort leitet er ein Theater.
Seine Kritik habe ihn vor zehn Jahren, als Schweden in einer Volksabstimmung über den Beitritt zur Europäischen Union abstimmen musste, zu einem Gegner der EU-Mitgliedschaft seines Landes werden lassen. «Ich war zornig darüber, wie Europa unsichtbare Mauern um sich herum errichtete, um die Dritte Welt herauszuhalten», sagte Mankell. Heute sehe er die Chance, mit der erweiterten Europäischen Union ein Gegengewicht zu den USA zu bilden. Ziel müsse es außerdem sein, bessere Beziehungen zu den Staaten der Dritten Welt aufzubauen.
Schröder wies darauf hin, dass Deutschland bereits bedeutende Entwicklungshilfe leiste. 300 Millionen Euro im Jahr gebe die Bundesrepublik allein für die AIDS-Bekämpfung aus. «Aber natürlich könnte mehr investiert werden», räumte der Kanzler ein. Wenn ganze Staaten von Zerfall und Bürgerkrieg bedroht seien, «dann geht das auch uns an, das schafft Instabilitäten», sagte der Staatsmann.
Den Ideen Mankells wolle er deshalb gar nicht widersprechen. Doch während ein Intellektueller wie der Schriftsteller Mankell «kategorisch moralische Forderungen» stellen könne, sei er in vielseitige Zwänge eingebunden. Als Beispiele nannte der Kanzler die schwierige Haushaltslage und die Wirkungsweise des Bundesrates. Deutschland habe es verpasst, seine Strukturen so einzurichten, dass zügige Entscheidungen möglich seien. «Ich bin in der Rolle von Sisyphus», bemerkte der Kanzler und fügte hinzu: «Aber er soll ja ein glücklicher Mann gewesen sein. Weil er was zu tun hatte.»
Regensburg: Goppel setzt sich für Förderung kleiner Regionaltheater ein
Regensburg (ddp). Bayerns Kunstminister Thomas Goppel (CSU) will neben den großen Staatstheatern weiter auch die kleineren Theater in den Regionen fördern. Goppel betonte am Samstag bei der Jahreshauptversammlung des Deutschen Bühnenvereins in Regensburg, das Staatstheater im großen Ballungsgebiet setze zwar national und international Maßstäbe. Das kleine oder mittlere Theater mache aber «einen Teil der Identität seiner Stadt aus». Es wirke «in die Stadt hinein», indem es für das Publikum und dessen spezifische Interessen arbeite.
Der Minister äußerte sich anlässlich einer Podiumsdiskussion zu der Frage: «Metropoltheater versus Provinzbühnen - wer bestimmt das Theaterleben?» Goppel betonte laut Redetext, die Mehrzahl der jährlich weit über 20 Millionen Theaterbesucher nehme die Angebote der Bühnen in der Region wahr - von kleinen und mittleren Stadt- und Privattheatern. Die Vielzahl und Vielfalt der Standorte mache den Reiz der deutschen Theaterlandschaft aus und sei international ohne Vergleich.
Berlin: Länder gegen Akademie der Künste in Bundeshand
Berlin (ddp-bln). Die geplante Übernahme der von Berlin und Brandenburg getragenen Akademie der Künste durch den Bund stößt bei den Ländern auf massiven Widerstand. In einer am Freitag verabschiedeten Stellungnahme des Bundesrates zu einem entsprechenden Gesetzentwurf der Bundesregierung begrüßt die Länderkammer zwar das Ziel, die finanzielle Existenz der Akademie zu sichern. Die Gesetzgebungskompetenz für kulturelle Angelegenheiten komme aber allein den Ländern zu und nicht dem Bund.
Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) verteidigte in der Debatte die vorgesehene Regelung. Damit solle die Kulturhoheit der Länder keineswegs in Frage gestellt «oder auch angetastet werden», versicherte Weiss. Die in Berlin ansässige Akademie diene der «gesamtstaatlichen Repräsentation im Kulturwesen der Bundeshauptstadt und darüber hinaus». Auch deshalb sei eine Trägerschaft der ehemaligen Preußischen Akademie der Künste durch den Bund gerechtfertigt.
Das Bundeskabinett hatte Ende März den Gesetzentwurf zur Umwandlung der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg in eine Bundeseinrichtung beschlossen. Die Finanzierungsverantwortung für die Akademie war bereits zu Jahresbeginn auf den Bund übergegangen. Sie erhält nach Angaben der Bundesregierung in diesem Jahr einen Zuschuss von mehr als 18 Millionen Euro. Das geplante Gesetz bedarf nicht der Zustimmung der Länderkammer.
Nürnberg: Bundeskongress Soziokultureller Zentren e.V. im Juni
Vom 18. bis 20. Juni 2004 findet im Kultur- und Kommunikationszentrum K4 in Nürnberg der Bundeskongress elements of future statt. Die Veranstaltung bringt Vertreter von bundesweit 450 Soziokulturellen Zentren und Initiativen sowie Wissenschaftler, Künstler, Kulturarbeiter und Kulturpolitiker zusammen.
Anlass der Konferenz ist das 25jährige Bestehen der Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren e.V.. Ziel ist es, das Bewußtsein der Öffentlichkeit für die Qualität und gesellschaftlichen Bedeutung von Soziokultur zu schärfen, die Akteure zu stärken und noch besser zu vernetzen sowie Instrumentarien für eine zukunftsfähige Arbeit zu entwickeln.
In Referaten und Diskussionsrunden wird die Zukunft von Soziokultur in Bezug zu allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklungen gesetzt und beleuchtet. Um den regional unterschiedlichen Arbeitsbedingungen und Problemlagen gerecht zu werden, können die TeilnehmerInnen entlang ihrer eigenen Interessen bis zu 25 Arbeitsgruppen bilden und verschiedene Themen und Fragestellungen nach der Open-Space-Methode bearbeiten. Ein umfangreiches multimediales Angebot von Information und Unterhaltung sowie Möglichkeiten zu eigenen künstlerischen Aktivitäten runden das Programm ab.
elements of future steht unter der Schirmherrschaft von Christina Weiss, Staatsministerin für Kultur und Medien, und wird unterstützt vom Fonds Soziokultur, dem Kulturreferat der Stadt Nürnberg, der Bundeszentrale für politische Bildung und der Kulturpolitischen Gesellschaft.