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Berlin: Kulturausschuss hört Experten zum Schutz nationalen Kulturguts +++ Dresden: Brückenstreit gefährdet andere Welterbe-Kandidaten
Berlin: Kulturausschuss hört Experten zum Schutz nationalen Kulturguts
Berlin (ddp). Der Kulturausschuss des Deutschen Bundestages Deutschland hat sechs Sachverständige zu einer öffentlichen Anhörung eingeladen, um als eines der letzten Länder ein Übereinkommen der UNESCO von 1970 zum Schutz nationalen Kulturguts umzusetzen. Der Ausschuss solle klären, ob mit den von der Bundesregierung vorgelegten Gesetzentwürfen die angestrebten Ziele erreicht werden, teilte der Bundestag am Donnerstag mit.
Das Bundeskabinett hatte im Februar die Umsetzung des UNESCO-Übereinkommens zum Kulturgüterschutz beschlossen. Dieses beinhaltet unter anderem Aufzeichnungspflichten sowie Rückgaberegelungen für illegal gehandelte Kulturgüter. Damit soll der illegale Handel mit Kulturgut bekämpft werden.
Mit der Neuregelung soll die Rückgabe von illegal exportierten Kulturgütern in die Herkunftsländer erheblich vereinfacht werden. Dazu wird der Anspruch auf Rückgabe national wertvollen Kulturguts auf sämtliche der über 100 Vertragsstaaten der 1970 beschlossenen Konvention ausgedehnt. Die öffentliche Anhörung findet am 27. September statt.
Dresden: Brückenstreit gefährdet andere Welterbe-Kandidaten
München/Dresden (ddp). Die Deutsche Stiftung Welterbe befürchtet durch den Dresdner Brückenstreit Nachteile für andere deutsche Bewerber um den UNESCO-Titel. Diese Stätten könnten von den negativen Folgen des Konflikts zwischen der Stadt Dresden und der UN-Organisation betroffen sein, teilte die Stiftungsvorsitzende Rosemarie Wilcken am Donnerstag in München mit. Sie appellierte an die Dresdner Stadtspitze, den Streit mit der UNESCO um die Waldschlößchenbrücke einvernehmlich beizulegen.
Wilcken fuhr fort, die UNESCO-Welterbestätten trügen nicht nur Verantwortung für sich selbst, sondern für das gesamte Welterbe. Hierzu zähle auch, Solidarität mit allen weiteren Anwärtern zu üben. Die Stiftung fürchte, dass im Falle eines Baubeginns alle Welterbestätten in Deutschland das Misstrauen des UNESCO auf sich ziehen.
Auch der Vorsitzende des Kulturausschusses im Bundestag, Hans-Joachim Otto (FDP), sagte: «Wenn die Sache schief geht, hat das nicht nur negative Folgen für Dresden.» Da sich zehn weitere deutsche Städte um den UNESCO-Titel bewürben, sei es nicht angeraten, «jetzt auf den Tisch zu hauen», sagte er der «Sächsischen Zeitung» (Donnerstagausgabe). Zugleich kritisierte Otto die UNESCO. Es sei «sehr unglücklich», dass die Organisation der Stadt bislang nur eine «Alles-oder-Nichts-Entscheidung» gelassen habe. Die UNESCO will im Falle des Brückenbaus den Welterbetitel des Elbtals aberkennen.
Der Bundestagsausschuss hatte in seiner Sitzung am Mittwoch über den Brückenstreit beraten. Am Freitag wollen mehrere Mitglieder des Gremiums nach Dresden reisen, um sich vor Ort ein Bild zu machen und mit den Konfliktparteien ins Gespräch zu kommen.