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22.4.: kulturfinanzierung aktuell +++ kulturfinanzierung

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Festspielhaus Baden-Baden legt erste ausgeglichene Bilanz vor +++ Finanzdruck - Mehr Massenware im Chemnitzer Opernspielplan


Festspielhaus Baden-Baden legt erste ausgeglichene Bilanz vor
Baden-Baden (ddp-bwb). Das Festspielhaus Baden-Baden hat die finanzielle Kehrtwende schneller erreicht als geplant. Das mit 2500 Plätzen größte Opern- und Konzerthaus in Deutschland teilte am Donnerstag mit, dass für 2002 erstmals eine ausgeglichene Bilanz vorgelegt werden kann. Ursprünglich war dies erst für 2003 vorgesehen. «In einem der wirtschaftlich schwierigsten Jahre mit Euro-Umstellung und Konjunkturflaute haben wir ein wichtiges Etappenziel erreicht», betonte Intendant Andreas Mölich-Zebhauser. Nach Angaben seines Sprechers Rüdiger Beermann kam die «schwarze Null» selbst für die Betreiber «überraschend».
Damit kommt das Festspielhaus nach hohem Subventionsbedarf in der Anfangsphase als erstes Opern- und Konzerthaus in Europa inzwischen ohne öffentliche Zuschüsse aus. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» konnten die Besucherzahlen ständig gesteigert werden, so dass inzwischen 55 Prozent des Etats durch den Kartenverkauf abgedeckt werden. Als wichtige Stütze bezeichnete Mölich-Zebhauser die Kulturstiftung Festspielhaus Baden-Baden, über die dem Betrieb in den vergangenen drei Jahren sieben Millionen Euro zugeflossen seien. Auch der US-Milliardär und Opernmäzen Alberto Vilar will sich in Baden-Baden wieder stärker engagieren.
Mölich-Zebhauser zufolge soll Baden-Baden in spätestens zehn Jahren «auf Augenhöhe mit anderen internationalen Top-Festivals liegen». Schon jetzt seien zwei verschiedene Inszenierungen von Wagners «Ring des Nibelungen» geplant. «Wir haben noch viel vor», sagte der Intendant.
Das im Frühjahr 1998 eröffnete Festspielhaus hatte zu Beginn ums Überleben gekämpft, da die Besucherzahlen zunächst weit hinter den Erwartungen zurück geblieben waren. 1998 hatte die Bilanz noch ein Minus von zwölf Millionen Mark ausgewiesen. Bereits wenige Monate nach der Eröffnung wurde die Geschäftsführung komplett ausgetauscht. Seither steuert Mölich-Zebhauser die Kulturstätte. Die wirtschaftliche und auch die künstlerische Lage habe sich unter ihm kontinuierlich verbessert, teilte das Festspielhaus mit.
1999 bewilligten der Gemeinderat der berühmten Bäderstadt und die baden-württembergische Landesregierung weitere öffentliche Zuschüsse in Millionenhöhe. Mit der 2000 erfolgten Gründung der «Kulturstiftung Festspielhaus» ging die Kulturstätte schließlich wieder in private Trägerschaft über. Das Gründungskapital der neuen Stiftung belief sich auf zunächst fünf Millionen Mark und wurde in den vergangenen Jahren durch den Beitritt neuer Stifter stetig erhöht. Zu den Gründern der Stiftung gehört unter anderen der amerikanische Investmentbroker und Opernmäzen Alberto Vilar. Der fünfte Geburtstag des Festspielhauses soll im August mit einem Festkonzert gefeiert werden.
http://www.festspielhaus.de

Finanzdruck - Mehr Massenware im Chemnitzer Opernspielplan
Chemnitz (ddp-lsc). Die erfolgverwöhnte Oper Chemnitz muss in der kommenden Spielzeit Abstriche an ihrer jahrelangen Experimentierfreude machen. «Wir müssen das spielen, was sich am besten verkauft», sagte Generalintendant Rolf Stiska am Mittwoch in Chemnitz. Zunehmender Finanzdruck und rückläufige Besucherzahlen zwängen zu weitestgehender Beschränkung auf das eigene Ensemble und Verzicht auf aufwändige Neuinszenierungen.
Dennoch bleibe das Chemnitzer Theater seiner Grundlinie hochwertiger künstlerischer Angebote treu. Wichtige Premieren der Saison 2003/04 seien die Opern «Ein Maskenball» und «Eugen Onegin». Mit der Wiederaufnahme von «Salome» und den Aufführungen von «Elektra» und «Der Rosenkavalier» gäbe es im Juni 2004 die 1. Chemnitzer Richard-Strauss-Tage. Die Wagner-Tradition werde mit der Premiere von «Tristan und Isolde» am 19. Juni 2004 sowie einem kompletten Zyklus des «Ring des Nibelungen» im April kommenden Jahres bedient.
Der Spielplan des Musiktheaters sei ein Zugeständnis an den momentanen Publikumsgeschmack, der vor allem Altbewährtes honoriere. So werde das Musical «My fair Lady» auch ein 13. Jahr über die Bühne gehen. Auf die schon in dieser Spielzeit verschobene Uraufführung der Oper «Das Treffen in Telgte» des sächsischen Komponisten Eckehard Mayer werde nun ganz verzichtet, sagte Stiska. Auch die «Elektra»-Uraufführung von Mikis Theodorakis entfalle.
Entgegen dem Trend konnte das Chemnitzer Schauspielhaus seine Auslastung von durchschnittlich 60 Prozent in den vergangenen Jahren auf 75 Prozent in dieser Spielzeit verbessern. Einen weiteren Aufschwung verspricht sich das Theater durch die Inbetriebnahme einer neuen Kleinen Bühne ab Herbst im Schauspielhaus.
Einen Schwerpunkt legt der 2004 nach Esslingen gehende Schauspieldirektor Manuel Soubeyrand im kommenden Jahr auf Heiner Müller. Zum 75. Geburtstag des Dramatikers hat im Januar 2004 das in der DDR lange verbotene Stück «Die Umsiedlerin» Premiere. Hohe Aktualität besitzen laut Soubeyrand auch Arthur Millers Drama «Hexenjagd» (Premiere im Oktober) und die Bühnenfassung von «Sonnenallee» (März 2004).
http://www.theater-chemnitz.de