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22.5.: kulturpolitik aktuell +++ kulturpolitik

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17 Neuinszenierungen - Theater Rudolstadt wieder eigenständig +++ Gütliche Einigung - Kulturgüter aus dem Hause Sachsen-Weimar-Eisenach bleiben dauerhaft im Freistaat


17 Neuinszenierungen - Theater Rudolstadt wieder eigenständig
Rudolstadt (ddp-lth). Die Zukunft des Theaters Rudolstadt als eigenständige Bühne ist nach Ansicht des designierten Intendanten Axel Vornam einigermaßen gesichert. Allerdings müsse das Haus nach der geplatzten Fusion mit Eisenach erst wieder «richtig zum Funktionieren kommen», sagte Vornam am Mittwoch bei der Vorstellung des Spielplans 2003/2004 in Rudolstadt. Er machte das zum einen an der Unterstützung durch die Kommunen und den das Theater tragenden Zweckverband fest. Zum anderen sei ein kleines Haus wie Rudolstadt mit einem bis 2008 gedeckelten Etat von jährlich 6,3 Millionen Euro bei einem geplanten Haustarifvertrag gut ausgestattet.
Vor dem 143-köpfigen Ensemble der Thüringer Landestheater Rudolstadt/Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt GmbH - so der offizielle Name - stehe die Aufgabe, aus den jetzigen zwei Sparten heraus einen Spielplan zu entwickeln, der einem Dreispartenhaus entspreche, steckte Vornam das Ziel ab. Das widerspiegelt bereits der erste Spielplan der Intendanz Vornams. 17 neue Inszenierungen
Schauspiel, Musiktheater und Ballett - wollen die Rudolstädter auf die Bühne bringen, darunter allein 5 für Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen.
Dies sei eine «wesentliche Akzentverschiebung», betonte Vornam. Die Stücke sollten so inszeniert werden, dass sie außerhalb des Theaters gezeigt werden könnten. Auch das Konzertprogramm mit 23 Sinfonie-, Kammer- und Sonderkonzerten, die in 52 Aufführungen zu erleben sind, habe einen umfangreichen Part für das junge Publikum.
Der Spielplan sei für Rudolstadt allein «nicht zu stemmen», betonte der Intendant. Deshalb kooperiere man auch wegen des Drucks des Thüringer Kunstministeriums - mit dem Theater Nordhausen. Das dortige Musiktheater bringe zwei Produktionen nach Rudolstadt. Im Gegenzug werde die Rudolstädter Bühne ihr Weihnachtsmärchen in Nordhausen aufführen. Diese Zusammenarbeit solle künftig ebenso ausgebaut werden wie jene mit der Weimarer Musikhochschule, die Lortzings Oper «Undine» zeigen werde.
Überhaupt wolle man dem künstlerischen Nachwuchs wieder verstärkt ein Podium bieten, sagte Vornam. Rudolstadt müsse wie schon vor der Fusion mit Eisenach für junge Schauspieler, Regisseure und Ausstatter wieder eine Adresse werden, wo sie lernen, arbeiten, sich ausprobieren können. Nicht zuletzt damit vollzögen sich dann auch jene ästhetischen Veränderungen, die nach Vornams Ansicht anstehen, aber behutsam angegangen werden sollten.
http://www.thueringerlandestheater.de

Gütliche Einigung - Kulturgüter aus dem Hause Sachsen-Weimar-Eisenach bleiben dauerhaft im Freistaat
Erfurt (ddp-lth). Ein 13 Jahre währender Streit steht vor einem guten Ende: Kulturgüter, die einst dem Großherzoglichen Haus Sachsen-Weimar-Eisenach gehörten, bleiben in Thüringen. Die Vertreter des Hauses und das Land Thüringen einigten sich gütlich und beendeten damit die Auseinandersetzung um die zwischen 1945 und 1949 enteigneten Besitztümer. Wie Kulturstaatssekretär Jürgen Aretz und Hermann Loef, Bevollmächtigter von Prinz Michael von Sachsen-Weimar-Eisenach und dessen erbberechtigter Tochter Prinzessin Leonie, am Mittwoch in Erfurt mitteilten, bleibt das Goethe-Schiller-Archiv dauerhaft Eigentum der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen. Dafür werde der Familie «aus rechtshistorischen Gründen» eine angemessene Vertretung in der Stiftung eingeräumt, sagte Aretz.
Doch die Vereinbarung geht noch viel weiter. Die Familie verzichtet auf alle 1990 erhobenen Rückübertragungsansprüche. Auf der Liste standen neben dem Goethe-Schiller-Archiv wichtige Teile der Anna-Amalia-Bibliothek, die berühmte Fürstengruft mit den Sarkophagen Goethes und Schillers in Weimar, nahezu das gesamte Inventar von Wartburg, Wittumspalais, Schloss Tiefurt und Liszt-Haus sowie zentrale Teile des Thüringer Hauptstaatsarchivs. Der Wert des Gesamtpakets wird auf eine halbe Milliarde Euro geschätzt, eine Summe, die Aretz nicht bestätigen will. Im Vergleich dazu nimmt sich die Kompensationszahlung von 15,5 Millionen Euro für diesen Verzicht eher bescheiden aus.
Zur Finanzierung des Kompensationsbetrages wird das Land den Angaben zufolge elf Millionen Euro durch den Verkauf von Waldflächen aufbringen. 4,5 Millionen Euro werden die Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen sowie die Wartburgstiftung durch den Verkauf von Kunstobjekten einnehmen und zur Verfügung stellen. Verkauft werden sollten aber nur Gegenstände, die weder für den Sammlungsbestand noch für die Geschichte Thüringens von zentraler Bedeutung sind, versicherte Aretz.
Loef sagte, es sei dem Fürstenhaus nie darum gegangen, die Kulturgüter zu veräußern oder aus Thüringen wegzubringen. Vielmehr habe man klären wollen, dass es sich um unveräußerliche Familiengüter handle. Dies sei nun erreicht worden. Die 16-jährige Prinzessin Leonie sei über die Verhandlungen informiert und habe dem Ergebnis ebenso zugestimmt wie Prinz Michael.
Die Verhandlungen gestalteten sich äußerst schwierig. 1998 hatte das in Gera ansässige Landesamt zur Regelung offener Vermögensfragen die Ansprüche des Fürstenhauses für rechtens erklärt. Doch massive Proteste veranlassten das Landesamt, seine Entscheidung zu kassieren. Daraufhin rief das Fürstenhaus die Gerichte an. Doch Anfang 2001 kamen dessen Rechtsvertreter und das Land wieder ins Gespräch. Loef ist voll des Lobes und sagt, das seinerzeit zerbrochene Vertrauen sei in «kompetenten Verhandlungen» wieder hergestellt worden, so dass eine Einigung möglich wurde.
Doch ganz abgeschlossen ist die Angelegenheit noch nicht. Die gütliche Einigung bedarf noch der Zustimmung des Landtags sowie der Stiftungsräte der Wartburgstiftung und der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen. Für die noch minderjährige Prinzessin Leonie muss auch das Vormundschaftsgericht noch seine Einwilligung geben. Doch Loef und Aretz sind zuversichtlich, dass alle Beteiligten den Kompromiss akzeptieren. Vielleicht im August könnte dann das Kapitel endgültig abgeschlossen werden.
Uwe Frost