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Lippmann sieht gute Chancen für Verkauf des Metropol-Theaters +++ Raback hat «arge Zweifel» an Fortbestand des HOT +++ Land gibt 1,65 Millionen Euro für neues Erfurter Theater
Lippmann sieht gute Chancen für Verkauf des Metropol-Theaters
Berlin (ddp-bln). Der Chef des Liegenschaftsfonds, Holger Lippmann, sieht gute Chancen für einen Verkauf des Grundstücks mit dem seit 1997 geschlossenen Berliner Metropol-Theater. Bisher gebe es rund 20 Interessenten, davon etwa ein Viertel aus dem europäischen Ausland, sagte Lippmann am Freitag anlässlich der Eröffnung des internationalen Bieterverfahrens für das lukrative Areal in der City. Weitere Angebote können bis Ende Mai abgegeben werden.
Nach Angaben Lippmanns will der Liegenschaftsfonds das Grundstück im Auftrag des Berliner Senats möglichst noch in diesem Jahr zu einem «optimalen Preis» verkaufen. Die besten Aussichten räumte er einem «Kompromiss von kultureller und kommerzieller Nutzung» ein. Die Chancen für eine ausschließlich kulturelle Zweckbindung sind offenbar eher gering, denn entsprechende «Zugeständnisse beim Kaufpreis» schloss Lippmann definitiv aus.
Mit der Neuausschreibung des Areals, die auch eine teilweise Aufhebung des Denkmalschutzes und einen Abriss nicht ausschließt, erhalten die Investoren nach Darstellung des Chefs des Liegenschaftsfonds breiteren Spielraum als früher. Ein weiterer Vorteil sei, dass ein unbebautes Nachbargrundstück mit zum Verkauf stehe. Insgesamt umfasst die Ausschreibung ein rund 4800 Quadratmeter, weitgehend mehrgeschossig bebautes Areal zwischen Friedrichstraße, dem gleichnamigen S-Bahnhof und der Planckestraße.
Nach Ablauf des Bieterverfahrens wird ein Auswahlgremium mit Vertretern des Senats, des Bezirks Mitte und des Liegenschaftsfonds über die Vergabe des Ensembles entscheiden. Als Kriterien nannte Lippmann neben einem angemessenen Kaufpreis schlüssige Nutzungs- und Finanzierungskonzepte der Investoren. Um unseriöse Angebote auszuschließen, werde die Bonität der Bieter überprüft.
Der Senat hatte Anfang März mit dem Beschluss der Ausschreibung einen zweiten Anlauf zum Verkauf des Geländes mit der traditionsreichen ehemaligen Operettenbühne genommen, nachdem der niederländische Unterhaltungskonzern Stage Holding 2002 wieder abgesprungen war. Offiziell wurde der Rückzieher mit immens hohen Sanierungskosten begründet. Nach Angaben des von der Stage Holding beauftragten Architekten, Frans Dikmans, wollte das Unternehmen bis zu 60 Millionen Euro investieren. Aus seiner Sicht wäre es bei Abstrichen am Denkmalschutz aber auch möglich, mit 20 Millionen Euro auszukommen.
Informationen zur Ausschreibung sind abrufbar unter:
http://www.liegenschaftsfonds.de
Raback hat «arge Zweifel» an Fortbestand des HOT
Potsdam (ddp-lbg). Das Potsdamer Hans Otto Theater (HOT) ist nach Ansicht des geschäftsführenden Direktors Volkmar Raback massiv in seiner Existenz bedroht. Zwar werde trotz aller Diskussionen ein neues Theatergebäude errichtet, aber er habe «arge Zweifel», dass es das Ensemble noch lange gebe, sagte Raback der Nachrichtenagentur ddp. Wenn Land und Stadt ihren Sparkurs wie bisher fortsetzten, sei das HOT in vier bis fünf Jahren «nicht mehr funktionabel». Eine Schließung werde dann wahrscheinlich.
«Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem es an die Substanz geht», warnte Raback. Schon jetzt seien von ursprünglich 321 Mitarbeitern nur noch 170 übrig. Es gebe auch keine Möglichkeit mehr, bei den Strukturen zu sparen. Wenn die Fördermittel weiter gekürzt würden, müssten noch mehr Stellen abgebaut werden, zudem könnten Maschinen nicht mehr gewartet werden. Die Zahl der Aufführungen und der Stücke müsste heruntergefahren werden. Auch die Qualität würde sinken. Dies würde im Endeffekt dazu führen, dass das Theater Zuschauer verliert.
Land und Stadt sparten beim Potsdamer Theater in diesem Jahr rund 250 000 Euro ein. Angesichts der finanziellen Notlage der öffentlichen Hand werde vermutlich auch in den nächsten Jahren beim HOT der Rotstift angesetzt. «Wir sind im freien Fall», betonte Raback. Irgendwann breche das Ensemble unter der Last der Sparzwänge zusammen.
Mit den Einsparungen im Kulturbereich ließen sich die ungleich größeren Haushaltslöcher nicht stopfen. Allerdings würde dadurch die größte Kultureinrichtung in Potsdam in Frage gestellt. Angesichts des Theaterneubaus sei dies «schizophren». Eine Schließung des HOT würde auch dazu führen, dass insbesondere junge Menschen Theater nicht mehr kennen lernen. Das Gros der Kinder und Jugendlichen werde nicht nach Berlin fahren, um dort ins Theater zu gehen, weil es einfach zu teuer sei.
Raback forderte vom Land verlässliche Rahmenbedingungen für die Theater in Brandenburg. Zuwendungsverträge sollten über mehrere Jahre laufen. Bislang habe das HOT von Land und Stadt noch nicht einmal die Zuwendungsbescheide für dieses Jahr erhalten. Raback sprach sich zugleich dagegen aus, die ohnehin knappen Fördermittel per Gießkannenprinzip zu verteilen. Wenn alle Einrichtungen «heruntergespart» würden, sei irgendwann auch der Brandenburger Theaterverbund nicht mehr funktionsfähig. Besser wäre es, Prioritäten zu setzen, auch wenn dies das Aus für das HOT bedeuten könnte.
Thüringen: Land gibt 1,65 Millionen Euro für neues Erfurter Theater
Erfurt (ddp-lth). Für die Erstausstattung des neuen Erfurter Theaters stellt der Freistaat 1,65 Millionen Euro bereit. Mit dem Geld sollen die Bühneneinrichtung, die Beleuchtung, die Elektroakustik und die Orchesterstühle bezahlt werden, teilte das Kunstministerium am Donnerstag in Erfurt mit. Den Bewilligungsbescheid wird Ministerin Dagmar Schipanski (CDU) am Dienstag an das Theater übergeben. Das neue Theater wird Mitte September eingeweiht. Es bietet 800 Zuschauern Platz. Die Baukosten betragen rund 60 Millionen Euro.