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28.3.: kulturfinanzierung aktuell +++ saarland

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Musiktheater, Schauspiel und Ballett bleiben - Landesregierung kommt Theater entgegen +++ Kultusminister Jürgen Schreier fordert von Landeshauptstadt mehr kulturelles Engagement


Musiktheater, Schauspiel und Ballett bleiben - Landesregierung kommt Theater entgegen
Der Zuschuss des Landes für das Saarländische Staatstheater wird neu justiert: Statt der ursprünglich vorgesehenen sechs Millionen Euro bis 2009 muss das Theater nur noch 4,8 Millionen Euro einsparen. Der Zuschuss des Landes beträgt am Ende der schrittweisen Zurückführung damit immer noch rund 20 Millionen Euro pro Jahr. Dies hat der Aufsichtsrat des Theaters in seiner heutigen Sitzung beschlossen.

Das neu definierte Sparziel resultiert aus der Entscheidung, neben Musiktheater und Schauspiel auch das Ballett als dritte Sparte zu erhalten. Damit ist trotz schwieriger finanzieller Rahmenbedingungen in der Diskussion um Einsparungen beim Staatstheater ein wichtiges kulturelles Signal gesetzt worden.

Ein weiteres finanzielles Entgegenkommen hat die Landesregierung dadurch erbracht, dass das Kinder- und Jugendtheater *Überzwerg" auch weiterhin einen eigenen - sogar erweiterten - Etat behält und dem Staatstheater nicht zugerechnet worden ist. Zudem wurde die drohende Insolvenz der Staatstheater GmbH durch eine Finanzspritze des Landes in Höhe von rund einer halben Million Euro abgewendet, nachdem das Haus in der Spielzeit 2004/2005 - also noch vor der Spardiskussion - erhebliche Zuschauereinbußen hinnehmen musste.
Vor diesem Hintergrund hat eine Strukturkommission aus Vertretern des Kultusministeriums, des Finanzministeriums, der kaufmännischen Geschäftsführung des Theaters sowie zweier externer Berater, Prof. Dr. Klaus Siebenhaar (Berlin) und Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Zimmerling (Saarbrücken), ein Konzept für das Staatstheater entworfen, das ohne Substanzeinbußen die Zukunft des Saarländischen Staatstheaters sichert.

Ziel sei es, so der Aufsichtsratsvorsitzende des Theaters, Kultusminister Jürgen Schreier, wie bisher daran festzuhalten, ohne betriebsbedingte Kündigungen auszukommen. Unabdingbare Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Gewerkschaften, mit denen jetzt auf der Basis dieses Konzepts verhandelt wird, bereit sind - wie an anderen deutschen Theatern auch - Haustarifverträge abzuschließen.

Minister Jürgen Schreier: *Wir haben Vorleistungen erbracht, jetzt sind die Gewerkschaften am Zuge. Ich bin überzeugt, dass auch sie sich ihrer kulturpolitischen Verantwortung nicht entziehen werden."

Minister Jürgen Schreier dankte den Mitgliedern der Kommission für ihre Arbeit. Er hob hervor, dass die Beratungen getragen waren, von dem Bewusstsein gemeinsamer Verantwortung sowie einem Höchstmaß an kommunikativer Offenheit gegenüber allen Gruppen im Theater. Der Dialog mit der neuen Generalintendantin sowie dem kaufmännischen Direktor war sehr konstruktiv. Beide machten bei allen Verhandlungen deutlich, dass die Qualität des Theaters oberste Priorität hat. Ein konstruktiv-kritischer Dialog war die Maxime ihres Handelns.


Kultusminister Jürgen Schreier fordert von Landeshauptstadt mehr kulturelles Engagement
Ein stärkeres finanzielles Engagement von Seiten der Landeshauptstadt Saarbrücken ist für Kultusminister Jürgen Schreier unabdingbar, wenn es gelingen soll, die Landeshauptstadt kulturell aufzuwerten. Das von der Stadt Saarbrücken so intensiv propagierte Projekt „Stadt am Fluss“ habe im Wesentlichen städtebauliche und verkehrspolitische Komponenten. Hingegen werde die Kultur als wichtiger Standortfaktor von der Landeshauptstadt stiefmütterlich behandelt. Man verlasse sich bei der Finanzierung der kulturellen Grundversorgung praktisch ganz auf das Land.

Dies, so Kultusminister Jürgen Schreier, könne so nicht weitergehen. Wer als Landeshauptstadt eine herausragende Rolle beanspruche, der müsse sich auch der damit verbundenen Verantwortung im kulturellen Bereich stellen. Das Gegenteil, kritisiert Kultusminister Jürgen Schreier, sei der Fall.

Engagement beim Staatstheater: Fehlanzeige
Während ursprünglich das Theater allein als Stadttheater Saarbrücken geführt wurde, beteiligte sich die Stadt Saarbrücken beim anschließenden Zweckverband Staatstheater bis in die späten 80-er Jahre wenigstens noch zur Hälfte an der Finanzierung. Danach verabschiedete sie sich - bis auf die Leistungen für die Pensionen und Renten ihrer früheren Theatermitarbeiter - völlig aus der finanziellen Verantwortung. Gegenüber einer hälftigen Finanzierung hat die Stadt seit 1987 über 200 Millionen Euro allein im Theaterbereich gespart, während sich andere Landeshauptstädte nicht aus der Verantwortung gestohlen haben.
Jürgen Schreier: „Würde sich die Stadt Saarbrücken als Theaterstandort und Hauptnutznießer nur annähernd so verhalten wie nahezu alle Hauptstädte anderer Bundesländer hätten wir keine Minute über das Theater diskutieren müssen. Nicht nur, dass es schon schlimm genug ist, über Jahre hinweg nichts zu bezahlen, ist sich die Oberbürgermeisterin auch noch nicht zu schade, die notwendigen Einsparungen, die sie im Aufsichtsrat des Staatstheaters selbst mitgetragen hat, an anderer Stelle, nämlich in der Zeitschrift des deutschen Kulturrates „Politik und Kultur“ zu kritisieren.“

Kinder- und Jugendtheater Überzwerg: Fehlanzeige
Das Kinder- und Jugendtheater Überzwerg erhielt von der Landesregierung ein sicheres finanzielles Fundament. Im Haushalt werden rund 600.000 Euro bereitgestellt. Obwohl diese Bühne unverzichtbare Leistungen für die Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen erbringt und damit zugleich eine wichtige sozialpolitische Aufgabe in einer Welt des Medienkonsums wahrnimmt, beteiligt sich die Landeshauptstadt Saarbrücken mit keinem Cent.

Museumsbereich: Stadt hat Zusammenarbeit aufgekündigt
Bislang hat sich die Stadt Saarbrücken weder an der Modernen Galerie, weder an der Alten Sammlung, weder am Museum für Vor- und Frühgeschichte am Schlossplatz noch am Umbau der Schlosskirche zu einem attraktiven Museum mit jährlich 50.000 Besuchern beteiligt.

Lediglich die Betriebskosten für die Stadtgalerie hat sie mit einem für 15 Jahren festgeschriebenen Betrag von rund 486.000 Euro bezuschusst. Auch diese bescheidene Mitfinanzierung der auch die Wirtschaftskraft der Stadt begünstigenden Museen – allein im letzten Jahr wurden rund 70.000 Besucher gezählt - hat sie mit Wirkung vom zum 1. Januar 2008 auch noch gekündigt. Nur am Rande sei darauf hingewiesen, dass bei dem neben der Stiftung zweitwichtigsten Museumskomplex, nämlich dem „Zweckverband Historisches Museum Saar“, die Stadt ebenfalls außen vor bleibt. Das Historische Museum am Schlossplatz tragen allein Stadtverband und Land.

Jürgen Schreier: „Mit Sorge erfüllt mich, dass auch der groß angekündigte Kulturentwicklungsplan 2015 sich gelinde gesagt durch eine bemerkenswerte Distanz gegenüber den meisten kulturellen Grundversorgern auszeichnet. Wenn das Land sich zum wiederholten Male in Saarbrücken kulturell engagiert und die neu geordnete Museumslandschaft auch noch durch einen vierten Pavillon komplettieren möchte, kann nicht schon wieder die Stadt Saarbrücken, deren Aufwertung dies alles dient, außen vor bleiben. Man kann von der Stadt wirklich jetzt einmal ein kulturpolitisches Signal des eigenen Engagements erwarten.“


Quelle: Pressemeldung
http://www.bildung.saarland.de