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Staatsoperette Dresden beleuchtet leichte Muse zur Nazi-Zeit +++ NRW Kultursekretariat setzt neue Schwerpunkte - Programm erweitert
Staatsoperette Dresden beleuchtet leichte Muse zur Nazi-Zeit
Dresden (ddp-lsc). Ursprünglich war die Operette ein wildes, freches und spritziges Genre. In Glanzzeiten wie den 20er und 30er Jahren spiegelte sie die Vergnügungssucht der Menschen wider, erklärt die Chefdramaturgin der Staatsoperette Dresden, Carin Marquardt. Doch mit Beginn der Nazi-Zeit erhielt die Gattung einen Dämpfer. Die Operette sei nach 1933 «platt gemacht» worden. Sex und alles Unsittliche seien heraus gestrichen und durch Herz-Schmerz-Episoden ersetzt worden. Die Veränderung sei sogar so weit gegangen, dass Stücke «arisiert» wurden, indem man nicht deutsch klingende Namen ersetzte und jüdische Komponisten oder Librettisten schlichtweg unterschlug, sagt Marquardt.
Eine öffentliche Fachtagung vom 26. bis 28. November, organisiert von der einzigen reinen Operettenbühne Deutschlands, widmet sich in der kommenden Spielzeit in Dresden diesem Thema. «Operette unterm Hakenkreuz - Die Leichte Muse und das Dritte Reich» lautet der Titel des Expertentreffens, das sich mit der Entwicklung der musikalischen Gattung von der Weimarer Republik bis in die Nachkriegszeit befasst.
Die publikumsoffenen Veranstaltungen sollen unter anderem das Schicksal bedeutender jüdischer Operettenkomponisten und -librettisten nach 1933 sowie die Zeit nach Ende des Zweiten Weltkrieges beleuchten, in der die Operette laut Marquardt weiter verkitscht und verklärt worden sei und «nur noch Schmalz» gezeigt wurde.
Vorgesehen sind Seminare, Vorträge und Diskussionen, als Experten der Fachtagung werden Zeitzeugen sowie Verleger, Musikwissenschaftler und Regisseure erwartet, darunter auch Peter Konwitschny. Zu sehen sind hauseigene Produktionen so genannter «entarteter Operetten» wie etwa Emmerich Kálmáns «Herzogin von Chicago» und Paul Ábraháms «Viktoria und ihr Husar». Zudem sollen historische Ton- und Filmdokumente die Instrumentalisierung des Genres durch die Nationalsozialisten aufzeigen.
Bei den Planungen für die kommende Spielzeit setzt die Staatsoperette nach eigenen Angaben weiterhin verstärkt auch auf selten gespielte oder in Vergessenheit geratene Stücke. Nach dem Erfolg von «Die Herzogin von Chicago» in der Spielzeit 2003/04 stünden in der kommenden Saison das wenig aufgeführte Stück «Der Carneval in Rom» von Johann Strauss sowie drei weitere Premieren auf dem Programm, wie Intendant Wolfgang Schaller sagte. Die Auslastung der Staatsoperette in der vergangenen Spielzeit betrug 86 Prozent.
http://www.staatsoperette-dresden.de
NRW Kultursekretariat setzt neue Schwerpunkte - Programm erweitert
Wuppertal (ddp-nrw). Das NRW Kultursekretariat richtet unter seiner neuen Leitung seine Schwerpunkte in der Zusammenarbeit mit seinen Partnerstädten und deren Institutionen neu aus. Wie das Kultursekretariat am Mittwoch in Wuppertal mitteilte, möchte sich der Zweckverband verstärkt für ambitionierte Kulturprojekte engagieren. Diese Kulturförderung könne aber nur umgesetzt werden, wenn die finanziellen Zuwendungen vom NRW-Kulturministerium nicht gekürzt würden, sagte Christian Esch, der seit dem 1. April neuer Direktor des Kultursekretariats ist.
Das Gesamtprogramm des Kultursekretariats, das unter anderem den Theaterwettbewerb «Impulse», das Kinder-Musik-Theater-Festival «Traumspiele» und den Kunst- und Künstleraustausch «Transfer» umfasst, wird nun um vier Projekte ergänzt. So soll eine Initiative mit dem Titel «Das 3. Ohr» ein Auftrittsnetzwerk für Ethno- und Weltmusik fördern. Das Projekt «StaTTTheater» soll neue Kooperationsformen zwischen den städtischen Bühnen erproben.
Geplant ist auch ein Programmbereich mit dem Titel «Neue_Medien_Kunst», mit dem die wachsende Bedeutung der elektronischen Medien in der Kunst deutlich gemacht werden soll. Und gemeinsam mit der Stadt Münster ist das Projekt «Tiefenbohrung» geplant. Das Vorhaben solle eine Entdeckungsreise in die NRW-Kulturgeschichte vor 1800 bieten, an der sich Museen, Bibliotheken und Archive beteiligen könnten, hieß es.
Dem Kultursekretariat gehören derzeit 21 Städte und der Landschaftsverband Rheinland an. Ziel ist es, Theater- und Musikprogramme sowie Projekte der Literatur und der bildenden Kunst zu unterstützen. Esch betonte, das Kultursekretariat verstehe sich als «innovative Denkfabrik innerhalb unserer Mitgliedsstädte und Kulturinstitutionen».
http://www.nrw-kultursekretariat.de