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3.11.: kulturpolitik aktuell +++ kulturpolitik

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Berlin: Schindhelm fordert Klarheit über Sanierung der Staatsoper +++ Berlin: Ex-Kulturstaatsministerin kritisiert Haltung der Länder zu Berlin


Berlin: Schindhelm fordert Klarheit über Sanierung der Staatsoper
Berlin (ddp-bln). Der Generaldirektor der Stiftung Oper Berlin, Michael Schindhelm, hat Klarheit über die anstehende Sanierung der Staatsoper verlangt. Im Deutschlandradio Kultur sagte Schindhelm am Freitag, er hoffe, dass sich die politischen Verhältnisse bald klärten. Die Entwicklung sei «im Moment außerordentlich undurchschaubar, und ich hoffe, dass wir bald Ansprechpartner bekommen, mit denen wir darüber reden können».
Schindhelm warnte vor weiteren Verzögerungen. Er sagte, sollte es tatsächlich so sein, dass die Sanierung der Staatsoper auf unbestimmte Zeit verschoben wird, «dann haben wir hier in Berlin ein grandioses Problem». Dies betreffe nicht nur die Staatsoper, sondern die Zukunft aller Opern. Hier könne er mit einem neu ausgerichteten Konzept dann nichts mehr auffangen.
Schindhelm äußerte Verständnis für die angespannte Haushaltslage der Stadt - auch vor dem Hintergrund der «rigorosen» Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts. Gleichzeitig sei er aber besorgt: «Es ist ambivalent, zu sagen, wir wollen drei Opern, aber eine muss an den Bund. Es haben auch schon Politiker gesagt, wenn bis Mitte der Legislaturperiode keine Lösung für die Staatsoper gefunden ist, dann würde dort eine aus baulichen Gründen notwendige Schließung erfolgen.»
Eine vom Bund finanzierte Staatsoper könne er sich durchaus vorstellen, erläuterte Schindhelm. Am Ende interessiere es den Zuschauer nicht, ob er jetzt in einer Nationaloper oder in einer Oper des Landes Berlin sitzt.

Berlin: Ex-Kulturstaatsministerin kritisiert Haltung der Länder zu Berlin
Berlin (ddp). Die frühere Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) empfindet die Haltung der Länder gegenüber der Hauptstadt als «hämisch». Im «Tagesspiegel» (Freitagausgabe) beklagte sie die starr gehandhabte Kulturhoheit der Länder nach der Föderalismusreform. Dennoch hält Weiss die wiederholte Forderung, der Bund möge die Staatsoper Unter den Linden übernehmen, aus verfassungsrechtlichen Gründen für falsch.
Weiss empfiehlt stattdessen ein verstärktes Engagement des Bundes «bei der kompletten Sanierung der Staatsoper und beim Humboldt-Forum«. »Das wäre ein klares Bekenntnis zur Hauptstadt und zur Geschichte Deutschlands», sagte sie. Zugleich rät sie, «die Stiftung Preußischer Kulturbesitz vollständig in die Hand des Bundes zu übernehmen, also auch die 25 Prozent, die jetzt noch die Länder tragen».
«Zeit»-Herausgeber Michael Naumann, der 1998 vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) als erster Kulturstaatsminister berufen worden war, sagte der Zeitung: «Es wäre furchtbar, wenn die Stadt das, worauf sie am meisten stolz sein kann, nämlich Kultur und Wissenschaft, in der politischen Kleingemengelage leichtfertig verspielt.» Anders als Weiss hält er es für möglich, «dass die Staatsoper aus dem zwar gut gemeinten, aber bislang nichtsnutzigen Verband der Opernstiftung herausgelöst und unter der Obhut der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Bundeshand übergeben wird».
Naumann plädierte außerdem für die Umwandlung von ein oder zwei Berliner Hochschulen in Bundesinstitutionen, «nach dem Vorbild der Schweiz, dem föderalistischsten Land der Welt». Für die Übernahme etwa der Humboldt-Universität genüge ein Verfassungszusatz.
Beide Vorgänger von Amtsinhaber Bernd Neumann (CDU) sprachen sich dafür aus, dass die rot-rote Koalition einen eigenständigen Kultur- und Wissenschaftssenator beruft und die Kultur nicht in die Verantwortung eines Staatssekretärs in der Senatskanzlei übergibt.