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Staatsregierung will 11,2 Millionen Euro für Kultur vergeben +++ Verband befürchtet großes Museumssterben in Sachsen-Anhalt +++ Kultur am Tropf - Experten beraten über Zukunft sächsischer Museen +++ David Chipperfield baut an der Berliner Museumsinsel
Staatsregierung will 11,2 Millionen Euro für Kultur vergeben
München (ddp-bay). Mit 11,2 Millionen Euro will die Staatsregierung dieses Jahr den Kulturbereich fördern. Die Vergabe der Mittel aus dem Kulturfonds Bayern müsse aber noch vom Haushaltsausschuss des Landtages genehmigt werden, sagte Kunstminister Hans Zehetmair (CSU) am Mittwoch im Münchner Landtag. Insgesamt werden nach Worten des Ministers 156 Maßnahmen gefördert, ein Plus von 30 im Vergleich zum Vorjahr. Das Gros der Fördermittel kommt mit knapp 2,34 Millionen Euro den Theatern im Freistaat zu Gute, gefolgt von rund 2 Millionen Euro für die Denkmalpflege und etwa 1,76 Millionen Euro für die Museen.
Unter den geförderten Maßnahmen befinden sich die Generalsanierung des E.T.A. Hoffmann Theaters in Bamberg, das mit rund 750 000 Euro aus dem Kulturfonds rechnen kann. Das Museum «Kulturspeicher Alter Hafen» in Würzburg bekommt knapp 307 000 Euro, für das Porzellanmuseum in Selb sind rund 51 000 Euro vorgesehen. Das Textilmuseum in Augsburg wird mit knapp 525 000 Euro gefördert. Vorgesehen sind außerdem Zuschüsse für die Sanierungsmaßnahmen an den Klöstern Rohr, Scheyern, Speinshart und Waldsassen.
Abgeordnete von CSU und SPD im Kulturausschuss des Landtags kritisierten, dass der Ausschuss zu wenig Mitspracherechte bei der Verteilung der Mittel aus dem Kulturfonds habe. Zehetmair wies die Kritik zurück. Das Verfahren schreibe vor, dass der Kulturausschuss von den Fördermaßnahmen lediglich zu unterrichten sei. Die Entscheidungsbefugnis liege ausschließlich beim Kabinett und beim Haushaltsausschuss des Landtages.
Verband befürchtet großes Museumssterben in Sachsen-Anhalt
Bernburg (ddp-lsa). In Sachsen-Anhalt kündigt sich nach Einschätzung des Museumsverbandes ein Museumssterben von «erschreckenden Ausmaßen» an. Mit den Museen gingen die kommunalen Erinnerungsorte verloren, warnte der Verband am Mittwoch in Bernburg. Zudem verarme das touristische Angebot.
Das Kreismuseum Oschersleben habe bereits Ende März seine letzten Besucher empfangen, teilte der Verband mit. Das Kreismuseum Schönebeck, das über 70 000 Sammlungsgegenstände besitzt und erst vor kurzem aufwändig saniert wurde, stehe auf der Streichliste des Landkreises. In Stendal solle das Altmärkische Museum, das vor 115 Jahren entstand, für immer seine Tore schließen. Ein traditionsreiches Haus ist auch das 1886 gegründete Kreismuseum Jerichower Land in Genthin, dessen Ende nach Angaben des Verbandes nahe ist.
In Magdeburg droht die Schließung des Technikmuseums , das die Erinnerung an die große industrielle Vergangenheit der Stadt bewahrt. In Gardelegen steht das Stadtmuseum vor der Schießung, das zugleich die Mahn- und Gedenkstätte Gardelegen betreut, wo an mehr als 1000 ermordete KZ-Häftlinge erinnert wird. In Quedlinburg ist die Existenz der international bedeutenden Lyonel-Feininger-Galerie bedroht, die eine der umfangreichsten geschlossenen Grafikbestände des Künstlers verwahrt. Sollte dort nicht ein neuer Träger oder ein neuer Geldgeber gefunden werden, sei die Schließung wohl unvermeidlich, stellte der Verband fest.
Zahlreiche Museen, die nicht unmittelbar in ihrer Existenz bedroht seien, stünden gleichwohl vor erheblichen Problemen, erklärte der Verband weiter. Die Verkürzungen von Arbeitszeiten und das Wegfallen von Stellen mache den Kulturstätten schwer zu schaffen. Die Mitarbeiter der Städtischen Museen Dessau arbeiten nur noch 34,5 Stunden pro Woche. In Weißenfels wurde die Stundenzahl der Beschäftigten des Museums Schloss Neu-Augustusburg auf 30 Stunden reduziert. In Köthen wird nach Informationen des Verbandes vermutlich die Stelle des Museumsleiters nicht wieder besetzt. Das Museum Burg Querfurt, das mit jährlich 60 000 Besuchern zu den Publikumsmagneten der Straße der Romanik zählt, werde ab der zweiten Jahreshälfte voraussichtlich mit einem Mitarbeiter auskommen müssen, kritisierte der Verband.
http://www.mv-sachsen-anhalt.de
Kultur am Tropf - Experten beraten über Zukunft sächsischer Museen
Dresden (ddp-lsc). Rund 100 Museumsfachleute aus allen Teilen Sachsens beraten ab Samstag auf einem dreitägigen Treffen in Annaberg-Buchholz über die finanzielle Zukunft der sächsischen Ausstellungsstätten und Denkmäler in Zeiten knapper Kassen. Im Zentrum der Tagung stehen vor allem durch Kürzungen der Etats sowie durch Haushaltssperren und Stellenstreichungen hervorgerufene Probleme der insgesamt rund 350 Museen im Freistaat, wie der Sächsische Museumsbund als Veranstalter des Treffens am Mittwoch in Dresden mitteilte.
Unter anderem suchen die Fachleute während ihrer Tagung in der erzgebirgischen Stadt nach Lösungen, um negative Folge für die Museen durch die klamme Finanzsituation abzuwenden. Den Angaben nach handelt es sich bei einem Großteil der sächsischen Ausstellungsstätten um Stadt- und Heimatmuseen.
http://www.schlossbergmuseum.de/smb
David Chipperfield baut an der Berliner Museumsinsel
Berlin (ddp-bln). Der britische Stararchitekt David Chipperfield baut an der Berliner Museumsinsel. Gegenüber dem Neuen Museum wird Chipperfield seinen Entwurf für ein Galeriegebäude realisieren, sagte der Kunstsammler Heiner Bastian am Mittwoch in Berlin. Bastian hatte das Grundstück «Hinter dem Gießhaus 1» vor drei Jahren vom Berliner Senat gekauft.
Chipperfield ging als Sieger aus einem Wettbewerb hervor, an dem sich auch die Architekten Frank O. Gehry und Ron Radziner (USA), Peter Zumthor (Schweiz) und der Berliner Hans Kollhoff beteiligt hatten. Bei der Entscheidung habe er sich unter anderen mit dem Verleger Wolf Jobst Siedler, dem Kulturpolitiker Christoph Stölzl und den Künstlern Anselm Kiefer und Cy Twombly beraten, sagte Bastian.
Chipperfields Entwurf für das Ausstellungsgebäude zeichne sich durch «Schönheit und Purismus» aus. Für die weiteren Planungen werde ein halbes Jahr benötigt. «Wenn alles gut geht, können wir im nächsten Jahr mit dem Bau beginnen und 2005 fertig sein», fügte Bastian hinzu.
Alle Entwürfe waren seit 6. Februar in einer Ausstellung im Pergamonmuseum auf der Museumsinsel gezeigt worden. Mehr als 140 000 Besucher machten sich ein Bild von den möglichen Veränderungen auf dem Terrain, das zum Unesco-Weltkulturerbe gehört.