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SPD und Grüne wollen Lage der Musik erörtern +++ Langner sieht die Zukunft einiger NRW-Landesbühnen «akut gefährdet» +++ Konwitschny: Neid ist Ursache für Spardiskussion an Theatern
SPD und Grüne wollen Lage der Musik erörternBerlin (ddp). Vor dem Hintergrund der Frankfurter Musikmesse 2004 wollen SPD und Grüne die Lage der Musik im Kulturausschuss des Bundestages erörtern. Eine entsprechende Anhörung beantragten die kulturpolitischen Sprecher Antje Vollmer und Eckardt Barthel, teilten beide Fraktionen in einer gemeinsamen Erklärung am Freitag in Berlin mit.
Zu der Anhörung sollen prominente Musiker sowie die Veranstalter der Musikmesse Popkomm eingeladen werden. Sie soll während der Popkomm Ende September in Berlin stattfinden.
Die Krise der deutschen Musikindustrie sei «ein Thema, das immer mehr öffentliche Aufmerksamkeit» bekommt, heißt es zur Begründung in der Mitteilung. Verschiedene Ursachen führten «zu immensen Umsatzeinbußen und Entlassungen: die Konzentration auf nur noch wenige große Label, die veränderte Situation in den Rundfunksendern, das massenhafte Brennen von CDs und der illegale Tauschhandel im Internet».
Diese «dramatische Lage» betreffe vor allem die Musiker selbst: Wer nicht von einem der wenigen großen Musiklabels vertreten werde, habe kaum noch eine Chance, öffentlich wahrgenommen zu werden. Gerade Nachwuchskünstler fänden «immer weniger Unterstützung - aber auch bekannte deutsche Musiker werden im Rundfunk kaum noch gespielt», gaben die Sprecher zu bedenken.
Langner sieht die Zukunft einiger NRW-Landesbühnen «akut gefährdet»
Aachen (ddp-nrw). Der Intendant des Aachener Grenzlandtheaters, Manfred Langner, sieht die Zukunft einiger nordrhein-westfälischer Landesbühnen «akut gefährdet». «Die Bühnen in Castrop-Rauxel und Dinslaken sind extrem bedroht und werden unter Umständen über die Klinge springen. Aber wohl nicht vor der Landtagswahl», sagte der Chef des wirtschaftlichsten Theaters in NRW mit einem Auslastungsgrad von 98,6 Prozent. Auch sein Haus habe stark zu kämpfen.
Für die kommende Spielzeit habe das Land ohne vorherige Ankündigung oder Rücksprachen seine Zuschüsse für das kleine Grenzlandtheater (218 Plätze) um 15 Prozent (= 51 000 Euro) gekürzt. «Für unser kleines Haus ist das ein Irrsinnsbetrag. So hoch ist unser gesamter Ausstattungsetat. Ich lasse nicht zu, dass diese gut funktionierende Institution vom Land gefährdet wird.» Für 2005 drohe gar eine Kürzung um 20 Prozent.
Langner kritisierte am Freitag vor allem die mangelnde Kommunikation des NRW-Kulturministeriums: «Hier wird an ein herausragendes Theater die Axt angelegt, und zwar in völliger Unkenntnis dessen, was hier geleistet wird.»
Konwitschny: Neid ist Ursache für Spardiskussion an Theatern
Köln (ddp). Opernregisseur Peter Konwitschny sieht im Neid ein wesentliches Motiv der Spardiskussion an den Theatern. «Kunst ist ja in gewisser Weise eine Therapie in einer Zeit, wo sonst wirklich fast nichts mehr noch mit der Wahrheit des Menschen zu tun hat. Und wir Künstler werden auch noch bezahlt dafür», sagte der 59-Jährige dem Theatermagazin «Die Deutsche Bühne». «Wenn dann argumentiert wird, dass wir uns das nicht mehr leisten können, dann steckt dahinter, glaube ich, auch Neid», betonte er. Denn Geld sei da, dies sei kein armes Land: «Es ist nur eine Frage der Verteilung.» Wenn er mit seiner Vermutung Recht habe, so fürchtet der Opernregisseur, werde man dem Theater über kurz oder lang den Garaus machen.